Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 241 Bodenburg, Schlosspark 1592 o. später

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Asche von Steinberg.1) Stein. Die hochrechteckige Platte wurde 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und später in den Schlosspark gebracht.2) Dort war sie zum Zeitpunkt der Aufnahme (Sommer 2005) mit der identisch gestalteten Grabplatte für die 1590 ebenfalls im Säuglingsalter verstorbene Schwester Asche von Steinbergs zusammengefügt (vgl. Nr. 226). Im vertieften Innenfeld ist in einer Rundbogennische der Verstorbene als Wickelkind dargestellt. Die Nische ist charakterisiert durch eine durchlaufende profilierte Kämpferlinie und einen an Damaszierung erinnernden Hintergrund. In den vier Ecken des Innenfeldes vier Vollwappen. Inschrift A ist erhaben in vertiefter Zeile an vier Seiten umlaufend auf dem Rahmen der Platte angebracht, Inschrift B beginnt wahrscheinlich in Höhe der linken Schulter der Figur und verläuft in zwei Zeilen um die Nische. Die Grabplatte ist durch Verwitterung vor allem an den beiden Schmalseiten oberflächlich zerstört, wodurch auch die entsprechenden Passagen der Inschriften stark beeinträchtigt sind.

Maße: H.: 135 cm; B.: 78,3 cm; Bu.: 5 cm (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    [ – – – ]a) 1592b) AM TAGE / TRIVM RE[G]VM3) IST DER EDLE VND ERNVEHESTE / [ – – – ] IN / GOTT SELIG ENTSLAFFEN SEINES ALTER[. .] W[. . . . .]c)

  2. B

    [ – – – ] VON DEISEN KLEINEN VOR[. . .]TEN / [ – – – ] / EVCH IHR ENGELL IM HIMMELL [ – – – ] ANGESICHTE MEINES / VATERS IM HEIMMELE4)

Wappen:
Steinberg*Post*
Reden I*Heimburg*

Kommentar

Die Inschrift ist in einer schlanken Kapitalis mit Sporen ausgeführt. Der untere Balken des E deutlich länger als der mittlere und der obere; G mit kurzer, nach links durchgebogener Cauda; S im mittleren Bereich verstärkt und mit ausgeprägten Sporen; der Diagonalschaft des N leicht geschwungen. Die Schriftcharakteristika stimmen mit den Buchstabenformen auf den Grabplatten der drei anderen Kinder aus der Familie von Steinberg überein. Diese drei Kinder Christoffer Berent, Dietrich und ein nicht benanntes Mädchen sind in dem kurzen Zeitraum vom 27. August bis zum 5. September vermutlich an den Folgen einer ansteckenden Kinderkrankheit verstorben (Nr. 226, 227, 228).

Sämtliche vier Grabplatten dürften in derselben Werkstatt entstanden sein. Auffällig an der vorliegenden Inschrift ist die spitze 2 mit hochangesetztem, geschwungenem unteren Balken. Diese 2 erinnert wie auch die übrigen genannten Schriftcharakteristika an das 1592 entstandene Epitaph für Katharina Bickhaber in Kemnade und an die Grabplatte für Johann von Grone (1593) in Kirchbrak im Landkreis Holzminden.5) Neben den Schriftformen ist als signifikante Übereinstimmung zwischen den vier Kindergrabmälern aus Bodenburg und den beiden aus dem Landkreis Holzminden die mehrfach profilierte Basislinie des Nischenbogens festzuhalten und die an eine Damaszierung erinnernde Gestaltung des Nischenhintergrunds. Die zuletzt genannten Gestaltungselemente sind auf der Grabplatte des 1594 verstorbenen Vaters der vier Kinder nicht zu beobachten. Allerdings legen die Buchstabenformen, insbesondere die Ausführung der Ziffern und der Wappen, auch für diese Platte eine Entstehung in derselben Werkstatt nahe.

Zu den Geschwistern und den Eltern des Verstorbenen vgl. den Kommentar zu Nr. 226.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist sinngemäß ANNO oder ANNO DOMINI in abgekürzter Form.
  2. 1592] Steinacker (Kdm. Kreis Gandersheim, S. 34) nennt 1593 als Todesjahr Asche von Steinbergs.
  3. ALTER[. .] W[. . . . .]] Zu ergänzen ist ALTER[S 6] W[OCHEN] vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 34: dort wird als Lebensalter 6 Wochen angegeben.

Anmerkungen

  1. Zur Zuschreibung der Grabplatte an Asche von Steinberg s. Kommentar; so auch Kdm. Kreis Gandersheim, S. 34.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32, Erwähnung der Grabplatte S. 34 ohne Wiedergabe der Inschrift.
  3. ‚Der Heiligen Drei Könige‘ = 6. Januar.
  4. Mt. 18,10f.: Sehet zu, das jr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch, Jre Engel im Himel sehen alle zeit das Angesichte meines Vaters im Himel.
  5. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 127 mit Abb. 120 u. 129 mit Abb. 121.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 241 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0024100.