Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 211† St. Stephani 1663

Beschreibung

Grabdenkmal des Johannes Adolph Kirchmann. Böhmer hat es 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes aufgeführt1). Nach Angabe der Leichenpredigt (vgl. Kommentar) wurde Kirchmann in der Kirche beigesetzt.

Inschrift nach Böhmer.

  1. Is cuius heic ossa condita sunt IO(ANNES) ADOLPHVS KIRCHMANNVS Slesuigas Cimber patre Io(anne) Kirchmanno I(uris)C(onsulto) viro ampl(issimo) matre Catharina Mundena fem(ina) hon(estissima) natus auum habuit paternum virum clarissimum Io(annem) Kirchmannum lumen sidusque Saxoniae ad cuius vestigia quum nepos gnauissimoa) parentum nisu perque spem multam esset deductus iamque et musae inter alumnos Iulia illustriss(ima) eundem inter colonos suos lubentes ambae recepissent caelum vota intercepit Quod ciuibus academicis adscriptum erat nomen aeternitati transscriptum felicitas maturata est natus anno MDCXLV VII Maii ob(iit) anno MDCLXIII XII Iul(ii)

Übersetzung:

Der, dessen Gebeine hier beigesetzt sind, Johannes Adolph Kirchmann, ein Kimbrer aus Schleswig, Sohn des Johannes Kirchmann, eines Rechtsgelehrten und hochachtbaren Mannes, und der Catharina Münden, einer höchst ehrbaren Frau, hatte zum Großvater väterlicherseits den hochberühmten Mann Johannes Kirchmann, leuchtende Zierde und Stern Sachsens. Als der Enkel dank des rührigen Bemühens der Eltern und unter großen Hoffnungen so weit gebracht war, in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten, und ihn die Musen schon unter ihre Zöglinge, die hochberühmte Julia ihn unter ihre Bürger, beide mit Freuden, aufgenommen hatten, schnitt der Himmel jeden weiteren Wunsch ab. Der Name, der in die Liste der akademischen Bürger eingetragen worden war, wurde der Ewigkeit überschrieben: So hat sich die Glückseligkeit frühzeitig eingestellt. Geboren im Jahre 1645 am 7. Mai, starb er im Jahre 1663 am 12. Juli.

Kommentar

Johannes Adolph Kirchmann war der Sohn des Land- und Hofgerichtsadvokaten und Bürgermeisters der Stadt Schleswig, Johannes Kirchmann, und der Catharina Münden2). Der von der Inschrift als lumen sidusque Saxoniae gerühmte gleichnamige Großvater wirkte als Professor der Poesie in Rostock und später als Rektor der Lübecker Stadtschule. Er hat mehrere Werke zur römischen Altertumskunde veröffentlicht3). Gegen den Wortlaut der Inschrift scheint der Verstorbene nicht Cives Academicus in Helmstedt im streng formalen Sinne gewesen zu sein. Ein Eintrag in die Matrikel liegt nicht vor, und die Beschreibung der Ereignisse zwischen seiner Ankunft in Helmstedt am 8. Juli und seinem Tod am 12. Juli 1663 lassen dafür kaum eine Möglichkeit. Danach traf er nach mehrtägiger Fahrt bereits krank bei seinem Quartiergeber, Professor Heinrich Hahn (vgl. Nr. 236), ein und war bis zu seinem Tode durch starke Leibschmerzen, verbunden mit Fieber, ans Bett gefesselt. Um so eindringlicher betont die Inschrift seinen neuen Stand: quum .. musae inter alumnos Iulia illustriss(ima) eundem inter colonos suos lubentes ambae recepissent. Konkreter Hintergrund dieser poetisch eingekleideten Aussage dürfte einmal die, wie die Leichenpredigt rühmt, große Bereitwilligkeit sein, mit der sich Hahn gegenüber dem Vater einverstanden erklärt hatte, den Enkel des berühmten Philologen aufzunehmen, und zum anderen die starke Anteilnahme der Professoren- und Studentenschaft, ablesbar auch an der großen Zahl von Trauergedichten. Kirchmann wurde – so die Leichenpredigt – am 2. August in einem 1631 von der Familie der Mutter für den als Studenten verstorbenen Johann Münden, einen Onkel des Toten, in der Kirche gekauften Begräbnis beigesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. gnauissimo] Bibl. Löwensen 485, grauissimo Böhmer.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 46 LAPIDES IN PARTE COEMITERII anteriore mit S. 73.
  2. B. Cellarius, Bey der .. Sepultur Des .. Johannis Adolphi Kirchmanni, Helmstedt 1663.
  3. Vgl. ADB 16, S. 14f.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 73.
  2. Stadtbibliothek Hannover, Bibl. Löwensen 485, Trauerschriften J. A. Kirchmann, im Anhang.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 211† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0021109.