Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 464 Juleum 1731

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Johann Andreas Schmidt. Öl auf Leinwand. Im Bibliothekssaal an der Westwand, erstes Bild von Norden. Bei einer Restaurierung Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erhielt es den jetzigen Rahmen1). Vor dunklem Hintergrund Brustbild in gemaltem, ovalem Rahmen auf Sockel. Der Porträtierte mit Allongeperücke, in schwarzem Gewand, mit goldenem Brustkreuz und weißem Halstuch. Über der rechten Schulter und dem linken Arm dunkelgrau glänzende Stoffdrapierung. Im unteren Rahmenrund und über die Sockelplatte hinabragend ein Wappenschild mit Mitra und gekreuzten Abtsstäben. Auf dem Sockel Inschrift A, am linken Rand der Sockelbasis Inschrift B. Inschriften gemalt, gold (A) bzw. dunkelbraun (B) auf mittelbraunem Grund.

Maße: H.: 104 cm; B.: 82 cm (ohne Rahmen); Bu.: 2,5–3 cm (A), 2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), lateinische Schreibschrift (B).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    IOANNES ANDREAS SCHMIDT. D(OCTOR) P(ROFESSOR) P(VBLICVS) O(RDINARIVS) / ORDIN(IS) THEOL(OGICI) SEN(IOR) ET ABBAS MARIAEVALL(ENSIS)

  2. B

    J. A. Müller. pinxit. 1731.

Übersetzung:

Johann Andreas Schmidt, Doktor, öffentlicher ordentlicher Professor, der theologischen Fakultät Senior und Abt von Mariental. (A)

J. A. Müller hat (dieses Bild) gemalt. (B)

Wappen:
Johann Andreas Schmidt, Abt von Mariental2)

Kommentar

Das Bild ist nach Inschrift B 1731, also fünf Jahre nach dem Tod des 1726 verstorbenen Schmidt3), angefertigt worden4).

Es kann sich also nicht um das Porträt handeln, von dem Uffenbach berichtet, es habe bei seinem Besuch in Helmstedt 1709 im theologischen Hörsaal, der heutigen Aula, gehangen5). Johann Andreas Schmidt, geboren 1652, war Ende 1695 auf Empfehlung von Leibniz als Professor für Kirchengeschichte nach Helmstedt gekommen. Zuvor hatte er seit 1683 als Professor für Logik und Metaphysik, seit 1694 für Theologie in Jena gelehrt und dort 1695 den theologischen Doktorgrad erworben. Die Breite seiner wissenschaftlichen, vor allem mathematischen Interessen schlug sich nieder in einer über Helmstedt hinaus berühmt gewordenen Sammlung naturwissenschaftlicher Apparate, der Uffenbach im Bericht über seinen Besuch in Helmstedt einen langen Exkurs widmet6). Schmidt wurde 1699 von der herzoglichen Regierung mit der Würde eines Abtes des Klosters Mariental bei Helmstedt ausgezeichnet. Der Titel Senior der Fakultät ging nach dem Tode von Friedrich Ulrich Calixt 1701 (vgl. Nr. 339) an ihn über. Schmidt ist Schwiegervater des Polycarp Leyser, dessen Porträt ebenfalls im Bibliothekssaal hängt (Nr. 458).

Der Maler des Bildes läßt sich nicht sicher identifizieren. Ein J. Müller ist belegt durch ein Aquarell von 1761 zur Verherrlichung des Braunschweiger Herzogs Ferdinand. Der ungleich bekanntere Maler Johann Adam Müller, gestorben 1738 in München, kommt nach Zeit und Vornamen eher in Betracht, wirkte allerdings in Süddeutschland7).

Anmerkungen

  1. Frdl. Auskunft des Leiters der Ehem. Universitätsbibliothek Helmstedt, Herrn R. Volkmann.
  2. Wappen Johann Andreas Schmidt, Abt von Mariental: geteilt, oben wachsender Löwe, unten gekreuzte Abtsstäbe über Arm mit Schmiedehammer. Vgl. zum Wappen Kloster Mariental Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, 5. Abt., 2. Reihe, ND Bd. 8, S. 111, dort ohne Arm mit Schmiedehammer, der persönlichen Wappenfigur des Johann Andreas Schmidt.
  3. Lebensdaten nach ADB 31, S. 734ff. (Verfasser P. Zimmermann). Zu ihm auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 209f.
  4. Zu möglichen Vorbildern vgl. die bei Mortzfeld, Porträtsammlung, A 19318–19320 abgebildeten Porträtstiche.
  5. Uffenbach, Reisen, S. 185.
  6. Uffenbach, Reisen, S. 210–221 und S. 233–261, mit zahlreichen Abbildungen.
  7. Zu J. Müller vgl. Thieme/Becker, Künstlerlexikon, Bd. 25, S. 232, zu Johann Adam Müller Thieme/Becker, ebenda, S. 234f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 464 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0046400.