Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 442 Garmissen, ev. Kirche St. Lukas 1650

Beschreibung

Glocke. Bronze. Auf der Flanke ein rechteckiges, von Tauband umgebenes Relief mit einer Darstellung Christi, die Rechte segnend erhoben, in der Linken ein Kreuz. Die dreizeilige Inschrift A verläuft unterhalb der Glockenschulter zwischen einem Perlband und einem Steg mit Blattfries. An den Zeilenenden Rosetten, als Worttrenner Rauten. Inschrift B am Schlagring. Die Inschriften sind erhaben gegossen.

Maße: H.: 80 cm; Dm.: 107,5 cm; Bu.: 2,5 cm (A) u. 3,5 cm (Zahlbuchstaben A), 2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    AVRES CVM CLANGOR FERIT AERIS PECTORA VESTRAVOX IESV PENETRET CHRISTICOLAE VOVEO · · · /PASTORE ARNOLDO NIEVVERDTa) BRVNOVICENSI PROVISORIBVS BARTOLDT SOCHTIG CVRDT MIEN · · / LVCASb) WARNEBOLDT GOS MICH · M(EISTER) · HENNI LAMPEN IN HILDESHEIMB M(EISTER) IACOP KORVER · · · · ·

  2. B

    AN EINER GLOCKEN KAN MAN SPORENDIE DING SO EINEM PREDIGER GEHORENGOTT LOBEN VND FVHREN EIN RECHTE LAHRDAS VOLCK VERSAMLEN VND DIE SCHARZVR KIRCHEN VND ZV ALLER ZVCHTBRINGT GVT EXEMPEL GVTE FRVCHT · ·

Übersetzung:

Wenn der Klang des Erzes auf eure Ohren trifft, soll die Stimme Jesu Eure Herzen durchdringen, ihr Christgläubigen, [das] wünsche ich.

Unter dem Pastor Arnold Niewerdt aus Braunschweig, den Kirchenvorstehern Barthold Sochtig, Kurt Mien, Lucas Warneboldt goss mich Meister Henni Lampe in Hildesheim, Meister Jakob Körber. (A)

Versmaß: Elegisches Chronodistichon (A, AVRESVOVEO).  Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Das Chronogramm ergibt die Jahreszahl 1650.

Zu dem Gießer Henni Lampe vgl. Nr. 407 (Werkverzeichnis, Schriftbeschreibung) u. 430 (Gestaltung der Ziffern). Auf einer Glocke in Steinwedel (Region Hannover) von 1656 ist er wie hier zusammen mit dem Gießer Jakob Körber genannt.1)

Arnold Niewerdt aus Braunschweig ist am 13. Juni 1622 und am 1. Mai 1630 in der Matrikel der Universität Helmstedt verzeichnet.2) Von 1643 bis zu seinem Tod 1665 war er Pastor in Garmissen.3) Die Inschriften dieser Glocke heben sich deutlich von den Texten ab, die Henni Lampe ansonsten auf seinen Glocken angebracht hat. Weder finden sich dort Chronogramme noch eine der Inschrift C vergleichbare Strophe, in der die Funktionen einer Glocke mit dem Amtsverständnis des Pastors parallelisiert werden. Vermutlich hat Niewerdt die Inschriften für die Glocke selbst konzipiert.

Textkritischer Apparat

  1. NIEVVERDT] Die beiden V überhöht.
  2. LVCAS] Letzter Buchstabe eingeritzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Walter, Glockenkunde, S. 808.
  2. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 292, Nr. 110 u. S. 321, Nr. 57.
  3. Vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 303.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 37 (ohne A).
  2. Kdm. Kreis Marienburg, S. 51 (ohne A).
  3. Drömann, Glocken, S. 70 (ohne A).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 442 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0044207.