Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 110 Baustr. 7 1609

Beschreibung

Hausinschriften. Das giebelständige Haus ist sechs Fach breit und drei Geschosse hoch, das 2. Obergeschoß und das Dachgeschoß kragen vor. An der rechten Haushälfte zweigeschossige Utlucht. Die Fächer sind zwischen Schwellbalken und Fensterriegel mit Ornamenten im Beschlagwerkstil sowie mit zwei stilisierten Tierdarstellungen (Löwe, Greif) verziert. An den Ständern ebenfalls Ornamente im Beschlagwerkstil. Reste des alten Rundbogenportals noch erkennbar. Inschrift A zweizeilig am Türsturzriegel, in den Zwickeln des Portals zwei Hausmarken, die größtenteils von dem neuen eckigen Eingang verdeckt sind und daher nicht wiedergegeben werden können. Inschrift B an der Utlucht. Inschrift C zweizeilig am Fensterrahmen des 1. Untergeschosses. Inschrift D am Schwellbalken des 2. Obergeschosses. Inschrift E am Schwellbalken des Dachgeschosses.

Maße: Bu.: ca. 10 cm (A), ca. 14 cm (B), ca. 12 cm (C), ca. 19 cm (D), ca. 13 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

Julia Zech [1/6]

  1. A

    JOST HUNDERTOSSE ILSA POLBORNERANNO CHR(ISTI)a)1609b)

  2. B

    SI DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS1)

  3. C

    GOTTES RADT ·MEINE THAT ·GOTTES GABE ·MEINE HABE ·

  4. D

    [V]ERTRAVEc) GOT FVRd) ALLENDINGENSO WIRT DIRe) NICHTS MISGELINGEN

  5. E

    IN · VNEGLVEK · HABE · EINES · LEWENf) · MVT ·VERTRAVE · AVFg) · GOTT · ES · WIRDTh) · WOL · WERDEN · GVDT ·2)

Übersetzung:

Wenn Gott für uns ist, wer vermag etwas gegen uns. (B)

Kommentar

Aus der Familie Hundertosse3) ist unter anderen der Renaissance-Baumeister Johann Hundertosse hervorgegangen, dessen Neffe der in der Inschrift genannte Jost war. Jost Hundertosse jun. hat nach Auskunft des Kirchenbuchregisters 1602 (?)4) Ilsabe Polborner geheiratet, sein Todesdatum ist der 4. März 16445).

Textkritischer Apparat

  1. ANNO CHR(ISTI)] fehlt in Spanuths Nachzeichnungen.
  2. 1609] 1600 Mithoff.
  3. [V]ERTRAVE] Der erste Buchstabe ist durch das ansetzende Dach des Nebenhauses verdeckt.
  4. FVR] In Rothert.
  5. DIR] Dir gar Rothert.
  6. LEWEN] Helden Rothert.
  7. AVF] fehlt Meissel.
  8. WIRDT] thut Rothert.

Anmerkungen

  1. Rm. 8, 31.
  2. Sprichwort, vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. IV, Sp. 1445, Nr. 155.
  3. Vgl. Hansen/Kreft, S. 285.
  4. Sta Hameln, Kirchenbuchregister. Der Eintrag ließ sich nicht am Kirchenbuch verifizieren, da der einschlägige Jahrgang nicht erhalten ist.
  5. Kirchenbuchamt Hameln, Kirchbuch St. Bonifatii, Verzeichnis der Verstorbenen, S. 244.

Nachweise

  1. Rothert, S. 14 (ohne A), er nimmt fälschlicherweise an, die Inschriften hätten sich am Haus Baustr. 24 (!) befunden.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 61 (ohne E, von A nur die Datumszeile).
  3. Meissel, Inschriften, S. 17f.
  4. Heinrich Spanuth, Bildschmuck an Hamelner Fachwerk. In: Klüt 1937, S. 91 (A und C in Abb.).
  5. Hansen/Kreft, Abb. 288f.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 110 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0011007.