Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 192 Alfeld, ev. Kirche St. Nicolai, Steinbergkapelle 1576

Beschreibung

Epitaph für Margareta von Veltheim. Stein, hellgrau und dunkelgrau gefasst. Das hochrechteckige Epitaph ist in der Steinbergkapelle an der Wand angebracht, neben dem der Katharina von Hanstein (Nr. 180). Im von Pilastern gerahmten Hauptgeschoss im vertieften Feld Christus am Kreuz mit Titulus A. Unter dem Kreuz im Relief rechts in Bethaltung die Verstorbene und eine Tochter, links knien vier Söhne. Über dem Kopf der Verstorbenen ein Schriftband mit Inschrift B. Im Hintergrund der Darstellung eine Stadtsilhouette, am Fuß des Kreuzes ein Totenkopf und Knochen. In der Sockelzone des Epitaphs ein querrechteckiges Schriftfeld mit Inschrift C, als Trennzeichen doppelte Schrägstriche. Im Unterhang in den zwei Hälften einer vertieften Kartusche die Inschrift D. Hauptgeschoss und Sockel werden von einer 16-teiligen Ahnenprobe gerahmt: zweimal drei Vollwappen oberhalb des Hauptgeschosses, jeweils vier auf den seitlichen Pilastern und jeweils eins in den die Sockelzone flankierenden hochrechteckigen Feldern. Die Wappen der Schwertseite gewendet, sämtliche Wappen durch die Beischriften E bezeichnet. Die Elternwappen der Verstorbenen sind durch besonders groß gestaltete Oberwappen hervorgehoben. Die Inschriften A, B und C sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, D und E erhaben ausgehauen.

Maße: H.: 220 cm; B.: 103 cm; Bu.: 2 cm (A), 1,5–2 cm (B), 2,6 cm (C), 3 cm (D), 2 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Fraktur (C), schrägliegende humanistische Minuskel mit Versal (D), Kapitalis mit einzelnen Versalien (E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    CHRISTVS IST MEI(N) LEBEN2)

  3. C

    An(n)o D(omi)nj · 1576 · den 20 · Septem=/bris ist die Edle Erbare vnd viel=/thugentsame Frauwe · Marghreta ge/born von Veltem Siuert vo(n) Stein=/berg eheliche huisfraw · in Christo sel=/ichlichen entslaffen ·a)

  4. D

    Memen//to mori3)

  5. E
    VO(N) VELTEM · V(ON) SCHENCKE 
    V(ON) · KRAMME · V(ON) · HEIM ·  
    VO(N) · KLVVER · VON · HOLTE 
    VO(N) D(ER) / SCHVLE(N)B(VRG) VO(N) / WARBERG 
    VO(N) / KLVBER VO(N) / REDEN 
    VO(N) D(ER) · /ASSEBVRG VO(N) D(ER) / SCHVLE(N)B(VRG) 
    VON /IAGAW ·  BARNER 
    VO(M) · BERGE VO(N) OBERSEN 

Übersetzung:

Denke daran, dass du sterben musst. (D)

Wappen:
Veltheim II*Schenk4)
Cramm*Heim5)
Klüver*Holte*
Schulenburg I*Warberg6)
Klüver*Reden*
Asseburg*Schulenburg I*
Jagau*Barner*
vom Berge7)Obersen8)

Kommentar

Der Aufbau und die Ausführung der Buchstaben und Ziffern in Inschrift C weisen das Epitaph dem Hildesheimer Bildhauer Ebert Wolf d. Ä. zu.9) Übereinstimmend mit den Hildesheimer Frakturinschriften an der Ratsapotheke von 1579 und auf der Steintafel des Hauses Hinterer Brühl 15 von 157710) sind z. B. die spitzwinklige 7 mit langem Schrägschaft und die zum Dorn reduzierten Anstriche am Schaft von b, l und h. Die Versalien A und E in Inschrift D stimmen ebenfalls mit den entsprechenden Buchstaben in der Inschrift der Hildesheimer Ratsapotheke überein. In den Kapitalis-Inschriften ist E mit sehr kurzem Mittelbalken ausgeführt.

Margareta von Veltheim heiratete 1567 Sieverdt von Steinberg, der in den Diensten Herzog Ernsts von Braunschweig-Grubenhagen (gest. 1567) in Herzberg stand. Sie starb im Jahr 1576 und wurde in der Steinbergkapelle in St. Nicolai in Alfeld begraben. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor,11) von denen Margareta, Sieverdt und Levin im Kindesalter starben. Nur der Sohn Adrian (Nr. 290) erreichte das Erwachsenenalter.12)

Textkritischer Apparat

  1. Die letzte Zeile kleiner und zentriert unterhalb der übrigen Inschrift angebracht.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Phl. 1,21
  3. Vgl. Walther, Proverbia, Bd. 2, Nr. 14632a.
  4. Wappen Schenk (zwei nach rechts springende gezungte Tiere, Helmzier: zwei Pfauenstöße).
  5. Wappen Heim (viermal geteilt, Helmzier: Flug jeweils belegt mit der Schildfigur).
  6. Wappen Warberg (quadriert, 1 u. 4 mit Wurzel ausgerissener Haselwurzstamm, oben mit zwei aufgerichteten Blättern, 2 u. 3 Kreuz, Helmzier: zwei Büffelhörner). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 178 u. Tafel 116.
  7. Wappen vom Berge (vier Zickzackbalken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 15 u. Tafel 19 abweichend: drei Zickzackbalken.
  8. Wappen Obersen (Rad, Helmzier: zwei Büffelhörner).
  9. Das Epitaph fehlt im Werkverzeichnis von Findel, Bildhauerfamilie Wulff, S. 76–78.
  10. Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 437 mit Abb. 137 u. Nr. 445 mit Abb. 138; zu den Schriftcharakteristika der Wolf-Werkstatt ebd., S. 65 (Kapitalis) u. 68 (Fraktur).
  11. Die Darstellung zeigt allerdings fünf Kinder.
  12. Behrens, Herren von Steinberg, S. 62, N. 148.

Nachweise

  1. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 614.
  2. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 50, S. 49 Abb.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 192 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0019207.