Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 342 Sehlde, ev. Liebfrauenkirche 1620

Beschreibung

Taufe. Stein, farbig gefasst. Die im Altarraum aufgestellte Taufe besteht aus einem mit Maskenköpfen verzierten Schaft und einem sechsfeldrigen Kessel mit geraden Wandungen und einem abschließenden, gestuften Gesims. Inschrift A ist in einem der sechs Felder am Becken angebracht, die Buchstabenhöhe nimmt nach unten ab. Zu beiden Seiten der Inschrift in je zwei Kesselfeldern vier Vollwappen mit den darübergesetzten Beischriften B. Sämtliche Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgehauen und gold vor grauem Hintergrund gefasst.1)

Maße: H.: 88 cm; Dm.: 51 cm; Bu.: 2,0–2,3 cm (A), 2,1 cm (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    AN(N)O 1620 HAT / DER EDLE GEST/RENGE VESTE / VND MANHAFTE / IOHAN STATS DRa) / RASSHE OBRISTER / LEVTENAMBT DIESE / TAVFFE ZV GOTES / EHREN MAEHENb) LASEN

  2. B
    D(IE) R(ASSHE)  D(IE) V(ON) I(LTEN) 
    D(IE) P(OST) D(IE) M(ANDELSLOH) 
    D(IE) H ·  D(IE) V(ON) Mc)  
    D(IE)W(VLFFEN)  D(IE) R(AUSCHENPLATT) 
Wappen:
Rasche2) Ilten*5)
Post* Mandelsloh*
?3) Kanne*)
Wulffen?4) Rauschenplatt*

Kommentar

An der auffallend ligaturenreichen Kapitalis sind die keilförmig verdickten Mittelbalken bemerkenswert; der obere Balken des Z ist als Bogen ausgeführt, der untere schräggestellt in der Art einer Cauda. Die Bögen des S enden in ausgeprägten Sporen. Der Oberstleutnant Johann Statius de Rasche, Sohn des Tönnies de Rasche, saß vermutlich seit 1613 auf dem von ihm käuflich erworbenen fürstlich braunschweig-lüneburgischen Lehngut in Sehlde. Er starb am 5. April 1623, nachdem er am 6. März beim Einfall weimarischer Truppen verwundet worden war. Er war verheiratet mit Katharina von Ilten.6)

Textkritischer Apparat

  1. DR] Statt DE.
  2. MAEHEN] Statt MACHEN.
  3. D(IE) V(ON) M] Fälschlich statt D(IE) V(ON) K(ANNE) Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau).

Anmerkungen

  1. Ein sehr ähnlich gestalteter Taufstein aus dem Jahr 1617 befindet sich in der Kirche in Wallensen (Lkr. HamelnPyrmont), vgl. Kdm. Landkreis Hameln-Pyrmont, Textband, S. 488, Bildband, Abb. 566; s. a. Matthies, Taufbecken, S. 154.
  2. Wappen Rasche (zwei gedrehte Rauchsäulen, Helmzier: Schildfigur).
  3. Wappen H?, vielleicht Familie Hut (Hut mit Kinnschnur, Helmzier: Schildfigur zwischen Büffelhörnern).
  4. Wappen Wulffen? (ein hinter einem Baum hervorspringender Wolf, Helmzier: Schildfigur).
  5. Wappen Ilten (zwei Windhunde übereinander, Helmzier: ein Windhund vor einer mit Pfauenfedern besteckten Säule). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 9 u. Tafel 10.
  6. Vgl. Jürgen Huck, Hildesheimische Adelige als Pfandherren der gräflich von mansfeldischen Ämter Morungen und Leinungen im 16. und 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch Bistum Hildesheim 73 (2005), S. 79–106, hier S. 80–84.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Alfeld II (Gronau), S. 207 (A nur der Name des Stifters, B).
  2. Mathies, Taufbecken, S. 147f.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 342 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0034202.