Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 185† Franziskanerstraße 38 † 1588

Beschreibung

Am Haus, einer ehemaligen Domstiftskurie, befanden sich die Devise (A) sowie die Bauinschrift samt Jahreszahl (B).1) Im „aus massiven Quadersteinen erbauten uralten Keller“ soll „im Deckengewölbe eine leider nur abgekürzte Inschrift bestehend aus einigen Buchstaben und einer Jahreszahl“2) (C) zu sehen gewesen sein. Die Buchstaben sind jedoch leider nicht überliefert.

Text nach Meßblatt (A, B), Kühne (C).4)

Schriftart(en): Kapitalis.3)

  1. A

    GOTTES HVLFF IST MEIN AVFFENDT //

  2. B

    HAN(S)a) V(ON)b) BREITZKE DVMHER VND THESAVRARI(VS) // ME · F(IERI) · F(ECIT)c) · ANNO D(OMI)NI · 15 · 88

  3. C

    1258

Übersetzung:

A: Gottes Hilfe ist meine Hoffnung. B: Hans von Britzke Domherr und Thesaurar hat mich machen lassen im Jahre des Herrn 1588.

Kommentar

Nach Behauptungen von Scheffer, aufgenommen von Arndt und Kühne, bedeutet das Wort AVFFENDT soviel wie Endziel oder Hoffnung. Sowohl das Grimmsche Wörterbuch als auch die Mittelhoch- bzw. Mittelniederdeutschen Wörterbücher führen ein solches Wort nicht. Inschrift A scheint am ehesten auf eine Devise zurückzuführen zu sein, die hier ihren Niederschlag fand. Unter den Devisen gibt es dem Sinn nach ähnliche wie „Gottes fügunck mein begnügung“,5) „Gottes Gnad mein Trost“,6) „Gottes Heil mein einzig theil“,7) „Gottes Heil ist mein Erbteil“8) oder „Gottes Hutt mein höchstes Gutt“9).

Johannes von Br(e)itzke ließ die Kurie, wie die Bauinschrift bestätigt, im Jahre 1588 errichten. Bei ihm handelte es sich jedoch nicht, wie Kühne annahm, um den gleichnamigen Scholaster und Dekan von Liebfrauen, der 1622 starb und Johann Georg (vgl. Nr. 261) hieß, sondern um den fast gleichnamigen Domthesaurar und Senior Johann von Britzke, der im Jahr 1600 starb.10)

Nach Kühne sollen die Fundamente der Kurie „uralt“ gewesen sein.11) Ob die von ihm aufgefundene Inschrift im Keller mit diesem Alter in Zusammenhang stand und einer Jahreszahl entsprach, ist zweifelhaft.2)

Textkritischer Apparat

  1. HANS] Durch einen nachgestellten, auf die Grundlinie gesetzten Punkt gekürzt; Han. Arndt.
  2. VON] Wie Anm. a.
  3. FIERI FECIT] Wie Anm. a.

Anmerkungen

  1. Scheffer 1864, S. 17; Arndt 1910 a, S. 100.
  2. Kühne 1940 a, S. 7. Ob es sich um eine Jahreszahl gehandelt hat, ist fraglich. Über die Form läßt sich Kühne nicht aus. Nach seiner Wiedergabe handelte es sich um arabische Ziffern, die allerdings um die Mitte des 13. Jahrhunderts nicht üblich waren. Zwar wurden die arabischen Ziffern seit dem späten 10. Jahrhundert bekannt, jedoch zunächst durch den Abacus und nur vereinzelt durch Handschriften. Erst seit dem 14. und 15. Jahrhundert begannen diese Zahlzeichen sich langsam zu verbreiten; Ifrah 1991, S. 528–539.
  3. So auch Scheffer 1864, S. 17 „mit großen lateinischen Lettern“.
  4. Der Text bei Arndt 1910 a, S. 100 aber in Minuskelbuchstaben.
  5. Löbe 1883, S. 47.
  6. Ebd., S. 249.
  7. Ebd., S. 35.
  8. Ebd., S. 162.
  9. Ebd., S. 61; siehe zu den vorgenannten Devisen auch Dielitz 1884, S. 123.
  10. Vgl. zu ihm DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 235.
  11. Kühne 1940 a, S. 7.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 17.
  2. Arndt 1910 a, S. 100.
  3. Meßblatt 1912, H. 430, 1770,3 Nr. 46.
  4. Kühne 1940 a, S. 7.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 185† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0018506.