Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 356† St. Stephani 1700

Beschreibung

Grabdenkmal des Anton Ludwig Röser. Es wird von Böhmer 1710 unter den Steinen im südlichen Teil des Friedhofes aufgeführt1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Viator qui viuus huc venis memento quod vixerit et bene vixerit qui mortuus hic recubat ANTHONIVS LVDOVICVS RÖSER Duc(alis) praefect(urae) Dannebergensis praefectus secundarius pius christianus aequus I(uris)c(onsul)tus fidelis oeconomus vir bonus coepit viuere Sondershusi die 4 Dec(embris) ann(o) 1648 et quo diutius viueret hic viuebat medice sed medico mortuo et ipse viuere desiit d(ie) 14 April(is) ann(o) 1700 viduam non reliquit numquam coniux donec in aestu ineuitabili terrae matris suae thorum incederet animam caelestis sponsus domum duceret Bono fratri boni fratres h(oc) m(onumentum) f(ieri) f(ecerunt)

Übersetzung:

Wanderer, der du hier als Lebender hinkommst, bedenke, daß gelebt hat und rechtschaffen gelebt hat, der hier als Toter ruht, Anton Ludwig Röser, des Herzoglich Dannenbergischen Amtes Vizeamtmann, ein frommer Christ, ein Jurist mit Augenmaß, ein treuer Haushalter, ein redlicher Mann. Er begann sein Leben in Sondershausen am 4. Dezember im Jahre 1648 und lebte, um länger zu leben, hier so, wie es der Gesundheit dienlich ist. Aber als sein Arzt gestorben war, hörte auch er auf zu leben am 14. April im Jahre 1700. Er hinterließ keine Witwe, war nicht verheiratet, bis er in einer unvermeidlichen Fieberhitze das Lager seiner Mutter Erde betrat (und) der himmlische Bräutigam seine Seele heimführte. Dem guten Bruder ließen ebensolche Brüder dieses Denkmal errichten.

Kommentar

Ähnlich wie Nr. 204 läßt die Inschrift auf den überregional guten Ruf der Helmstedter Ärzteschaft schließen. Bei dem in der Inschrift namentlich nicht genannten medicus, dessen Tod der Verstorbene nicht lange überlebte, handelt es sich um Heinrich Meibom d. J., gestorben am 26. März 1700 (vgl. Nr. 355). Der Amtsschreiber aus Dannenberg, Anton Ludwig Röser, Sohn eines Quedlinburger Superintendenten, war wenige Wochen vor seinem Tod zur Behandlung einer Krankheit nach Helmstedt gekommen. Seine Beisetzung erfolgte nach Auskunft der Abdankungsrede2) mit einer Trauergesellschaft, deren größtem Teil der Tote bis dahin unbekannt gewesen war.

Anmerkungen

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 112 LAPIDES SEPVLCHRALES in parte coemiterii posteriore mit S. 124f.
  2. E. Fine, Das .. Lebens=Register Des .. Anton Ludwig Rösers. In: Helmstädtische Denk- und Dank-Reden, Helmstedt 1702, HAB Wolfenbüttel, Sign. QuN 293. Danach alle Angaben zur Person.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 124f.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 356† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0035603.