Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 424† St. Stephani 1708

Beschreibung

Grabdenkmal des Dietrich Otto Schrader. Es wird von Böhmer 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes aufgeführt, in enger Nachbarschaft zu weiteren Grabdenkmälern der Familie Schrader1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. D(eo) o(ptimo) m(aximo) s(acrum) memoriaeque DIDERICI OTHONIS SCHRADERI medic(inae) D(octoris) qui paternis & auitis gnauiter insistens vestigiis diuinam tuendae valetudinis artem in hac patria & cultioribus Belgii academiis plenissime perceptam cum varia elegantique eruditione in magnam spem patriae praeclaro exemplo & rara felicitate coniunxit pietate ingenio prudentia oratione morumque suauitate eximius Lugduno Batau(orum) redux iter in Galliam & Italiam meditans phthisi correptus in medio cursu tardatus tandemque abreptus animo firmo certa in Saluatorem fiducia mundana despiciens caelestia anhelans postquam vixisset annos XXII & menses IX

Übersetzung:

Gott, dem Besten und Größten, geweiht und dem Andenken an Dietrich Otto Schrader, Doktor der Medizin. Eifrig auf den Spuren seines Vaters und Großvaters wandelnd, verband er zur großen Hoffnung seiner Heimatstadt in vortrefflicher und selten glücklicher Weise die göttliche Kunst, Gesundheit zu bewahren, die er auf dieser heimischen und auf den anspruchsvolleren Hochschulen der Niederlande reichlich in sich aufgenommen hatte, mit vielfältiger und verfeinerter Bildung. Hervorragend durch Frömmigkeit, Begabung, Klugheit, Redegewandtheit und angenehmes Betragen, wurde er nach seiner Rückkehr aus Leiden, während er noch eine Reise nach Frankreich und Italien plante, von Schwindsucht ergriffen, mitten auf seiner Lebensbahn aufgehalten und schließlich dahingerafft. Mit festem Sinn und sicherem Vertrauen auf den Erlöser verachtete er die Dinge dieser Welt und lechzte nach dem himmlischen Reich, nachdem er zweiundzwanzig Jahre und neun Monate gelebt hatte.

Kommentar

Dietrich Otto Schrader gehört in die dritte Generation der Gelehrtenfamilie Schrader in Helmstedt. Geboren am 5. Mai 16852) in Helmstedt als Sohn des Professors der Medizin Friedrich Schrader (vgl. Nr. 397) und seiner ersten Ehefrau Margarethe Hedwig, geborene Ripenhusen (vgl. Nr. 306), begab sich Dietrich Otto Schrader nach philosophischen Studien in Helmstedt3) auf eine ausgedehnte Bildungsreise über Groningen und Franecker nach Leiden, dem Studienort schon seines Vaters und Großvaters (vgl. Nr. 269). Dort wurde er zum Doktor der Medizin promoviert. Weitere Reisepläne, vorbereitet durch Erlernen der französischen und italienischen Sprache, mußte er wegen einer beginnenden Schwindsucht aufgeben. Er starb am 27. Januar 1708 in Helmstedt und wurde auf eigenen Wunsch ohne die üblichen Feierlichkeiten in aller Stille beigesetzt. Die Grabschriften einer Schwester und einer Halbschwester des Toten, beide früh verstorben, sind bekannt (vgl. Nrr. 305 und 388).

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 269, Anm. 1.
  2. Lebensdaten nach C. T. Wideburg, Memoriae .. Dieterici Ottonis Schraderi, Helmstedt 1708.
  3. Immatrikuliert am 4. April 1702, vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. 62.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 117f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 424† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0042406.