Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 95† Breinum, ev. Marienkirche 1512

Beschreibung

Glocke. Die Glocke kam am 11. Juli 1914 in das Provinzialmuseum in Hannover und wurde am 20. Juli 1923 an das Kestner-Museum weitergegeben. Dort ist sie im Jahr 1943 zerstört worden.1) Auf der Flanke war ein kleines Marienbild angebracht.2)

Inschrift nach Kdm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. maria · mater · disperatoru(m)a) · fuga · multitudine(m) · demonu(m) salve · consolatrix · miseroru(m) · suscipe · a(n)i(m)as · eorum · harme(n) koster me fecit an(n)o d(omi)ni · m · d · xii

Übersetzung:

Maria, Mutter der Verzweifelten, vertreibe die Menge der Dämonen [= Teufel]. Sei gegrüßt, Trösterin der Elenden, nimm ihre Seelen auf. Harmen Koster hat mich gemacht im Jahr des Herrn 1512.

Versmaß: Lateinische Reimverse.

Kommentar

Zu Harmen Koster s. den Kommentar zu Nr. 60.

Die Inschriften der von Harmen Koster gegossenen Glocken bestehen mit wenigen Ausnahmen aus lateinischen oder deutschen Mariengebeten; sie übernehmen meistens keine festgefügten Vorlagentexte, sondern sind individuell aus verschiedenen Versatzstücken zusammengesetzt. Auf der Breinumer Glocke scheinen in den an Maria gerichteten Bitten die Elemente der allgemeinen, seit dem 13. Jahrhundert in Glockeninschriften üblichen Funktionsbestimmung der Glocken durch, wie z. B. die Bezeichnung der Glocke als Vertreiberin der Dämonen (Teufel) oder als Trösterin der Elenden.3)

Textkritischer Apparat

  1. disperatoru(m)] Alle Überlieferungen statt desperatoru(m).

Anmerkungen

  1. Freundliche Auskunft von Frau Dipl.-Restauratorin Dr. Babette Hartwieg, Niedersächsische Landesgalerie Hannover, am 10. November 2005.
  2. Möglicherweise die für die Koster-Glocken typische Madonna im Strahlenkranz.
  3. Zu den Elementen der allgemeinen Funktionsbestimmung von Glocken vgl. Walter, Glockenkunde, S. 185f.; s. a. Nr. 36.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 117.
  2. Otto, Geschichtliche und artistische Notizen über Glocken, S. 145.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 24.
  4. Walter, Glockenkunde, S. 297.
  5. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 519.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 95† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0009506.