Inschriftenkatalog: Stadt Hameln
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 28: Hameln (1989)
Nr. 51† Fischpfortenstr. 20 1550/1561
Beschreibung
Hausinschriften. Das Haus wurde 1892 abgebrochen1). Es war sechs Gefache breit. Aus der Nachzeichnung bei Ortwein2) ist zu entnehmen, daß sich die Inschrift A am Schwellbalken des 1. Obergeschosses befand, Jahreszahl B in einem darüberliegenden Fach zwischen Fächerrosetten, der Anbringungsort der Inschrift C ließ sich nicht ermitteln. Das 1. Obergeschoß vorkragend, Knaggen und Füllungen profiliert, die Fassade war mit Fächerrosetten unterschiedlicher Gestaltung verziert. Eine Abbildung des Hauses, die vermutlich kurz vor dem Abbruch aufgenommen wurde, zeigt, daß sich am rechten äußeren Ständer ein hochrechteckiger Reliefstein befunden hat. Bei diesem Stein handelt es sich ursprünglich um eine Beischlagwange, die vermutlich von einem ehemals an diesem Haus oder einem Vorgängerbau befindlichen Vorbau stammt. Das Relief zeigt eine Darstellung des Sündenfalls in einer Bogenarchitektur, Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis, ihnen zu Füßen ein Gerippe. In den Zweigen des Baums die Schlange sowie eine Hausmarke, vgl. Anhang 1, H 3, darüber das Bild einer Taube. Der obere Querriegel des Steins trägt die Jahreszahl D, der Bogen darüber die Inschrift E. Im Innern des Bogens eine Darstellung der Erschaffung Evas. Der Stein befindet sich heute als Fassadenschmuck am Nachfolgebau.
Inschrift A nach Rothert, B nach Ortwein, C nach Mithoff3).
Maße: Bu.: ca. 8 cm (E).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien4) (A), Kapitalis (E).
- A
Id kumpt alle van Gade : Gelucke und Ungelucke dat Levendt un Dodta) Armoth un(de)b) Rikedon. De(n)b) Fromme(n)b) gift Godt Guderc), de diet5) immerdar6)
- B
1561d)EcclesiasTicus XI
- C
Hanse) Margretae) Oekerf) Ku(n)seg) - D
· 15 50 · - E
AL · DINGK · IST · WOL · GEMAKT
Textkritischer Apparat
- Dodt] Dodtl Mithoff.
- Klammern so bei Rothert.
- Guder] ouder Mithoff.
- 1561] 1501 Meissel, Mithoff.
- Die Vornamen sind in der Überlieferung Meissels durch Fraktursatz als Ergänzungen gekennzeichnet.
- Oeker] Bodeker Meissel. Die Schoßlisten von 1560 und 1564 verzeichnen an der einschlägigen Stelle im Bäckerquartier den Namen Hans Bodeker. Unter der Voraussetzung, daß Ortweins Nachzeichnung der Jahreszahl 1561 zutrifft, dürfte Bodeker in Oeker verlesen worden sein, da der Name Oeker in Hameln zu dieser Zeit nicht auftaucht.
- Ku(n)se] Husen Meissel.
Anmerkungen
- Abbildung 42 bei Fließ/Ostermeyer zeigt das Haus vor 1892. – Die Abbildung und die Nachzeichnung bei Ortwein (wie Anm. 2) liegen der folgenden Beschreibung zugrunde.
- Ortwein, Bd. 2, Abt. XII, Heft 3, Blatt 5.
- Der Wortlaut der Inschriften weist in den einzelnen Überlieferungen Schwankungen auf. Eine begründete Entscheidung, welcher Fassung zu folgen ist, war nur schwer zu treffen. Unter Abwägung aller Gegebenheiten wurde wie folgt verfahren: Für Inschrift A wird Rothert als Grundlage gewählt, weil er offenbar die älteste Fassung gesehen hat; die Jahreszahl B ist in einer zuverlässigen Nachzeichnung Ortweins überliefert und ist danach wiedergegeben; bei Inschrift C ist Mithoffs Lesung zugrundegelegt, da Meissels Konjektur Bodeker sich wahrscheinlich nicht auf den paläographischen Befund stützt, sondern auf außerinschriftlichen Quellen beruht.
- Schriftbestimmung nach der Nachzeichnung Ortweins.
- ‚gedeihen‘.
- Nach Sir. 11,14f.
Nachweise
- Rothert, S. 17 (nur A).
- Ortwein (wie Anm. 2), Zeichnung der Fassade in Ausschnitten, darin Inschrift A bis Ungelucke, B.
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 60 (A–C).
- Meissel, Inschriften, S. 5 (A–C), S. 26 (D, E).
- Abb. des Adam und Eva-Steins: Neukirch, Tafel 8.
- Kreft/Soenke, Abb. 226 (S. 282).
Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 51† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0005103.