Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 200 Moritzberg, Bergmühlenstr. 10 1581, 1613

Beschreibung

Zwei Inschrifttafeln.1) Stein. Die von der ehemaligen Bergmühle stammenden Tafeln sind heute über Eck in die moderne Hauswand eingelassen. Auf der quadratischen Tafel I im vertieften Innenfeld das Wappen der Stadt Hildesheim, darüber in zwei vertieften Feldern erhaben und vergoldet das Datum. Die hochrechteckige Tafel II trägt eine erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift. Diese Tafel ist an der rechten Seite in der Breite von ein bis zwei Buchstaben beschädigt. Die u sind durch diakritische Zeichen gekennzeichnet.

Maße: Tafel I: H.: ca. 60 cm; B.: ca. 60 cm; Bu.: ca. 4 cm. Tafel II: H.: ca. 67 cm; B.: ca. 41 cm; Bu.: ca. 4 cm.

Schriftart(en): Fraktur (I), Fraktur mit Kapitalis (II).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. I

    Anno // 1·5·8·1·

  2. II

    ANNO · 1613 · d[en] / 30 April · Jst Dies / MhulenFluett2) / Zu bawen Angef[an]a) / Vnd den · 5 · Augu(st) · E(INEM) · E(HRBAREN) · HO(HEN) Rathe / Gefertigett Uberl[i]/ffertt worden

Wappen:
Stadt Hildesheim3)

Kommentar

Der Fraktur-Eindruck dieser eher breit gestalteten Schrift ohne spitzovale Bögen wird bestimmt durch die aufwändig aus Einzelbögen und Schleifen zusammengesetzten Versalien, weiterhin durch Schwellzüge (p, w), einstöckiges a und Schaft-s sowie f mit unter die Grundlinie reichenden Schäften.

Die Bergmühle gehörte ursprünglich zum Stift St. Mauritius. Im Jahr 1500 ging sie in den Besitz des Rats der Hildesheimer Altstadt über.4) Sie war ausschließlich zur Verarbeitung von Getreide bestimmt. Die Inschrift auf der Tafel I bezeichnet das Jahr eines Neubaus von Grund auf.5) Die Inschrift auf der 32 Jahre später entstandenen Tafel II belegt, dass die Mühlenwerke der Bergmühle wie die der Hildesheimer Bischofsmühle etwa alle 30 Jahre grundsätzlich überholt wurden. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Mühle im Jahr 1632 zerstört. 1651 hat der Rat der Stadt sie wiederaufbauen lassen, 1878 wurde sie abgerissen.6)

Textkritischer Apparat

  1. Angef[an]] Das erste n ist nicht in der Form des sonst in der Inschrift ausgeführten n, sondern fehlerhaft als u mit einem Anstrich am ersten Schaft gehauen, allerdings ohne das sonst die u kennzeichnende diakritische Zeichen.

Anmerkungen

  1. Für den Hinweis auf diese Inschrift danke ich Frau Elisabeth Kampen, Hildesheim.
  2. Zu MhulenFluett vgl. Flottwerch in Nr. 248, Anm. 1.
  3. Wappen Hildesheim, Altstadt neu (geteilt, oben wachsender Adler, unten quadriert, Helmzier: Hildesheimer Jungfrau). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 4, S. 250 u. Tafel 2.
  4. Vgl. Ilka Göbel, Die Bergmühle – ein städtischer Betrieb im Hildesheimer Umland. In: Alt-Hildesheim 62 (1991), S. 53–63, hier S. 53–55.
  5. Vgl. Joachim Brandis’ Diarium, S. 186.
  6. Vgl. Flöckher, Mühlen, S. 26–28 mit weiteren Details und einem Verzeichnis der Pächter.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 761, o. S. (nur Tafel I).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 200 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0020009.