Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 197 Alfeld, ev. Kirche St. Nicolai 1580

Beschreibung

Grabplatte für Christoph von Wrisberg. Stein. Die Platte lehnt heute außen an der Nordostwand der Kirche, zur Zeit der Kunstdenkmäleraufnahme (1929) war sie in der Ostwand hinter dem Altar angebracht, ursprünglich bedeckte sie das Grab in der Wrisberg-Kapelle unter dem Nordturm.1) Auf dem an der Oberfläche stark beschädigten Denkmal ist im Mittelfeld unter einer Bogenarchitektur der Verstorbene in Rüstung dargestellt, das Schwert in der Linken, zu seinen Füßen der Helm. Die weitgehend abgetretene, erhaben mit großen Wortzwischenräumen ausgeführte Inschrift verläuft auf dem äußeren Rahmen der Platte. An der oberen Schmalseite ist sie durch zwei große Vollwappen unterbrochen, deren Wappeninhalte unkenntlich sind. Auf der rechten und der linken Seite des Mittelfeldes je eine senkrechte Reihe mit weiteren acht weitgehend zerstörten Vollwappen. Die Beischriften B sind unleserlich und können nur nach dem Kunstdenkmälerinventar wiedergegeben werden, wo sie allerdings nicht in Form einer Ahnenprobe angeordnet sind.2)

Inschrift A ergänzt nach Kdm., B nach Kdm.

Maße: H.: 278 cm; B.: 135 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Schrägliegende Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    Anno [. . .]6a) / [ – – – ] Jstb) der Edl Gestreng [Ch]ristoff von / [Wri]sberg Ob[rist seine]s Alters 74c) / [in dem Herrn] Seliglichen en[ts]chlaffen Dessen Seele [ – – – ]

  2. B

    V(ON) R[VTEN]BA[RG] // V(ON) STOCKHEM // V(ON) WENDR // D(E) BOCKE V(ON) NORTHOLZEd) // V(ON) SAMPLEVE // V(ON) LENGE // V(ON) WARPKE // V(ON) WINHVSEN

Wappen:
Rautenberg, Stöckheim, ?, Bock von Northolz, Sampleben, Lenge?, Warpke, Winhausen

Kommentar

Findel hat die Grabplatte dem Hildesheimer Bildhauers Ebert Wolf d. J. zugeschrieben.2) Ihre Personendarstellung und die zwei Hauptwappen an der oberen Schmalseite sowie die schrägliegende Fraktur entsprechen der 1586 oder später angefertigen, von Ebert Wolf d. J mit EBW signierten Grabplatte für August von Steinberg in Ottenstein.3) Der auffallende S-Versal in Seele ist auf beiden Grabplatten gleich gestaltet, weitere Einzelheiten können aufgrund der stark zerstörten Inschrift nicht verglichen werden.

Christoph wurde wohl 1506 (vgl. Anm. b) als Sohn der Eheleute Ernst von Wrisberg (gest. 1530, vgl. Nr. 135) und Katharina von Zersen geboren. Er gehörte zu den bedeutenden Söldnerführern des 16. Jahrhunderts.4) Im Jahr 1554 heiratete er Lukretia von Schlorn gen. von Gelen, die, nachdem sie ihre Witwenjahre auf dem Wrisbergschen Adelshof in Hildesheim am Brühl verbracht hatte,5) 1599 starb und in St. Paul in Hildesheim begraben wurde.6) Christoph von Wrisberg blieb zeit seines Lebens katholisch. Sein Neffe Ernst von Wrisberg, Sohn seines gleichnamigen Bruders (Nr. 188), war Mitglied des Hildesheimer Domkapitels.7) Seine Nichte Katharina hatte das Amt der Domina im St. Magdalenen-Kloster in Hildesheim inne. Christoph von Wrisberg verstarb am 10. Juni 1580.8)

Textkritischer Apparat

  1. 6] Sofern die Lesung als 6 zutrifft und die Ziffer tatsächlich in der Einerposition der Jahreszahl steht, könnte hier das Geburtsjahr Christoph von Wrisbergs gestanden haben, das in der Überlieferung allerdings sonst mit 1510 oder 1511 unsicher angegeben wird. Das Geburtsjahr 1506 würde zur Angabe des Lebensalters (74 Jahre) in der Inschrift und dem von Wrisberg (Gedächtniß Christoffs von Wrißberg, S. 3–5) genannten Todesjahr passen.
  2. Jst] Fehlt Kdm.
  3. 74] Fehlt Mithoff.
  4. D(E) BOCKE V(ON) NORTHOLT] D. ROCKE V. NCKTEOTT (unsicher) Kdm.

Anmerkungen

  1. Vgl. Heinze, Geschichte Stadt Alfeld, S. 69.
  2. Vgl. Findel, Bildhauerfamilie Wulff, S. 22, s. a. Einleitung Kap. 8.4.
  3. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 99 mit Abb. 108.
  4. Paul Zimmermann, Christoph von Wrisberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 44 (1898), S. 556–558 mit besonderer Berücksichtigung seiner militärischen Karriere.
  5. Achilles, Der Wrisbergsche Adelshof, S. 42–54; Joachim Brandis’ Diarium, S. 453,14f.
  6. Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 530.
  7. Seine Grabschrift in DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 491.
  8. Biografische Daten soweit nicht anders vermerkt nach Wrisberg, Gedächtniß Christoffs von Wrißberg, S. 3–5.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 53.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 15.
  3. Heinze, Geschichte Stadt Alfeld, S. 69.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 197 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0019707.