Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 407 Listringen, ev. Kirche St. Georg 1645

Beschreibung

Glocke.1) Bronze. Auf der Flanke eine Darstellung des heiligen Georg mit dem Drachen in einem von einem Lorbeerkranz umgebenen ovalen Medaillon, darunter die Inschrift A. Inschrift B verläuft unterhalb eines Riemenstegs um den Schlagring, der Text ist an einer Stelle beschädigt. Inschrift C ist unterhalb der Glockenschulter in drei Zeilen zwischen Riemenstegen angebracht, oben und unten begrenzt von je einem Ornamentfries. Alle Inschriften sind erhaben gegossen, als Worttrenner Rosetten (in B jeweils am Anfang der untereinander angeordnete Zeilenanfänge) und Rauten.

Maße: H.: 48 cm; Dm.: 58 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    · S · GEORGIVS

  2. B

    HIOB · CAP · 1 DER HERR HAT ES GENOMEN DER HER [HAT E]S GEGEBEN DER NAME DES HERN SEI GELOBET2) · · · ·

  3. C

    · ANNO · 1645 · IST DISE GLOCKE GOTT ZV EHREN VND DER LISTRINGESCHEN KIRCHEN ZVM BESTEN · GEGOSSN / · HANS FRIDERICH · V(ON) · WALMODEN · HEINRICH · V(ON) · WALMODEN · H(ERR) · ALBERTVS WINKELMAN PASTOR · / · HENRICVS BROSCHE AEDITVVS3) HANS BERENS ALTARMAN GOS MIC · M(EISTER) · HENNI LAMPEN IN HILDES·H(EIM)

Kommentar

Der aus Wülfingen stammende Henni Lampe (vgl. Nr. 434) hat im Jahr 1626 seine fünfjährige Lehre als Rotgießer in Hildesheim begonnen, noch 1644 firmiert er als Geselle.4) Die Glocke in Listringen von 1645 ist seine älteste nachweisbare Arbeit, als letzte nennt Walter5) eine Glocke in Adensen (Lkr. Hildesheim) von 1667.6) Viele der Glocken dieses Gießers zeigen neben der Inschrift unterhalb der Schulter eine weitere am Schlagring.

Die Kapitalis des Henni Lampe weist wenige Spezifika auf: Z ist mit Mittelbalken ausgeführt, der untere Schrägbalken des K ist geschwungen. R ist schmal, mit kleinem oberen Bogen ausgeführt, die Cauda mit einer leichten Schwellung. Sporen sind an Schaft-, Balken- und Bogenenden zumeist vorhanden. Die Ziffer 1 ist auf der Grundlinie gegabelt, zur Ausführung weiterer Ziffern vgl. den Kommentar zu Nr. 430.

Wolfgang Albert Winkelmann wurde als Sohn des später in St. Michaelis in Hildesheim amtierenden Pastors Hans Winkelmann und dessen Ehefrau Maria Frien am 22. September 1605 in Hildesheim geboren. 1629 nahm er eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie von Wallmoden an, 1633 wurde er Konrektor an der Neustädter Schule in Hildesheim. Er war von 1635 bis 1649 in kriegsbedingt unruhigen Zeiten Pastor in Heinde, danach amtierte er bis zu seinem Tod am 9. Juni 1663 in St. Michaelis in Hildesheim, wo er begraben wurde.7) 1621 hatte er sich an der Universität Helmstedt immatrikuliert.8) Heinrich von Wallmoden, Erbherr auf Wallmoden, Heinde und Hohenroda, war kurkölnischer stiftshildesheimischer Land- und Schatzrat. Er wurde am 4. Dezember 1617 geboren und starb am 5. Februar 1677.9)

Anmerkungen

  1. Die Glocke ist erwähnt bei Drömann, Glocken, S. 56.
  2. Hi. 1,21.
  3. ‚Küster‘.
  4. Vgl. StaHi, Best. 100-66 Nr. 464 Einschreibebuch der Rotgießer, o. S.
  5. Walter, Glockenkunde, S. 808 mit weiteren, auch nach 1650 entstandenen Glocken.
  6. Weitere Arbeiten von Henni Lampe bis 1650: 1649 Glocke in Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont), vgl. Kdm. Landkreis Hameln-Pyrmont, S. 426. – 1649 Glocke in Deinsen, vgl. Nr. 430. – 1649 Glocke in Sehlde, vgl. Nr. 433. – 1649 Glocke in Wülfingen, vgl. Nr. 434. – 1650 Glocke in Garmissen, vgl. Nr. 442 (zusammen mit Jakob Körber). – 1650 Glocke in Grafelde, vgl. Nr. 439. – 1650 Glocke für St. Michaelis in Hildesheim, vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 742. – 1650 Glocke für St. Servatius in Amelsen (Lkr. Northeim). – 1650 Glocke für eine Kapelle in Portenhagen (Lkr. Northeim); Nachweis der beiden letztgenannten in der Glockenkartei Waack.
  7. Biografische Daten nach Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 483; Roth, Leichenpredigten, Bd. 7, R 6639 mit weiteren biografischen Daten.
  8. Die Matrikel Helmstedt verzeichnet ihn 1621 als Studenten (S. 285, Nr. 87) und 1635 als Inhaber eines kirchlichen Amtes in Heinde (S. 336, Nr. 25).
  9. Vgl. Roth, Leichenpredigten, Bd. 7, R 6269.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Marienburg, S. 104 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 407 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0040708.