Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 61: Stadt Helmstedt (2005)

Nr. 210 St. Stephani, Grabkapelle auf dem ehem. Friedhof 1663

Beschreibung

Grabplatte der Johanna Eichel. Sandstein. Im Fußboden des oberen Kapellenraumes links vom Eingang liegend. Seit wann die Platte in der Familienkapelle (zum Bau vgl. Nr. 236) aufbewahrt wird, ist nicht bekannt. Meier erwähnt sie 1896 nicht in seiner Aufzählung der Grabmale in der Kapelle1). Hochrechteckige Schriftplatte, in den oberen Ecken je ein Engelskopf, dazwischen, von Rankenwerk eingerahmt, zwei Vollwappen, darunter die eingehauene Inschrift.

Maße: H.: 148 cm; B.: 75 cm; Bu. 2,5–4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Sabine Wehking [1/1]

  1. HIC . LAPIS . TEGIT . EXANGVE . CORPVSCVLVM . / SCITULAE . ET . ELEGANTISS(IMAE) . PUELLULAE . / IOHANNAE / EX . IISDEM . AVIS . ET . PARENT(IBUS) . PROGNATAE / QUIBUS . VICINA . ANNA . KUNIGUNDA . EICHE/LIANA . ORTA . EST . / QUAS . SORORES DUM VIVEB(ANT) . SIMILLIMAS . / IDEM . MORBUS . VARIOLORUM . EXTINXIT / UNA . DIES . SIMUL . EFFERRI . VIDIT / ET . UNA . TUMBA . TEGIT . / AETATE . SALTIM . DIFFERENTES . / HAEC . ENIM . SALTIM . XLIV . SEPTIMAN(AS) . / ET . III . DIES . NATA . AD . COELUM REDIIT . / EXUVIIS ELEGANTISS(IMI) . CORPUSCULI . / HIC . TANTISPER POSITIS . / DONEC . CUM ANIMULA . ITERUM . IUNGATUR / MOESTI . PARENTES . LAPIDEM HUNC . FIERI . / CURARUNT . / XX . FEBRUARII / ANNO MDCLXIIIa)

Übersetzung:

Dieser Stein bedeckt den entseelten kleinen Leib des allerliebsten und zartesten Mädchens Johanna. Es stammt von denselben Großeltern und Eltern ab wie die in seiner Nähe liegende Anna Kunigunde Eichel. Diese Schwestern, die sich so ähnlich waren, während sie lebten, raffte dieselbe Krankheit der Pocken dahin. Ein Tag sah, wie sie gleichzeitig zu Grabe getragen wurden, und eine Grabstätte bedeckt sie, die sich wenigstens im Lebensalter unterscheiden. Diese hier nämlich war nur vierundvierzig Wochen und drei Tage alt, als sie zum Himmel zurückkehrte, während die sterblichen Überreste ihres so zarten kleinen Leibes einstweilen hier abgelegt sind, bis er sich wiederum mit ihrer kleinen Seele vereinigt. Die traurigen Eltern ließen diesen Stein errichten am 20. Februar im Jahre 1663.

Wappen:
Eichel2), Hahn3)

Kommentar

Zur Familie des verstorbenen Mädchens und den Todesumständen vgl. die in der Inschrift erwähnte Grabplatte der Schwester Nr. 209. Geboren wurde Johanna Eichel am 16. Oktober 1661. Ihr Todestag war der 23. August 1662. Die Lebenszeitberechnung entspricht in der Form – Wochenangabe – der des Funeralprogramms4).

Textkritischer Apparat

  1. Neulateinische Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Meier, Kunstdenkmäler, S. 73f.
  2. Wappen Eichel: zwei geharnischte Arme, die Pfeil nach oben umfassen.
  3. Wappen Hahn: Hahn.
  4. Vgl. Programma in funere .. Annae Kunigundae et Johannae .. Johannis Eichelii .. filiarum, Helmstedt o. J. (1662) quatuor et quadraginta hebdomadibus tribusque diebus confectis (nachdem sie vierundvierzig Wochen und drei Tage vollendet hatte). Die Geburts- und Sterbedaten ebenda.

Nachweise

  1. Schultz, Grabmale 1964, S. 7.

Zitierhinweis:
DI 61, Stadt Helmstedt, Nr. 210 (Ingrid Henze), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di061g011k0021002.