Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 157 Brüggen, ev. Kirche St. Maria zu den Sieben Bergen 1. H. 16. Jh., 1643 o. später

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sechspassfuß auf breiter Sockelplatte, die Zarge ist verziert mit einem Kreuzornament. In einem der Pässe ein aufgenieteter Kruzifixus ohne Kreuz. Schaftstücke sechseckig. Am Nodus sechs Rotuli mit den gold in dunklem Grund eingelegten Buchstaben der Inschrift A. Unter dem Fuß ist die Gewichtsangabe B eingeritzt. Der Kelch trägt zweimal die Marke (M 10) des Hildesheimer Goldschmieds Hans Köster auf der Sockelplatte.1)

Maße: H.: 16,9 cm; Dm.: 14,2 cm (Fuß), 10,2 cm (Kuppa); Bu.: 0,7 cm–0,9 cm (A), 0,7 cm (B).

Schriftart(en): Minuskeln und Majuskeln (A), Kapitalis und Minuskel (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    J〈H〉esv〈s〉a)

  2. B

    XXV LOTTb) · M · 2 · q(uentchen)

Kommentar

Die Inschriften A und B sowie die einzelnen Teile des Kelchs stammen aus verschiedenen Zeiten. Der Fuß ist entsprechend der Meistermarke des Hildesheimer Goldschmieds Hans Köster in der Zeit zwischen 1643 und 1690 entstanden.2) Der Nodus mit einzelnen Buchstaben in gotischer Minuskel dürfte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen.3)

Textkritischer Apparat

  1. JHesvs〉] H und s bei einer Restaurierung nach 1939 erneuert; in Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau) von 1939 heißt es: „das h und ein s sind ausgebrochen.“
  2. LOTT] In einer Schicht unter dem Wort LOTT sind Reste einer römischen Ziffer zu erkennen, vielleicht eine Fehlgravur. Es handelt sich um drei Schäfte mit drei Punkten, möglicherweise lautete die Gewichtsangabe ursprünglich XXVIII. Auch bei der 2 vor q(uentchen) ist in einer unteren Schicht ein Schaft mit einem Punkt zu sehen.

Anmerkungen

  1. Zu Hans Köster vgl. Scheffler, Goldschmiede, Bd. 2, S. 817. Der bei Scheffler abgebildeten Meistermarke fehlt das in der Verlängerung des K-Schafts angebrachte Kreuz. Die Marke des Hans Köster befindet sich auch auf einer Abendmahlskanne von 1644, die ursprünglich für die St. Martini-Kirche in Hildesheim gefertigt wurde, vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 725 (heute in der St. Michaelis-Kirche in Hildesheim).
  2. Köster wurde 1643 in die Goldschmiedegilde aufgenommen und starb 1690, vgl. Scheffler (wie Anm. 1).
  3. Vgl. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 20 wird der Kelch auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert, offenbar weil die in der Marke des Hans Köster angegebene Zahl 47 ohne Kenntnis seiner Lebensdaten zu [15]47 ergänzt wurde. Zeichnung der Marke ebd., S. 219. – Die Zahl 47 bietet offenbar kein Entstehungsdatum, da sie auch auf einer inschriftlich datierten Kanne von 1644 angebracht ist (vgl. Anm. 1).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 20.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 157 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0015703.