Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 257 St. Stephani 1678
Beschreibung
Grabplatte der Gertrud Ernst. Sandstein. An der nördlichen Choraußenwand. Böhmer führt das Grabdenkmal 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes von St. Stephani auf1). 1987 auf dem Grundstück Schuhstr. 8 gefunden, bis 2000 im städtischen Bauhof gelagert und seitdem am jetzigen Platz2). Hochrechteckige Platte mit durchgehender, eingeritzter Randlinie. Unter eingetieftem Feld mit zwei Vollwappen die eingehauene Inschrift. Oberfläche teilweise abgescheuert. Umfangreiche Textverluste.
Ergänzungen nach Böhmer.
Maße: H.: 212 cm; B.: 110–111 cm; Bu.: 2–6 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
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CHRISTO JESV SER[VA]TORI / SACRVM / MEMORIAEQVE / HONORATISSIMAE ET VERA P[IETATE] / AC VIRTV[TIBVS] OR[NATISSIMAE] / MATRONAE / GERTRVDIS ERNSTIAE / AMPLISSIMI ET [PR]VD[ENTISSIMI VIRI] / D(OMI)N(I) IEREMIAE RI[XNERI / CONSVLIS HELMSTADIENSIS QVONDAM PRIMARII] / O[PTIME MERITI B(EATAE) M(EMORIAE)] / RELICTAE VIDVAE / [A(NN)O MDCLXXIIX DIE XXVI APRIL(IS) INTER PRIMAM ET SECVNDAM MATVTINAM] / AETATIS SVAE SEPTVAGESI[MO TERTIO] / PLACIDE IN DOMINO DE[FVNCTAE] / CVI / PIETATIS IN OP[T]IMA[M] AC DESI[DERATISSIMAM MATREM] / ET INNV[ME]RORVM BENEFICI[ORVM EIVS MEMORES] / FILII MOESTISSIMI / IEREMIAS RIXNERVS / PRAEFECTVS DVCALIS WARB[E]RGEN[SIS] / ET / HENRICVS RIXNERVS / S(ANCTAE) THE(OLOGIAE) DOCTOR EIVSQVE PROF(ESSOR) PVBL(ICVS) O[RDINA]R[IV]S) ET / VICE-RECTOR IN ACADEMIA JVLIA / MONVMENTVM HOC P[OS]VERVNT
Übersetzung:
Christus Jesus, dem Erretter, geweiht und dem Andenken an die höchst ehrbare und sich durch wahre Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit auszeichnende Frau Gertrud Ernst, die hinterbliebene Witwe des hochachtbaren und wohlweisen Mannes, des Herrn Jeremias Rixner, einst hochverdienten Ersten Helmstedter Bürgermeisters seligen Angedenkens. Im Jahre 1678 am 26. April zwischen ein und zwei Uhr in der Frühe verstarb sie sanft im Herrn im dreiundsiebzigsten Lebensjahr. In dankbarer Kindesliebe gegenüber der besten und schmerzlichst vermißten Mutter und eingedenk ihrer zahllosen Wohltaten setzten ihr die tieftraurigen Söhne Jeremias Rixner, herzoglicher Amtmann in Warberg, und Heinrich Rixner, der hl. Theologie Doktor und ihr öffentlicher ordentlicher Professor, Vizerektor an der Academia Julia, dieses Denkmal.
Rixner3), Ernst?4) |
Anmerkungen
- Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 96.
- Vgl. dazu S. 20 der Einleitung.
- Wappen Rixner: Schild unkenntlich. Auf dem Helm Fortuna, auf geflügeltem Rad stehend. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 5, 3. Abt., ND Bd. 9, S. 31. Dort zum Schild: Sonnenblume, oben mit zwei Maiblumenstengeln besteckt.
- Wappen Ernst?: unkenntlich.
- Lebensdaten nach A. Fröling, Bey der Leichbestattung Der .. Gertrud Ernsts, Helmstedt 1679.
- Zu ihm vgl. ADB 28, S. 714f. und Ahrens, Lehrkräfte, S. 193f. Sein Epitaph und seine Grabplatte in Halberstadt, St. Martini.
Nachweise
- Böhmer, Inscriptiones, S. 96f.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 257 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0025705.
Kommentar
Gertrud Ernst, Tochter des Helmstedter Bürgermeisters Heinrich Ernst (vgl. Nr. 172) und der Helmstedter Bürgermeisterstochter Walpurg Gertner, wurde am 24. Mai 1605 geboren5). Sie heiratete am 6. November 1631 den Bürgermeister Jeremias Rixner. Aus der Ehe gingen die in der Inschrift genannten beiden Söhne, Jeremias, Amtmann des fürstlichen Amtes Warberg, Landkreis Helmstedt, und der Professor der Theologie in Helmstedt und spätere Generalsuperintendent des Fürstentums Halberstadt, Heinrich Rixner6) hervor. Gertrud Ernst wurde am 30. Januar 1657 Witwe und verstarb am 26. April 1678 im Hause ihres jüngeren Sohnes, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbracht hatte. Eine Schwester der Verstorbenen war mit dem Diakon an St. Stephani Magister Andreas Müller (vgl. Nr. 219) verheiratet.