Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 144 Wülfingen, Mausoleum 1539

Beschreibung

Grabplatte für Regina Bock von Wülfingen. Stein. Die hochrechteckige Platte lehnt außen an der Nordwand des Mausoleums, die untere Schmalseite ist in den Boden eingesunken. Im Innenfeld der verwitterten Platte befand sich wahrscheinlich eine Darstellung der Verstorbenen in Ritzzeichnung. Die Inschrift ist vierseitig umlaufend eingehauen. Als Worttrenner Doppelpunkte.

Maße: H.: 180,5 cm; B.: 95 cm; Bu.: 6–7,5 cm.

Schriftart(en): Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. Anno d(omi)ni M vc / xxxix js gestorue(n) Reginaa) Orde(n)b(er)ch / bocks dochter / vp · den dach · Eligij1)

Übersetzung:

Im Jahr 1539 ist Regina, Ordenberg Bocks Tochter, am Tag [des heiligen] Eligius gestorben.

Kommentar

Die Minuskel lässt sich keiner der zeitüblichen epigrafischen Minuskel-Schriften zuordnen. Besonders auffällig sind die folgenden Formen: Der oberhalb der Grundlinie befindliche Teil des g ist eckig ausgeführt, an der linken unteren Ecke setzt eine feine, senkrecht geschwungene Unterlänge an. a hat die Form des Kasten-a; s und u weisen keine Brechung auf. Die Verwendung von cc-a (vgl. Anm. a), des im lateinischen Abkürzungssystem üblichen r-Hakens und auch des aus einzelnen Elementen zusammengesetzten Fraktur-Versals E lässt auf Kenntnis zeitgenössischer Druck- oder Handschriften für den Schriftentwurf schließen.

Der ungewöhnliche Vorname Ordenberch ist in der Familie Bock seit dem Ende des 13. Jahrhunderts belegt. Seit dieser Zeit waren die Bock von Wülfingen Lehnsinhaber der Burgstätte Ordenberg, die bis dahin die Familie von Ordenberg als Lehen besessen hatte.2) Der in der Inschrift genannte Ordenberg III. von Bock hat 1525 in Wittenberg studiert und wurde 1543 von Elisabeth von Calenberg in den Ausschuss zur Durchführung der Reformation in ihrem Fürstentum berufen.3) 1539 war er Pfandinhaber des Hauses Gronau, 1542 ist er in Elze nachzuweisen. Verheiratet war er mit Florentina von Quitzow.4)

Textkritischer Apparat

  1. Regina] a in Form eines cc-a reduziert auf zwei Quadrangeln über i und n gehauen.

Anmerkungen

  1. 1. Dezember.
  2. Vgl. Huck, Bock von Wülfingen, Teil 1, S. 38f.
  3. Ebd., S. 94.
  4. Ebd., Tafel 7, Nr. 120.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Calenberg, S. 183.
  2. F. H. Hesse, Heimatkundliche Wahrzeichen. Hannover 1929, S. 223 (Nr. 804).
  3. Kdm. Kreis Springe, S. 223.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 144 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0014406.