Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 426† Neumärker Str. 1, ehem. Universitätskirche 1708

Beschreibung

Grabdenkmal der Barbara Sophia Sivers. Nach Böhmer befand es sich 1710 in der Kirche1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Dilectissimae suae coniugi BARBARAE SOPHIAE SIVERS in ipso aetatis flore a(nn)o 1708 piam Deo animam reddenti hunc posuit lapidem Fridrich August Hackmann Moralium & P(oeseos) P(rofessor)

Übersetzung:

Seiner innigstgeliebten Gattin Barbara Sophia Sivers, die mitten in der Blüte ihres Lebens im Jahre 1708 ihre fromme Seele Gott zurückgab, setzte Friedrich August Hackmann, Professor der Moral und Dichtkunst, diesen Stein.

Kommentar

Der Ehemann der Verstorbenen und vermutliche Verfasser der Inschrift, Friedrich August Hackmann, hat sich in der Literaturgeschichte einen Namen gemacht als Herausgeber des „Reineke de Vos“ und der niederdeutschen Sprichwörtersammlung „Köker“, einer Dichtung des Braunschweiger Stadtschreibers Hermann Bote2). Hackmann, Mitarbeiter von Leibniz bei dessen historischen Forschungen sowie Professor der Poesie in Helmstedt seit 1703 und der Moral seit 1707, hat das Verdienst, als erster das Arbeitsfeld des Poesieprofessors in Helmstedt ausgedehnt zu haben auf deutsche und niederdeutsche Literatur. Die Hintergründe seiner Entlassung im Jahre 1713 verdienten eine Aufarbeitung3). Mit Barbara Sophia Sivers, die am 24. September 1708 verstorben ist4), war Hackmann seit dem Frühjahr 1707 verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der beim Tode der Mutter noch lebte. Hackmann ließ seine Frau am 30. September in der Universitätskirche in einer Gruft beisetzen. Ein Sohn aus einer zweiten Ehe Hackmanns ist der in Helmstedt 1714 geborene Johann Gottlieb von Hack(e)mann, später u. a. Titularprofessor in Helmstedt5).

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 135 MONVMENTA ET LAPIDES IN TEMPLO ACADEMICO mit S. 137.
  2. Würdigung Hackmanns bei H. Menke, Hermann Botes Köker. In: Hermann Bote, Städtisch-hansischer Autor in Braunschweig 1488–1988, hg. von H. Blume und E. Rohse, Tübingen 1991, S. 155ff. Zu seinem Leben Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 124ff., Kundert, Katalog, S. 152.
  3. Anstoß erregt habe er wegen seiner „Hinneigung zum Katholizismus“, vgl. Koldewey, Geschichte der klassischen Philologie, S. 125, und einer als „gottlos und amoralisch“ ausgelegten Vorlesung zu „Reineke de Vos“ sowie angeblicher Mängel in der Führung des Prorektorats 1711, vgl. Kundert, Katalog, S. 152.
  4. Die folgenden Angaben sind einem deutschsprachigen Trauergedicht entnommen, das die Tischgenossen aus dem Hause Hackmanns zum Tode der Barbara Sophia Sivers verfaßt haben, Nieders. Landesbibliothek Hannover, Cm 65, Trauerschriften B. S. Sivers.
  5. Zu ihm Kundert, Katalog, S. 135.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 137.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 426† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0042600.