Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 317 Holle, ev. Kirche St. Martin 1611

Beschreibung

Grabplatte für Elisabeth Knochenhauer. Stein. Die hochrechteckige Platte war zum Zeitpunkt der Aufnahme (Sommer 2006) rechts neben der Südtür eingemauert. Im vertieften Innenfeld ist die Verstorbene als stehende Figur im Halbrelief mit Jungfernkranz auf dem Kopf und einer großen Halskrause dargestellt unter einem auf zwei Konsolen ruhenden Rundbogen aus Blattgeflecht. Die Figur ist von den Knien abwärts durch eine Kartusche verdeckt. In den Bogenzwickeln zwei Rosetten. Inschrift A erhaben in fünf vertieften Zeilen in der Kartusche, B als Umschrift um den Stein, erhaben in vertiefter Zeile. Worttrenner teils als Vierpässe, teils als Dreiecke ausgeführt. Die Lesung der Inschriften war bereits zur Zeit der Kunstdenkmäleraufnahme im Jahr 1910 beeinträchtigt.

Maße: H.: 213 cm; B.: 92 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    PHILI · I · / JCH · BEGER · / [.]Y[E]a) GLOSE1) · TUN / B[.]I · DIR · HER / C[HRI]STE [ZU RUH]N2)

  2. B

    A(NN)O 16·11 · DEN 17 (SEPTEM)BRISb) IST DI[E] / [EHR U]ND · VIEL · TUGENTSAME · JUNGERAWc) · ELISABETHA · KNOCHENHAWER / MORGENS · UMB 5 UHR IHRES / [ALTERS 1][.] [IAR][.] GOT SEHLIGEN · ENT·SCHLAFFEN · DE[R SELEN] GOT [G]NADd)

Übersetzung:

Ich strebe nicht nach glänzendem Tun, sondern bei dir, Herr Christ, zu ruhen. (A)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Die Inschrift weist folgende Schriftspezifika auf: G mit eingestellter Cauda, in JUNGERAW ist der Bogen des G rechts fast bis zum Bogenanfang hochgezogen; rundes U mit zwei senkrechten Schäften und spitz gebrochenem Verbindungsbogen, der hoch am rechten Schaft ansetzt, J am unteren Ende in einen großen bis zur Buchstabenmitte hinaufreichenden Bogen auslaufend und mit einem zum Quadrangel reduzierten Querstrich versehen. Bei der im Alter von 10 bis 19 Jahren Verstorbenen handelt es sich um die Tochter des Amtmanns Philipp Knochenhauer (vgl. Nr. 355) und seiner Ehefrau Margaretha Weintraube (gest. 1629).3)

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht [N]Y[E] – der Sinn dieser Verse ist nicht sicher zu ermitteln, eventuell „ich begehre kein glanzvolles Tun, sondern möchte bei dir, Christus, ruhen.“
  2. (SEPTEM)BRIS] Befund: 7BRIS.
  3. JUNGERAW] Statt JUNGFRAW.
  4. [G]NAD] G klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Zu glosen i. S. v. ‚glänzen, leuchten‘ vgl. DWb, Bd. 8, Sp. 208f.
  2. Nach Phl. 1,23.
  3. Internetseite Familiendatenbank Nördliches Harzvorland, Pfad ‚Philipp Knochenhauer‘. http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=schladen&ID=3907&nachname=KNOCHENHAUER%20I&lang=de (letzter Zugriff am 15.11.2013).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Marienburg, S. 91 (nur Name der Verstorbenen).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 317 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0031709.