Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 72† St. Stephani 1576
Beschreibung
Ehrenpforte vor dem erhöhten Fürstensitz, der während des Eröffnungsaktes der Universität am 15. bis 17. Oktober 1576 im hohen Chor der Stephanikirche aufgebaut war. Die Inschrift ist in einem zeitgenössischen Bericht über die Gründungsfeier überliefert1).
Inschrift nach Historica narratio.
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Fortis ut illustri veniens de stemmate Iudae Vim sathanae victor fregit et arma leo Sic Leo magnanimus quo Julius enitet Heros Dante Deo diri conteret hostis opes Christe Leo Iudae tu nostrum animato Leonem Per mala quo laeto pectore Victor eat
Übersetzung:
Wie der starke Löwe, Abkömmling vom erlauchten Stamme Judas, siegreich Gewalt und Waffen des Teufels brach, so wird auch der mutige Löwe, unter dessen Zeichen der Held Julius erstrahlt, durch Gottes Gunst des grausigen Feindes Kräfte zermalmen. Christus, Löwe Judas, gib du unserem Löwen Kraft, daß er durch Widrigkeiten frohen Herzens seinen Weg als Sieger geht.
Versmaß: Elegische Distichen.
Anmerkungen
- Historica narratio de introductione universitatis Juliae, Helmstedt 1579, Bl. Evf.
- Zimmermann, Album, S. XV.
- Historica narratio, wie Anm. 1.
Nachweise
- Historica narratio de introductione universitatis Juliae, Helmstedt 1579, Bl. Gv.
- Zimmermann, Album, S. XV (nach Historica narratio).
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 72† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0007202.
Kommentar
Ausgehend vom Löwen, dem Wappentier des an der Eröffnungsfeier teilnehmenden Universitätsgründers Herzog Julius, zieht die Inschrift mit Hilfe der Christussymbolik des Neuen Testamentes – Christus als Löwe vom Stamme Judas (Off. 5,5) – eine Linie von Christus zu Julius. Die selbst im humanistischen Fürstenlob ungewöhnliche Kühnheit des Vergleichs nimmt den Anspruch des Herzogs Julius auf, mit der Gründung der protestantischen Universität der religiösen Erneuerung zu dienen. Eine Anspielung der Inschrift auch auf das Universitätswappen Simson mit dem getöteten Löwen nach Ri. 14,14, wie sie Zimmermann2) zu sehen glaubte, ist nicht erkennbar. Auch die zeitgenössische Quelle sah in dem Gedicht einen Hinweis auf das Wappen des Fürsten, das das Bild des Löwen trüge ad insignia Principis Julii Leonis imaginem continentia alludens (sc. insriptio)3). Höchstwahrscheinlich war dieses Wappen des anwesenden Universitätsgründers in der Nähe der Inschrift angebracht.