Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 179 Marktkirche 1593

Beschreibung

Grabplatte des Melchior Reichard. Sandstein. Die Grabplatte, die ursprünglich wohl im Chor der Marktkirche lag, wo Reichard beigesetzt war1), hängt heute an der nördlichen Außenseite der Marktkirche. Die hochrechteckige Steintafel zeigt im Innenfeld in einer Rundbogennische im Relief eine Darstellung des Verstorbenen in Bethaltung auf einem Kissen kniend. Über dem Rundbogen drei Wappenschilde, der mittlere ragt in den Bogen hinein; zwischen den Wappenschilden Engelsköpfe. Auf dem Rand der Steintafel läuft zweizeilig die Inschrift um, die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Beschädigungen aufwies.2)

Maße: H.: 204 cm; B.: 135 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. ANNO · 1·5·93 · IIX · D(IE) [....]a) TEMPORE · VE[SPER]TINO ·/ CIRCA [HOR(AM)] VII : VIR · PIETATE · GRAVIS · ET · DOCTRINA · PRAESTANS · ME[LCH]IOR / REICHARDS · TRI[V]M · [ILL]VSTRISS(IMORVM) · DVCVM · BRVNSVIC(ENSIVM) ·/ HENR(ICI) IVL(II) FILII HENR(ICI) IVL(II) NEPOTIS AD ANNOS 46 CONSIL(IARIVS) ET ARCHIQVAESTOR / FIDELIS · MVSAR(VM) · FAVTOR · RELIGIONIS · VERIQ(VE) · CVLTOR / ET · AMATOR POSTQVAM CVM DVAB(VS) CONIVGIB(VS) ELIZAB(ETH) HVLSINGS · XIV · ET · ILSEN / LIMBVRGS · 2 · GENVERAT · LIBEROS · IN · VERA · FIDE / EX · HAC · AERVMNOSA · VITA · IN · AETERNAM · PATRIAM · MIGRAVIT · ET(CETERA)

Übersetzung:

Im Jahr 1593 am achten Tag [des Mai] am Abend um die siebente Stunde ging der durch Frömmigkeit bedeutende und durch Gelehrsamkeit herausragende Melchior Reichard, 46 Jahre lang treuer Ratgeber und Oberrentmeister dreier erlauchter Braunschweiger Herzöge, Heinrichs, des Sohnes Julius und des Enkels Heinrich Julius, Gönner der Musen, Bewahrer und Freund des Glaubens und der Wahrheit, nachdem er mit den zwei Ehefrauen Elisabeth Hulsing 14 und Ilse von Limburg 2 Kinder gezeugt hatte, im wahren Glauben aus diesem kummervollen Leben in das ewige Vaterland etc.

Wappen:
Hulsing (gespalten, rechts halber Adler, links geschuppt)
Reichard (schreitender Löwe mit Szepter in den Pranken)
von Limburg (drei Widderköpfe)

Kommentar

Bei dem Grabdenkmal könnte es sich aufgrund seiner Gestaltung auch um ein Epitaph gehandelt haben. Da es für Reichard in der Marktkirche jedoch ein großes Epitaph gab (vgl. Nr. 178), ist es wahrscheinlich, daß der Stein als Grabplatte in den Fußboden des Chores eingelassen war. Einen gewissen Hinweis darauf könnte auch die zweizeilig umlaufende Inschrift geben. Zu den Konsequenzen, die sich aus dieser Zuordnung für die Klassifizierung anderer Grabdenkmäler ergeben vgl. S.XXIII.

Textkritischer Apparat

  1. A[prilis] Schuchhardt. Dieser Monatsangabe widerspricht, daß der Tag der Beisetzung der Hannoverschen Chronik (Jürgens, Chronik, S. 271) zufolge auf den 10. März 1593 fiel.

Anmerkungen

  1. Jürgens, Chronik, S. 271.
  2. Vgl. die Photographie bei Schuchhardt, Bildhauer, S. 57.

Nachweise

  1. Wüstefeld, Marktkirche, fol. 8 (Zeichnung).
  2. Schuchhardt, Bildhauer, S. 57f., Nr. 29, Abb. ebd.
  3. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 105 (unvollständig), Abb. 50, S. 104.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 179 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0017907.