Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 195(†) Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Landesgalerie 1578

Beschreibung

Epitaph für Melchior von Steinberg d. Ä. (Linie Wispenstein) und seine beiden Ehefrauen Jutta von Saldern und Sophie von Bodendorf.1) Holz, bemalt. Das Epitaph war ursprünglich im Chor der St. Nicolai-Kirche in Alfeld angebracht. 1889 wurde es von dem Antiquar Burmeister für die Historische Sammlung des Provinzialmuseums Hannover erworben. Nachdem die unteren Zierelemente, die Inschrifttafel und das große Mittelbild entfernt worden waren, wurde es bei der Neueinrichtung des Museums zu einer Türumrahmung umgearbeitet. Die Türumrahmung wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört,2) während Mittel- und Sockelbild erhalten sind. Das Mittelbild zeigt die Geburt Christi, am unteren Rand des Bildes eine aufgemalte Leiste, darauf hell auf dunklem Grund gemalt die weitgehend zerstörte Inschrift A. Inschrift B, dunkel auf hellem Grund gemalt, innerhalb der Darstellung auf einem Schriftband, das ein über den Hirten schwebender Engel hält. In den ehemals die Sockelzone begrenzenden Postamenten der das Mittelbild flankierenden Säulen zwei der vier Evangelisten. Dazwischen das heute isolierte Sockelbild, auf dem links der Verstorbene in Rüstung mit acht Söhnen dargestellt ist, vier der Söhne in Rüstung. Rechts ebenfalls kniend die zwei Ehefrauen und fünf Töchter. Darunter waren die Inschriften C in zwei Spalten und Inschrift D in einer Spalte angebracht. Im heute verlorenen Gebälk ein Fries mit insgesamt 14 Vollwappen, die beiden mittleren durch Größe hervorgehoben, auf der rechten und der linken Rahmenleiste des Mittelfeldes und neben den Säulenpostamenten je weitere 12 verlorene Vollwappen, deren Inhalt auf den Abbildungen nicht zu erkennen ist.

Inschrift A ergänzt nach Mithoff, Inschriften C und D nach Mithoff.

Maße: H.: 425 cm; B.: 350 cm (gesamtes Epitaph)3). H.: 190 cm; B.: 135,5 cm (Mittelbild). H.: 42 cm; B.: 125 cm (Sockelbild). Bu.: 1,7 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    Uns ist ein K[i]ndt ge[boren ein Sohn ist] vns [ge]geb[en4) ESAIAE 9,6a)]

  2. B

    GLORIA IN EXCELSIS DE[O]5)

  3. C †

    Anno D(omi)nj 1521 Jst der Edler Melchior von Steinbergk geborn Anno 78 den 15 May Jst sein Ernueste zum Wispenstein Christlicher bekantnisse seliglich Jn Gott entschlaffen // Anno 1529b) Jst die Edle Jutte von Salder geborn . Anno 67 den 31 Octobris Jst die Edle Erbar vnd vielthugentsame Jutte von Salder zu Hildesem Christlich vorscheide(n)

  4. D †

    Der Edler Erbar und Ernvester Melchior von Steinbergk hat mit der Edlen Erbarn vnd Vieltugentreichen Jutten geborn von Salder seiner Ehelichen hausfrauwen gezeuget 6 söne und 5 töchter Burckhardt Siuerdt Gerdt Jacob Melchior und Christoff Catrina Maria Jutte Anna vnd Olke Margareta – Darnach mit der Edlen Erbarn vnd vieltugentsamen Sophien geborn von Bodendorf nachgelassen witfraw gezeuget 2 söne vnd 3 töchter Georgen Burckhart vnd Melchior Jutte Lucia vnd Sophia welchen alle der liebe Gott seinen gnedigen segen hie zeitlich vnd dort Ewigk verleihen wolle Amen

Übersetzung:

Ehre sei Gott in der Höhe. (B)

Kommentar

Melchior von Steinberg d. Ä. war der dritte Sohn der Eheleute Sieverdt von Steinberg (Nr. 153) und Katharina von Hanstein (Nr. 180).6) Im Jahr 1536 immatrikulierte er sich an der Universität Marburg.7) Er war Inhaber der Ämter Gebhardshagen und Marienburg, letzteres hatte sein gleichnamiger Sohn später als Drost inne. Von 1553 bis 1556 stand Melchior d. Ä. als Rat in den Diensten Herzog Erichs II. von Calenberg, und von 1571 bis 1578 war er Statthalter Herzog Julius’ von Wolfenbüttel.8) Er wurde in der Steinbergkapelle der St. Nicolai-Kirche in Alfeld begraben.

Seine aus der Ehe mit Jutta von Saldern hervorgegangene Tochter Maria starb im Jahr 1577 und wurde, wie ihre Mutter, in der ehemaligen Dominikanerkirche St. Paul in Hildesheim begraben.9) Eine weitere Tochter, Anna, heiratete Harmen Rauschenplatt, beider Wappen sind auf zwei Kronleuchtern in Sellenstedt angebracht (Nr. 322 u. 327).

Textkritischer Apparat

  1. Kapitel und Vers der Stellenangabe schon bei Mithoff in Klammern. Da sich die Verszählung in der Lutherbibel erst allmählich in der zweiten Häfte des 16. Jahrhunderts etablierte, ist die Angabe der Verszahl sicher nicht original. Zur Verszählung in der Lutherbibel vgl. Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg 1545. Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe, hg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. München 1972, S. 58*.
  2. 1529] 1579 Mithoff, wahrscheinlich Lesefehler.

Anmerkungen

  1. Inventar-Nr.: HS 943; vgl. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Landesgalerie: Die deutschen, französischen und englischen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts, bearb. von Angelica Dülberg. Hannover 1990, S. 50f., Nr. 55.
  2. Dülberg (wie Anm. 1), S. 50.
  3. Maße nach Kdm. Kreis Alfeld I, S. 54.
  4. Jes. 9,5, nach alter Zählung 9,6.
  5. Anfang des Gloria im Ordo missae nach Lc. 2,14.
  6. Biografische Angaben nach Behrens, Herren von Steinberg, S. 63, N. 155.
  7. Matrikel Marburg, Bd. 1 (1527–1809), S. 55.
  8. Vgl. Samse, Zentralverwaltung, S. 27 u. S. 36; Reden-Dohna, Rittersitze, S. 49.
  9. Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 439; s. a. Behrens, Herren von Steinberg, S. 63. Das für Jutta von Saldern gesetzte Epitaph ist nicht überliefert.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstenthum Hildesheim, S. 15 (ohne B).
  2. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 55f. (nach Mithoff, ohne B), S. 55 Abb.
  3. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Landesgalerie: Die deutschen, französischen und englischen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts, bearb. von Angelica Dülberg. Hannover 1990, S. 51 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 195(†) (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0019501.