Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 443 St. Marienberg 1714

Beschreibung

Grabplatte des Christian Detlef Hackelberg. Sandstein. Im südlichen Kreuzgang an der nördlichen Außenwand befestigt. Nach einer Zeichnung von 1736 befand sich die Beisetzungsstätte des Christian Detlef Hackelberg in der Kirche im Vorchor direkt rechts vom Altar1). Im Zentrum der hochrechteckigen Platte ovales, von Ranke gerahmtes, vertieftes Schriftfeld mit der eingehauenen Inschrift. Oben in der Mitte Vollwappen zwischen nach außen gewendeten Engelsköpfen in den Ecken. Unten in den Ecken zwei nach innen gewendete Totenköpfe.

Maße: H.: 219–222 cm; B.: 116 cm; Bu.: 3,5–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) / COMPOSTAE HEIC SVNT EXVVIAE / VIRI / PLVRIMVM REVERENDI ET CLARISSIMI / CHRISTIANI DETLEFI HACKELBERGII / QVI / GLVCKSBVRGI D(IE) IV. APR(ILIS) A(NNO) MDCLXXV NATVS / MOX INFELIX FATVM SVBIIT / ORBATVS PATRE / ANDREA LVDOLPHO HACKELBERGIO / DVC(ALI) SCHLESVICO HOLS(ATO) CAM(ERALI) SECRET(ARIO) / SED PATERNAM DEI CVRAM SENSIT / CVIVS AVSPICIIS / POST NAVATAM PIE SACRIS LITERIS OPERAM / PRIMVM ECCLESIAE SOLLINGENSI / DEINDE MARIAEBERGENSI ET EMMERSTADENSI / ADMOTVS EST / SED CVM ILLI PER SEPTEM ANNOS / HIS PER TOTIDEM MENSES / DOCTRINA ET EXEMPLO PRAELVXISSET / BONIQVE PASTORIS PARTES RELIGIOSE IMPLEVISSET / MALIGNA FEBRI ABSVMTVS D(IE) XVII. MAII. MDCCXIV / ANIMAM PIAM / PRAESENTIS VITAE PERTAESAM / FVTVRAE AVIDISSIMAM2) / CHRISTO CVI DEBEBAT REDDIDIT / CONIVGI EXOPTATISSIMO / DOROTHEA SOPHIA WEND / CVM IV FILIABVS SVPERST(ITIBVS) / INTER LACRYMAS ET SVSPIRIA / H(OC) M(ONVMENTVM) P(ONI) C(VRAVIT)

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht. Beigesetzt sind hier die sterblichen Überreste des höchst ehrwürdigen und angesehenen Mannes Christian Detlef Hackelberg. Geboren in Glücksburg am 4. April im Jahre 1675, erlitt er bald das unglückliche Schicksal, seines Vaters, des Herzoglich Schleswig-Holsteinischen Kammersekretärs Andreas Ludolph Hackelberg, beraubt zu werden, doch erfuhr er Gottes väterliche Fürsorge. Unter dessen Führung kam er, nachdem er sich eifrig und fromm mit dem Studium der Theologie befaßt hatte, zunächst an die Kirche in Söllingen, dann in Marienberg und Emmerstedt. Aber als er der dortigen Gemeinde sieben Jahre lang, den hiesigen Gemeinden ebenso viele Monate mit Lehre und persönlichem Beispiel wie ein Licht vorangeleuchtet und das Amt des guten Hirten gewissenhaft ausgefüllt hatte, wurde er von einem bösartigen Fieber am 17. Mai 1714 dahingerafft und gab seine fromme Seele, die des gegenwärtigen Lebens überdrüssig nach dem zukünftigen eifrig verlangte, Christus zurück, dem er sie schuldete. Dem heißgeliebten Gatten ließ Dorothea Sophia Wend mit vier hinterbliebenen Töchtern unter Tränen und Seufzern dieses Denkmal setzen.

Wappen:
Hackelberg3)

Kommentar

Christian Detlef Hackelberg wurde am 8. April 1695 in Helmstedt immatrikuliert4). Nach den Angaben der Inschrift wirkte er von 1706 bis etwa Oktober 1713 als Pfarrer in Söllingen/Landkreis Helmstedt, anschließend bis zu seinem Tode an St. Marienberg und dem hier eingepfarrten Emmerstedt. Mit der das Grabdenkmal setzenden Dorothea Sophia Wend war er seit 1708 verheiratet5).

Anmerkungen

  1. NStA Wolfenbüttel 4 Alt 3 Marbg. Nr. 1827.
  2. Nach Seneca, De brevitate vitae 7,8 (praecipitat quisque vitam suam) et futuri desiderio laborat praesentium taedio.
  3. Wappen Hackelberg: geteilt, oben wachsender Löwe, unten Rost. Möglicherweise besteht eine Beziehung zu einer Familie Hackelberg in Schöningen, die 1688 einen halben Löwen im Schild führte, vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 7, 3. Abt., Teil d, ND Bd. 21, S. 8.
  4. Als Hakeberg (!), Christianus Detlovius Holsato-Glücksburgensis, Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. 38.
  5. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 112. Das hier zu Hackelberg genannte Geburtsjahr 1674 stimmt ebenso wie die Zahl der Töchter – drei – nicht mit den Angaben der Inschrift überein.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 443 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0044301.