Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 340 Juleum 1696?

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Georg Calixt. Öl auf Leinwand. Im Bibliothekssaal an der Südwand, zweites Bild von Osten. Das Gemälde hing zusammen mit fünf weiteren Porträts von Theologieprofessoren 1709 beim Besuch Uffenbachs in Helmstedt im theologischen Hörsaal, der heutigen Aula im Erdgeschoß1). Bei einer Restaurierung Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erhielt es den jetzigen Rahmen2). Wie Nrr. 339 und 351 Brustbild in ovaler Umrandung innerhalb eines Rechtecks, dessen Ecken jeweils vom gleichen Ornament ausgefüllt sind, einer aus Akanthusblattwerk hervorwachsenden Blume mit einem zweiblättrigen Stengel auf jeder Seite und einer vierblättrigen Blüte in der Spitze. Im Oval vor dunklem Hintergrund der Porträtierte mit Schnurr- und Spitzbart und schulterlangem Haar, in schwarzem Gewand mit Pelzbesatz und weißem Kragen. Unter dem Porträt längsovales Feld mit der gemalten Inschrift, gold auf schwarzem Grund.

Maße: H.: 106,5 cm; B.: 84 cm (ohne Rahmen); Bu: 3–4 cm (Kapitalis), 2 cm (Minuskel).

Schriftart(en): Kapitalis mit Kursive.

Sabine Wehking [1/1]

  1. GEORGIUS CALIXTVS. D(OCTOR) / ACAD(EMIAE) IUL(IAE) SEN(IOR) & PROF(ESSOR) PRIM(ARIUS) / ABBAS REGIAE LVT(TERAE) Obiit 19 Mart(ii) 1656

Übersetzung:

Georg Calixt, Doktor, der Academia Julia Senior und Professor primarius, Abt von Königslutter. Er starb am 19. März 1656.

Kommentar

Die hier vorgeschlagene Datierung des Bildes in das Jahr 1696 stützt sich auf die Beobachtung, daß das 1696 entstandene Bild des Sohns von Georg Calixt, Friedrich Ulrich Calixt (Nr. 339), in seiner gesamten Gestaltung einschließlich der inschriftlichen Besonderheiten – z. B. U/V-Gebrauch – dem des Vaters gleicht. Es ist wahrscheinlich, daß der Sohn und Nachfolger im Amt nicht nur sich selbst 1696 als Prorektor mit der gesamten Titulatur seiner vom Vater übernommenen Ämter porträtieren ließ, sondern in gleicher Weise auch den Nachruhm des Vaters bedachte und das Bild in Auftrag gab. Dafür standen als mögliche Vorlage Porträtstiche zur Verfügung3). Eine Inschrift, die der auf dem Bild wörtlich gleicht, hat keiner der Stiche. Ein weiteres Porträt des Georg Calixt, das Ölgemälde auf seinem Epitaph in der Stephanikirche, weist in der Darstellung des Verstorbenen große Ähnlichkeit mit dem Bild im Juleum auf. Es dürfte etwa gleichzeitig ebenfalls auf Betreiben des Sohnes entstanden sein (vgl. Nr. 365).

Georg Calixt (14. Dezember 1586 bis 19. März 1656)4), der bekannteste Theologe der Universität, wirkte von 1614 bis zu seinem Tode als akademischer Lehrer in Helmstedt. Er prägte direkt und über zahlreiche Schüler maßgeblich das Luthertum in den welfischen Fürstentümern. Seine lebenslangen interkonfessionellen Unionsbemühungen sicherten ihm das Interesse der ökumenisch orientierten Theologie des 20. Jahrhunderts5). Das Amt des Abts des Klosters zu Königslutter trat Calixt am 28. Juli 1636 an6).

Zu weiteren Nachkommen von Calixt vgl. die Grabplatte einer Enkelin Nr. 445.

Anmerkungen

  1. Uffenbach, Reisen, S. 185.
  2. Frdl. Auskunft des Leiters der Ehem. Universitätsbibliothek Helmstedt, Herrn R. Volkmann.
  3. Zimmermann, Album, S. 382 beschreibt zehn Porträts. Fünf davon sind abgebildet bei Mortzfeld, Porträtsammlung, A 3298–3302.
  4. Zu ihm J. Wallmann, „Calixt, Georg“. In: TRE 7, S. 552ff. Vgl. auch NDB 3, S. 96f. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 41ff.
  5. Dazu Wallmann, wie Anm. 4, S. 558.
  6. Zimmermann, Album, S. 381.

Nachweise

  1. Zimmermann, Album, S. 382.
  2. Kat. Sammler Fürst Gelehrter, S. 363.
  3. Kat. Jahrtausend, S. 477 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 340 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0034005.