Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 280 Einum, kath. Pfarrkirche Unbefleckte Empfängnis Mariä 1601

Beschreibung

Taufe. Stein. Der auf einen modernen Sockel gestellte zylinderförmige romanische Taufstein steht im Westen der Kirche unter der Orgelempore. Möglicherweise stammt er aus der Heilig Kreuz-Kirche in Hildesheim.1) Die Inschrift von 1601 ist aber zweifelsfrei ein Zeugnis der frühneuzeitlichen Geschichte Einums (vgl. Kommentar). Die Wand des zylindrischen Beckens ist durch vier Halbsäulen und vier Zierfriese in acht quadratische vertiefte Felder gegliedert, am oberen Rand verläuft ein breiter Blattfries. An der einen Seite des Beckens zwischen zwei Feldern ein erhabenes Quadrat mit einem griechischen Kreuz, in dessen oberem Arm ein Palmettenornament, in den Ecken des Kreuzes vier weitere Palmettenornamente. Die Inschrift ist in vier der acht Felder erhaben in vertiefter Zeile ausgehauen.

Maße: H.: 87 cm (mit Sockel); Dm.: 100 cm; Bu.: 3,7–4 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. anno / D(omi)nj 1601 // Hans / Sochti // Barvet / meier // gewese(n) / olderlv=/dea)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1601 sind Hans Sochti und Barvet Meier Älterleute gewesen.

Kommentar

Der in der Inschrift genannte Hans Sochti war Krüger in Einum. Barvet Meier verfügte dem Hufeschatzregister von 1606 zufolge über mehr als ein Viertel der Ackerfläche Einums und war damit der wohlhabendste Mann im Ort.2)

Die 1370 gebaute Einumer Kirche mit einem älteren romanischen Turm besaß im Mittelalter wahrscheinlich keinen eigenen Taufstein, denn für den Empfang der Sakramente war Einum zunächst der St. Andreas-Kirche in Hildesheim zugeordnet, während Gottesdienst und Seelsorge der Kirche des Nachbarorts Achtum oblagen, der die Gemeinde als Filiale zugeordnet war.3) In späterer Zeit war das Taufrecht offenbar nach Achtum übertragen worden, jedenfalls beklagen die Einumer noch nach 1527, dass sie ihre Kinder in den Nachbarort Achtum zur Taufe bringen müssten.4) Möglicherweise ist die Stiftung dieses Taufsteins als Zeugnis dafür zu werten, dass die Pfarrgemeinde Einum 1601 das Taufrecht anstrebte. Achtum gehörte zum Archidiakonat Hildesheim, dessen Archidiakon der Dompropst war.5) Zur selbstständigen Pfarrei wurde Achtum erst 1859 erhoben.6)

Textkritischer Apparat

  1. anno … olderlvde] gewest olderlude Mithoff.

Anmerkungen

  1. So vermutet Wilfried Meyer, Pfarrer in Einum von 1988 bis 1992, zitiert nach: BGV Hildesheim, Kunstinventar Hildesheim-Einum, St. Maria Immaculata, Nr. I,5. Die Heilig Kreuz-Kirche in Hildesheim hatte 1592 im Rahmen einer Stiftung Moritz von Sodes ein neues Taufbecken erhalten, vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 500. Die Vermutung, das Einumer Taufbecken stamme aus der Heilig Kreuz-Kirche in Hildesheim, zitiert auch Hartmann, Einum, S. 85.
  2. Vgl. Hartmann, Einum, S. 85.
  3. Vgl. Handbuch Bistum Hildesheim, Region Hildesheim, S. 60.
  4. Vgl. Hartmann, Einum, S. 81.
  5. Engfer, Kirchliche Visitation, S. 121.
  6. Vgl. Handbuch Bistum Hildesheim, Region Hildesheim, S. 60.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Marienburg, Tafel II, Abb. 13 (nur Abb.).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 33.
  3. Hartmann, Einum, S. 84 (nur Abb.).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 280 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0028007.