Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 338† St. Stephani 1696

Beschreibung

Grabdenkmal des Heinrich Wideburg. Nach Böhmer befand es sich 1710 unter den Steinen im nördlichen Teil des Friedhofes, in enger Nachbarschaft zur Begräbnisstätte der mit Wideburg verschwägerten Familie Horneius1).

Inschrift nach Böhmer.

  1. Christo Redemtori s(acrum) Hic beatam resurrectionem exspectat HENRICVS WIDEBVRGIVS philosophus atque theologus eximius pietate in Deum et vitae integritatea) optimis ingenii acumine et doctrinae copia doctissimis comparandus qui Goslariae ann(o) MDCXLI natus Halberstadii educatusb) quum in academia Iulia per annos XXXIII philosophiam et theologiam docuisset mortali corpore hic deposito animam ad meliorem vitam praemisit ann(o) MDCXCVI d(ie) XV Mai Parenti optimo hoc pietatis et gratitudinis monumentum cum lacrimis posuerunt vtroque parente nimis cito orbati filius vnicus et filiae duae

Übersetzung:

Christus, dem Erlöser, geweiht. Hier erwartet Heinrich Wideburg eine selige Auferstehung, ein außerordentlicher Philosoph und Theologe, der nach seiner Gottesfurcht und rechtschaffenen Lebensart nur den besten, nach seiner scharfsinnigen Intelligenz und seinem Reichtum an Wissen nur den gelehrtesten Menschen gleichgestellt werden kann. Geboren in Goslar im Jahre 1641, in Halberstadt erzogen, schickte er, nachdem er an der Academia Julia dreiunddreißig Jahre hindurch Philosophie und Theologie gelehrt hatte, im Jahre 1696 am 15. Mai seine Seele in ein besseres Leben voraus und ließ seinen vergänglichen Leib hier niederlegen. Dem besten Vater setzten dieses Denkmal der Kindesliebe und Dankbarkeit unter Tränen der einzige Sohn und zwei Töchter, die beider Eltern allzu schnell beraubt worden sind.

Kommentar

Die Familie Wideburg stellte in Helmstedt mehrere Professoren, deren erste Generation der in der Inschrift genannte Heinrich und sein jüngerer Bruder, der Professor der Theologie Christoph Tobias Wideburg (vgl. Nr. 77), bilden. Geboren am 1. Februar 16412) in Goslar als Sohn des dortigen und später Halberstädter Pastors Balthasar Wideburg und seiner Ehefrau Dorothea Sattler, einer Enkelin des Obersten Superintendenten der Kirche im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, Basilius Sattler (vgl. Nr. 146), studierte Heinrich Wideburg ab 1660 in Helmstedt3), erwarb dort am 4. Dezember 1665 den Magistergrad, lehrte seit 1673 als ordentlicher Professor der philosophischen Fakultät zunächst Metaphysik, seit 1674 Logik und wurde am 10. Januar 1691 zum Professor der Theologie ernannt. Am 18. Mai 1693 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Theologie. Nach Auskunft der biographischen Literatur verstarb er am 14. Mai 1696 nachts um 12 Uhr4). Die Inschrift gibt dies als 15. Mai wieder. Verheiratet war Wideburg seit Januar 1677 mit Anna Margarethe Horneius (vgl. Nr. 308). Aus der Ehe stammen die drei das Grabdenkmal setzenden Kinder, der Sohn Conrad Heinrich Wideburg (vgl. Nr. 387) und zwei Töchter. Der Sohn seiner einzigen Schwester, der Student Johannes Balthasar Heinemann, verstarb 1693 in Wideburgs Haus an Fleckfieber (vgl. Nr. 322).

Wideburgs Name findet sich auch auf der Universitätsglocke von 1694 (Nr. 331).

Textkritischer Apparat

  1. et vitae integritate] Fehlt bei Koch.
  2. Halberstadii educatus] Fehlt bei Koch.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 230, Anm. 1.
  2. Lebensdaten in Progamma memoriae .. Henrici Wideburgii, Helmstedt o. J. (1696) und bei Chrysander, Diptycha, S. 262–275. Ebenda, S. 271ff. ein Verzeichnis seiner Schriften. Vgl. auch Ahrens, Lehrkräfte, S. 253.
  3. Er wurde als Knabe am 21. September 1654 immatrikuliert, vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 2, S. 106. Der tatsächliche Studienbeginn erfolgte einige Jahre später. Zu diesem Verfahren vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 3, S. VIIf. und Kundert, Katalog, S. 92f.
  4. .. circa horam duodecimam nocturnam, vgl. Programma memoriae, wie Anm. 2.

Nachweise

  1. Böhmer, Inscriptiones, S. 63f.
  2. Koch bei Meier, Monumenta Julia.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 338† (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0033805.