Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 474† Walpurgisstr., ehem. botanischer Garten 1740

Beschreibung

Gewächshaus im ehem. botanischen Garten. Nach einem Plan von 17641) lag das sog. Winterhaus, ein stattlicher Bau mit Wappenschmuck auf der Mittelachse, im hinteren Teil des botanischen Gartens entlang der Stadtmauer. Die Inschrift ist im Bereich des im Plan eingezeichneten Wappenfeldes zu vermuten.

Inschrift nach Oelrich.

  1. Serenissimus Princeps ac Dominus Carolus Dux Brunsvicensis et Luneburgensis hocce hibernaculum atque hortum medicum in splendorem et utilitatem Acad(emiae) Juliae suis sumtibus aedificavit atque amplificavit A(nno) R(eparatae) S(alutis) MDCCXL

Übersetzung:

Der durchlauchtigste Fürst und Herr Karl Herzog zu Braunschweig und Lüneburg hat auf seine Kosten dieses Winterhaus erbaut und den medizinischen Garten erweitert zu Glanz und Nutzen der Academia Julia im Jahre des erneuerten Heils 1740.

Kommentar

Ausgehend von dem universitätseigenen Grundstück der ehemaligen Anatomie betrieb der Professor der Medizin und Botanik, Lorenz Heister (vgl. Nr. 489), die Einrichtung eines botanischen Gartens an der Walpurgisstraße, indem er u. a. benachbarte Grundstücke durch die herzogliche Regierung dazuerwerben ließ2). Darauf bezieht sich die Inschrift mit hortum medicum .. amplificavit. Das nach der Inschrift 1740 neu erbaute Gewächshaus beeindruckte durch seine moderne Heiztechnik noch zehn Jahre später den Abschreiber der Inschrift, den gelehrten Reisenden Johann Carl Conrad Oelrich. Er notierte sich 1750 Die Wärme, wodurch die ausländischen Gewächse erhalten werden müssen, ist hier nicht auf die gemeine Weise durch Kachelöfen, worinn eingeheitzt wird, verschafft, sondern das Feuer ist unter der Erden, wodurch, vermöge besonderer Kanäle, die in einem jeden Zimmer des Gewächshauses herum gehen, eine gelinde und den Gewächsen viel gesundere Wärme erhalten wird, angebracht 3). Zu einem weiteren Bau im botanischen Garten vgl. Nr. 483.

Anmerkungen

  1. NStA Wolfenbüttel 37 Alt Nr. 733, Bl. 14, abgebildet bei Schulz, Architektur, S. 77.
  2. Triebs, Medizinische Fakultät, S. 79f., Müller, Helmstedt, S. 423ff. Ebenda auch Angaben zu älteren Versuchen, einen botanischen Garten in Helmstedt anzulegen.
  3. Oelrich, Tagebuch, S. 50f.

Nachweise

  1. Oelrich, Tagebuch, S. 50.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 474† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0047406.