Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 16 Dinklar, kath. Pfarrkirche St. Stephanus 1423 o. früher
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Runder, glatter Fuß mit durchbrochener Zarge und schmalem Sockelprofil. Auf dem Fuß ein graviertes Kreuz mit Titulus A, auf das ein vollplastischer Kruzifixus montiert ist. Am runden Schaft oberhalb und unterhalb des runden, aus Bergkristall bestehenden Nodus zwei umlaufende Schriftbänder mit der glatt erhaben vor bearbeitetem Hintergrund gravierten Inschrift B. Auf den vier vierpassförmigen Rotuli, die an der Fassung des Nodus angebracht sind, die Inschrift C, erhaben vergoldet in blauem Email. Worttrenner rautenförmig.
Maße: H.: 15,8 cm; Dm.: 10 cm (Kuppa), 11,3 cm (Fuß); Bu.: 0,2 cm (A), 0,6 cm (B), 0,7 cm (C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
· i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udeorum) ·1)
- B
iohanes notboma) // dinkler · dedit ·
- C
in//pleb) // Sup(ern)ac) // gra(tia)2)
Übersetzung:
Johannes Notbohm [aus] Dinklar stiftete [dies]. (A) Erfülle mit himmlischer Gnade. (C)
Textkritischer Apparat
- iohanes notbom] Johanna Rothans Kdm.
- in//ple] Statt imple.
- Sup(ern)a] Spiritus Kdm.
Anmerkungen
- Io. 19,19.
- 3. Vers der 1. Strophe des Hrabanus Maurus zugeschriebenen Pfingsthymnus Veni creator spiritus.
- UB Stadt Hildesheim, Bd. 3, Nr. 743 u. 838; s. a. Handbuch Bistum Hildesheim, Region Hildesheim, S. 207.
- Bertram, Bistum, Bd. 1, S. 375; UB Stadt Hildesheim, Bd. 3, Nr. 780.
- UB Stadt Hildesheim, Bd. 3, Nr. 784 Anm. 2, Nr. 804.
- UB Stadt Hildesheim, Bd. 3, Nachträge Nr. 177.
Nachweise
- Kdm. Kreis Marienburg, S. 43.
- Tenge, Stephanuskirche Dinklar, S. 40 (nur Abb.).
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 16 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0001607.
Kommentar
In den Inschriften B und C ist der Balken des e unten nach rechts gebrochen, t mit Zierstrich am Balken.
Der Stifter Johannes Notbohm, Sohn des Dietrich Notbohm und seiner Frau Adelheid, ist 1416 und 1418 als Pfarrer in Dinklar urkundlich nachgewiesen.3) 1417 vermehrte er das Kapital einer Altarstiftung für die Kapelle des Hildesheimer Rathauses und für einen Altar der Georgskirche.4) Zwei Urkunden von 1417 nennen ihn als städtischen Kaplan in Hildesheim;5) im Juni 1423 wird er als verstorben bezeichnet und ein Nachfolger für die von ihm resignierte Vikarie am Altar des heiligen Felicianus an der St. Andreas-Kirche in Hildesheim präsentiert.6) Anhand seiner Lebensdaten lässt sich der Kelch auf die Zeit zwischen 1416 und 1423 datieren.