Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)
Nr. 5 Bodenburg, ev. Kirche St. Johannis 13. Jh.
Beschreibung
Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene Inschrift verläuft unterhalb der Glockenschulter zwischen zwei doppelten Schnurstegen. Zwischen den Evangelistennamen sind zweimal die durch ein gleicharmiges Kreuz verbundenen apokalyptischen Buchstaben Alpha und Omega in stark manierierter Ausformung und mit einem Kreuz bekrönt angebracht.
Maße: H.: 73 cm; Dm.: 82,5 cm; Bu.: 2,0–2,5 cm.
Schriftart(en): Übergangsschrift zwischen romanischer und gotischer Majuskel.
Ω + Α1) MATEVSa) JOHA(N)NESb) LVCASb) Ω + A MARCUSc)
Textkritischer Apparat
- MATEVS] Der linke Teil des Querbalkens vom T fehlt, S in Form eines retrograden Z.
- OHA(N)NES, LVCAS] S retrograd.
- Am oberen Bogen des S setzt ein dritter nach links offener Bogen an.
Anmerkungen
- Vgl. Apc. 1,8; 21,6; 22,13. – Zu der gegen Dämonen und Teufel schützenden Wirkung von Alpha und Omega auf Glocken vgl. Schilling, Glocken, S. 136; s. a. den Kommentar zu Nr. 2. Eine in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Glocke in Bühren ist ebenfalls mit zweifach ausgeführten Alpha und Omega versehen, vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 5 wie auch die nur noch kopial überlieferte Glocke aus Wolbrandshausen (ebd., Nr. 6). Im Übrigen ähnelt keine der zahlreichen Abbildungen von Alpha und Omega auf Glocken bei Schilling den auf der Bodenburger Glocke angebrachten Buchstaben, vgl. Schilling, Glocken, Abb. 227 u. ö.
- Auch Drömann (Glocken, S. 40) und die Glockenkartei Waack datieren die Glocke ins 13. Jahrhundert.
Nachweise
- Kdm. Kreis Gandersheim, S. 24, Abb. S. 23.
- Drömann, Glocken, S. 40.
Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 5 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0000504.
Kommentar
Die in der Inschrift als Zierbuchstaben gesetzten Alpha und Omega entsprechen in ihrer Grundform beide einem A: das „Omega“ dem flachgedeckten Typus in breiter Ausführung, dessen untere Schaftenden nach oben gebogen sind, das „Alpha“ demselben Grundtyp, allerdings in schmalerer Form mit Deckbalken und ohne die hochgebogenen Schaftenden.
Die Inschrift ist insgesamt sehr unregelmäßig ausgeführt, einzelne Buchstaben stehen nicht auf der Grundlinie, S überwiegend spiegelverkehrt und mit ungleichen, zum Teil gedrückten Bögen oder spitz ausgeführt, M vorne geschlossen, das runde E offen. In JOHA(N)NES ein unziales H mit lang nach unten weitergeführtem Bogen. Die Buchstabenformen sprechen für eine Entstehung der Glocke im 13. Jahrhundert.2)
Zu Reihenfolge und Funktion der Evangelistennamen auf Glocken vgl. den Kommentar zu Nr. 10.