Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 198 Städtisches Museum 1598

Beschreibung

Grabplatte für den Pastor Johannes Werninghoff; als 10. Objekt von Süden in die östliche Grundstücksmauer in 20 cm Höhe ca. 3,3 cm tief eingelassen, ehemals in der Paulskirche in einen der Vierungspfeiler eingelassen; Sandstein, hell; beschädigt, der Stein in drei Teile zersprungen, die oberen Ecken ausgebrochen; in einer von einem Gesims in Schulterhöhe gegliederten, von Pilastern getragenen Rundbogennische, in ihren oberen Zwickeln geflügelte Engelsköpfe, ein bärtiger Kleriker stehend, in Schaube (Talar) und Mühlsteinkragen gekleidet, in den Händen ein Buch. Zu seinen Füßen rechts und links je ein Vollwappen. Auf dem Rand in 5 cm breiter eingetiefter Inschriftenleiste einzeilig umlaufend, erhaben ausgeführt, die letzten vier, dem Rundbogen folgenden Wörter eingehauen, der Sterbevermerk (A). Auf den Nischenpilastern zweizeilig eingehauen das Trauergedicht (B).

Maße: H. 196,5 cm, B. 120 cm, Bu. 2,5–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [ANNO 1]598 [A]M 31 AVGVSTI DES AB[EN/DE]S VM 8 VHR IST DER ERWIRDIGER VND WOLGELARTER ERRa) IOHAN WERDE/[GEHOF]b) MAGISTER VND PASTOR DER KIRCHEN / S(ANCTI)c) PAVLI IN GOTT SELIGLICHEN ENTSCHLAFFEN VNDd) IST ALHI / IM MINISTERIOd) // SEINES ALTER[S] · 40 · IAHR ·

  2. B

    VOCE , FIDE , VITA , SACRA HACCE MAGISTER IN AEDE / DVM BENE PASCIT OVES , OCCIDIT INTER OVES // ET CVBAT INTER OVES, [DO]LET HEV ECCLESIA MOESTA / VSTVLERIT TANTVM QVOD FERA PAR//CA DECVS

Übersetzung:

B: Durch seine Stimme, seinen Glauben, sein Leben war er Meister in diesem heiligen Haus. Während er seine Schafe gut hütete, fiel er nieder zwischen seine Schafe, und er liegt zwischen seinen Schafen, ach weh! trauert die betrübte Kirche, daß die grausame Schicksalsgöttin ihre so bedeutende Zierde hinwegnahm.

Versmaß: Zwei elegische Distichen (B).

Wappen:
Werninghoff1)unbekannt2)

Kommentar

An Hasten-, Balken- und Bogenenden sind Serifen angebracht, besonders stark ausgeführt sind sie, wenn die Schrift eingehauen wurde. Die Balkenenden sind leicht verbreitert. A kommt ausschließlich spitz vor. E weist einen verkürzten Mittelbalken ohne Verbreiterung der Serife auf. Großzügig proportioniert sind C und G. Die Cauda des G wird nach rechts abgebogen. Der Bogen des P ist klein. Die Stachelcauda des R verläuft geschwungen. W besteht aus zwei verschränkten V. Als Worttrenner fungiert der Dreispitz auf der Zeilenmitte.

Die erste Zeile des Trauergedichtes spielt mit dem Begriff MAGISTER sowohl auf die Funktion als auch auf den akademischen Grad des Predigers an. Magister Johannes Werdegehofe bzw. Werdinhofe oder Werninghoff war 1586 als Oberprediger an die Paulskirche gekommen, nachdem er zuvor Rektor der Schule in Salzwedel gewesen und in Helmstedt ordiniert worden war.3)

Textkritischer Apparat

  1. ERR] Sic! Statt HERR.
  2. WERDE[GEHOF] Wohl für Werninghoff.
  3. SANCTI] Durch einen Punkt auf der Grundlinie nach dem S gekürzt.
  4. VND–MINISTERIO] Diese Stelle in zwei verkleinerten Zeilen, die insgesamt die Höhe der vorhergehenden Zeile einnehmen.

Anmerkungen

  1. Hausmarke, siehe Taf. 63 Nr. 32, HZ: ein geflügelter Engel.
  2. Geteilt, oben viermal gespalten, unten ein Hufeisen, HZ: Büffelhörner.
  3. Nebe 1880, S. 40; Arndt 1909 a, S. 207; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Register S. 600.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 198 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0019804.