Inschriftenkatalog: Stadt Hameln
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 28: Hameln (1989)
Nr. 92 Hochzeitshaus 1593
Beschreibung
Schmuckstein an der rückwärten Utlucht des Hochzeitshauses. Sandstein. Die Inschrift, die beim Umbau des Hauses Bäckerstr. 13 entdeckt wurde, stammt von dem ehemals dort befindlichen Haus1). Im Zusammenhang der Umbauten des Hochzeitshauses, die 1932 abgeschlossen waren, wurde der Stein an seinen jetzigen Standort gebracht (vgl. Nr. 90). Er ist von Rollwerk umgeben und befindet sich unter dem rechten Fenster der Utlucht, links daneben ein Wappenstein, der wahrscheinlich ebenfalls zum Haus Bäckerstr. 13 gehört hat2). Unter dem linken Fenster ein Schmuckstein mit einer Inschrift von 1931, der aus Symmetriegründen gegengleich zu dem von 1593 angefertigt wurde3). Die Inschrift fehlt in den älteren Sammlungen.
Maße: H.: 56 cm; B.: 77 cm; Bu.: 6,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
SPARTAM NACT/VS ES HANC / ORNA · / 1 · 5 · 9 · 3 ·a)
Übersetzung:
Du hast Sparta erlangt, [nun] schmücke es.
Frese | (Fuchs, eine Gans im Maul tragend)4) |
Textkritischer Apparat
- 1593] 1592 Spanuth.
Anmerkungen
- Heinrich Spanuth, Zerstörte Steinbauten der Renaissance in der Hamelner Altstadt. In: Klüt 1995, S. 82.
- Spanuth (wie Anm. 1).
- Die Inschrift lautet: DESTVERIS THE/BAE TERRAE/SCIIT 1931. Dieser scheinbar lateinische Spruch ist in Wahrheit niederdeutsch. Die Wörter sind folgendermaßen abzugrenzen: DE STVER IS THE BAETERRAE SCIIT.
- Vgl. Nr. 131.
- Vgl. Erasmus von Rotterdam, Adagia, S. 551 D. – Dort weitere Nachweise dieses Sprichworts in der antiken Literatur.
- Cicero, Ad Atticum 4, 6, 2; eine Anspielung darauf ebd. 1, 20, 3. – Die Nachweise der Zitate aus Euripides und Cicero bereits bei Alfred Sander, Eine räselhafte Inschrift am Hochzeitshaus – Herkunft und Deutung. In: Jahrbuch 1980/81, S. 21–24.
- Plutarch, Περι της εύδυμίας XIII, 472 d.
- Gesamtkatalog der Wiegendrucke 6858–6861 (Drucke des 15. Jahrhunderts). – Das Verzeichnis der Drucke des 16. Jahrhunderts nennt zwei Einzelausgaben der Briefe an Atticus C 3018 f., dazu die Gesamtausgaben der Briefe C 2960–3017. – Eine Ausgabe der »Adagia« des Erasmus war in der Bibliothek des Stifts St. Bonifatii vorhanden, vgl. Herr, S. 847ff., Nr. 122. Sie stammt wahrscheinlich aus Bürgerbesitz.
Nachweise
- Spanuth (wie Anm. 1), S. 82.
- Sander (wie Anm. 6), S. 21–24, Abb.
Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 92 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0009209.
Kommentar
Das für die Inschrift benutzte Sprichwort hat Erasmus von Rotterdam ausführlich in seinen »Adagia« auf der Grundlage antiker Quellen kommentiert5). Es geht zurück auf Euripides (Frgm. 723) Σπάρταν έλαχες κείνην κόσμει. Cicero nimmt dieses Zitat auf in einem Brief an Atticus6) Σπάρταν έλαχες ταύταν κόσμει. Es findet sich bei Plutarch in leicht abgewandelter Formulierung7). Unmittelbare Quelle für die Inschrift dürften entweder die »Adagia« selbst oder Ciceros Briefe an Atticus gewesen sein, die im 15. und 16. Jahrhundert in mehreren Ausgaben gedruckt wurden8).