Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 366† Nettlingen, ev. Kirche St. Marien 1626

Beschreibung

Epitaph für die Familie Rosenbusch. Wandmalerei am Nordpfeiler des Chorbogens. In einem hochrechteckigen Feld vor einer Stadtsilhouette Christus am Kreuz, darunter die Familie in betender Haltung, links der Vater, rechts die Mutter und eine weitere weibliche Figur, außerdem ein Wickelkind. Die gemalten Inschriften A und B in zwei querrechteckigen Feldern unterhalb der Darstellung. Der Pentameter von Inschrift B wurde im Rahmen der Restaurierung des Wandmalerei-Programms im Jahr 1907 erneuert.1) Die Wandmalerei wurde beim Brand der Kirche im Jahr 1970 zerstört und 2007 wiederum erneuert.2)

Inschrift nach Foto Hannover, NLD.

Maße: H.: 121 cm; B.: 83 cm; Bu.: 5 cm3) (A, B)

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    PAULUS ROSENBUSCHENa) LUCIA BOLKEN

  2. B

    CORAM · TE · PLORO · TE · PAUPER · ET · ORBUS · ADORO 〈JESUS · GNATE · DEI · SIT · TIBI · CURA · PUER〉

Übersetzung:

Vor deinem Angesicht flehe ich, dich bete ich Armer und Verwaister an, Jesus, Sohn Gottes, das Kind sei deiner Sorge anempfohlen. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon, der Hexameter zweisilbig leoninisch gereimt4) (B).

Kommentar

Das Epitaph war für den Pachteinnehmer des Hildesheimer Klosters St. Michaelis, den 1626 verstorbenen Notar Paul Rosenbusch, bestimmt.5) Das Kloster war der Hauptlehnsherr in Nettlingen.6)

Textkritischer Apparat

  1. ROSENBUSCHEN] Rosenbusch.N. Befund Juli 2013.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hannover, NLD, Akte 032-5407-001-01 Söhlde-Nettlingen-Ev. Kirche, darin: Chronologischer Bericht von Superintendent Busse über die Instandsetzung der Kirche in Nettlingen 1907, S. 14.
  2. Die Inschriften wurden 2007 in einer modernen Schriftform erneuert, die dem Original sicherlich nicht entspricht. Die Edition erfolgt deshalb nach dem Foto von 1907.
  3. Gemessen ist N, das als nicht verstandener Buchstabe aus der alten Fassung erhalten geblieben ist, vgl. Anm. a.
  4. Möglicherweise hatte auch der Pentameter ursprünglich einen leoninischen Reim (Dei/mei) und wurde nachträglich mit Blick auf das dargestellte Wickelkind (puer) verändert.
  5. Hüpsel/Spanuth, Beiträge zur Heimatgeschichte von Nettlingen, Heft 2, s. v. ‚Gotteshaus und Turm‘.
  6. Allgemein zum Kloster St. Michaelis als Lehnsherrn s. Uwe Ohainski, Die mittelalterlichen Lehnsverhältnisse der Benediktinerabtei St. Michael zu Hildesheim. In: Aus dem Süden des Nordens. Studien zur niedersächsischen Landesgeschichte für Peter Aufgebauer zum 65. Geburtstag, hg. von Arnd Reitemeier u. Uwe Ohainski (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung Göttingen 58). Bielefeld 2013, S. 399–417, zu Nettlingen S. 413 [10], S. 414 [12], S. 415 [5].

Nachweise

  1. Hannover, NLD, Bildarchiv IFDN KB 198/63 (Aufnahme 1969).
  2. Kdm. Kreis Marienburg, S. 148.
  3. Anton, Wand- und Deckenmalerei, S. 222.
  4. Hüpsel/Spanuth, Beiträge zur Heimatgeschichte von Nettlingen, Heft 2, s. v. ‚Gotteshaus und Turm‘.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 366† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0036602.