Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 326† Marktkirche vor 1640

Beschreibung

Grabplatte des David Meier. Sandstein. Die Grabplatte, die ursprünglich im Chor der Marktkirche lag1), wurde im 19. Jahrhundert außen an der Marktkirche angebracht. Dort wurde sie im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Innenfeld der Grabplatte der Verstorbene im Relief, in der rechten Hand Handschuhe, in der linken ein Buch und ein Kruzifix, das den Titulus A trug. Links vom Kopf der Figur ein Wappen. Auf dem zum vertieften Innenfeld hin abgeschrägten Rand an den Seiten und oben eine Leiste mit der umlaufenden Inschrift B. Zu Füßen der Figur eine Art Sockel mit der von Rollwerk umgebenen Inschrift C. Die Grabplatte zeichnet sich im Vergleich zu den anderen Hannoverschen Grabdenkmälern durch besondere Qualität aus – vor allem was das Porträt des Verstorbenen betrifft.

Inschriften nach der Abbildung bei Schuchhardt.

Maße: H.: 212 cm; B.: 112 cm.2)

Schriftart(en): Kapitalis.

Historisches Museum, Hannover [1/1]

  1. A

    I·N·R·I

  2. B

    REVERENDVS VIR M(AGISTER) DAVID MEIERVS CVM ECCLESIAE AD S. CRVCEM PER ANNOS DECEM Et ECCLESIAE AD B(EATVM) GEORGIV(M) / PER ANNOS 〈..〉FIDELItER SERVIVISSET TANDEM IN VERA INVO/CATIONE FILY DEI A(NN)O CHRISTI 1640 DIE 30 (OCTO)BRIS PLACIDE EXPIRAVIT AETATIS SVAE 69 IAHR

  3. C

    O IESV FILI DAVID MISERERE MEI

Übersetzung:

Der ehrwürdige Mann, Magister David Meier starb, nachdem er an der Kreuzkirche zehn Jahre lang und an der Kirche St.Georg [..] Jahre lang treu seinen Dienst versehen hatte, schließlich in ehrlicher Anrufung des Gottessohnes sanft im Jahr Christi 1640 am 30. Oktober im Alter von 69 Jahren. (B)

O Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner. (C)

Kommentar

Die Grabplatte entstand noch zu Lebzeiten David Meiers. Bei der Ergänzung der Daten vergaß man, die Amtszeit Meiers an der Marktkirche – 31 Jahre – nachzutragen. Die Ausführung der nachgetragenen Buchstaben und Zahlen ist weniger sorgfältig als die der übrigen Inschrift B, die sich durch besonders elegante Buchstabenformen auszeichnet. Die Buchstaben sind leicht rechtsgeneigt, die Hasten sind an den Enden keilförmig verstärkt. Als Nachtrag läßt sich auch die nicht in den Inschriftenkontext passende – deutsche – Angabe 69 IAHR erklären.

David Meier wurde am 17. Februar 1572 in Hannover geboren. Er immatrikulierte sich im Mai 1598 an der Universität Wittenberg, im selben Jahr an der Universität Leipzig und im Juni des darauffolgenden Jahres an der Universität Helmstedt.3) Zunächst war er als Kantor in Braunschweig tätig. 1599 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und übernahm das Pastorenamt an der Kreuzkirche, 1609 wurde er Pastor an der Marktkirche.4) Neben seiner Tätigkeit als Geistlicher verfaßte Meier verschiedene Schriften, darunter die Geschichte der Reformation in Hannover, die 1731 von J.A. Strubberg herausgegeben wurde.5) Sowohl in der Geschichte der Reformation als auch in den von ihm verfaßten Deliciae historicae Hannoverenses ad annum usque 1633 deductae6) bewies Meier sein Interesse an den Inschriften Hannovers, von denen er einige kopial überliefert.

Anmerkungen

  1. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 105, unter Berufung auf die verlorene Inschriftensammlung Heiligers.
  2. Angaben nach Schuchhardt, Bildhauer, S. 107, Nr. 72.
  3. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 448b; Matrikel Leipzig, Register, S. 28; Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 144, Nr. 73.
  4. Vgl. Strubberg, Prediger, S. 129.
  5. Meier, Reformation, s. Literaturverzeichnis.
  6. Handschrift im StaH, s. Quellenverzeichnis.

Nachweise

  1. Schuchhardt, Bildhauer, S. 107, Abb. Tafel XXIII.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 70.
  3. Wüstefeld, Marktkirche, fol. 17 (Zeichnung).
  4. Scheibe, Marktkirche, S. 135f.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 326† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0032609.