Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 61: Stadt Helmstedt (2005)
Nr. 27 Klosterstr. 12 1498
Beschreibung
Ehemaliges Pförtnerhaus des Klosters St. Marienberg. Der Fachwerkbau ist eine Rekonstruktion aus dem Jahre 1902. Vom Vorgängerbau wurden u. a. die Inschriften tragenden Balken wieder verwendet1). Das eingeschossige, freistehende Wohnhaus hat an der Giebelseite fünf, an der Traufenseite sieben unterschiedlich breite Gefache. Inschriften auf dem Schwellbalken des vorkragenden Drempels, A an der südlichen Traufenseite, B an der östlichen Giebelseite, in insgesamt zwölf eingetiefte Felder auf elf Plätze über den profilierten Balkenköpfen verteilt. Dabei nehmen die beiden letzten Felder von Inschrift A zusammen nur einen Platz über dem letzten Balkenkopf der südlichen Traufenseite ein. Inschrift B besetzt die Plätze über dem 3. bis 5. Balkenkopf der östlichen Giebelseite. Zwischen den Feldern und davor jeweils dreistufiger Treppenfries. Inschriften erhaben geschnitzt und farbig gefaßt.
Maße: Bu.: ca. 13 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
Anno // d(omi)nia) // M // cccc° // xcviii° // (con)strvcta // est // h(aec) do(m)(vs)
- B
Jhesvs // Crist(vs) // Ma(r)ia
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1498 ist dieses Haus erbaut worden. (A)
Textkritischer Apparat
- Anno // d(omi)ni] Nach Schrift und Oberflächengestalt neu.
Anmerkungen
- Vgl. Denkmalkartei Stadt Helmstedt.
- Außer in Nr. 27 auch in Nr. 58 ih(esus).
- Vgl. Die Hausinschriften des ehemaligen Fürstentums Corvey, hg. vom Amt Höxter-Land, Höxter 1931, mit zahlreichen, meist jüngeren Beispielen, und DI 35 (Stadt Braunschweig I), Nr. 242, eine Hausinschrift von 1490.
Nachweise
- Meier, Kunstdenkmäler, S. 101.
- Schrader, Hausinschriften 1955, Nr. 1.
- Hägele, Hausinschriften, Nr. 1.
- Moshagen, Hausinschriften, S. 17.
Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 27 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0002707.
Kommentar
Besondere Sorgfalt weist die Gestaltung der Versalien auf. Neben J mit aufgesetzter Schwellung an Schaft und Deckbalken erscheint offenes unziales M mit Querstrich auf dem Mittelschaft und beidseitig nach außen umgeknickten Bogenenden. Das Zahlzeichen M ist durch Hinzufügen von Zierelementen als widderkopfähnlicher Versal ausgeführt.
Die Anrufung Jesus/Maria in einer Hausinschrift, in Helmstedt selten2), ist im Einflußbereich eines Klosters erklärbar und sonst verbreitet3).