Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 226† St. Martini (1606)

Beschreibung

Bildepitaph für Lambert Ehrentraut; ehemals rechter Hand vom Altar, also wahrscheinlich südlich des Altars befand sich ein lebensgroßes Gemälde des Pfarrers Heinrich Rixner († 1692), daneben hing das Bildnis des Lambert Ehrentraut „eben so gemalet ... Unter ihm stunden diese Verse“1) der Totenklage.

Text nach Uffenbach.

  1. Si forsan quaeris , tristi hac qui conditus urna ,perlege , ni taedet , Lector amice , notas .Lamberto sibi nomen erat , cum duceret aurasVitales , patria ast Wernigeroda fuit .Maxima cum Musis habuit commercia sacris ;profuit hic Templis , profuit atque scholis .Profuit huic Templo , tria nec non per duo lustra2)Christi verba sonans enthea salvifici .Hemipolis luget , lachrymarum (et) flumina mittit ;luget jure animo hoc commiserante malum .Condita sunt ossa heic moestis exanguia bustissed fruitur campis spiritus Elysiis .

Übersetzung:

Wenn Du vielleicht fragst, wer in diesem traurigen Grabe (Urne) beigesetzt ist, lies; wenn es nicht überdrüssig macht, geneigter Leser, stellst Du fest, sein Name war Lambert, als er den Lebenshauch [noch] in sich einsog, seine Heimat aber ist Wernigerode gewesen. Mit den heiligen Musen (dem Glauben) hatte er den höchsten Umgang, hier ist er den Kirchen von Nutzen gewesen und auch den Schulen hat er genutzt. Nutzbringend ist er dieser Kirche gewesen, indem er drei Lustren2) und zwei [Jahre] die begeisternden Worte Christi heibringend verkündete. Halberstadt trauert, und es vergießt Ströme von Tränen; es trauert, indem es mit Recht in seiner Seele (in diesem Geist) dieses Übel bejammert. Beigesetzt sind hier in finsteren Grabstätten die leblosen Gebeine, aber der Geist erfreut sich an den himmlischen Gefilden.

Versmaß: Sechs elegische Distichen.

Kommentar

Siehe zu Lambert Ehrentraut Nr. 225. Es scheint sich bei den beiden Denkmalen um das übliche Paar von Grabplatte und Bildepitaph gehandelt zu haben, die in jenei Zeit häufiger gemeinsam erscheinen.3)

Anmerkungen

  1. Uffenbach 1753, S. 148.
  2. Ein Lustrum beträgt ein Jahrfünft.
  3. Siehe dazu DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVII.

Nachweise

  1. Uffenbach 1753, S. 148.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 226† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0022602.