Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 183 St. Martini 1587

Beschreibung

Epitaph für den Großkämmerer Vinzenz Runstedt;1) an der Westwand des südlichen Seitenschiffes in 82 cm Höhe; Sandstein, hell; oberer Teil der linken Schriftleiste zerstört, Schriftverlust, Rand bestoßen, einige Beiputzungen; Relief, in einer durch ein Gesims in Schulterhöhe gegliederten Rundbogennische mit Engelsflüchten in den Bogenzwickeln steht der Kämmerer barhäuptig und mit langem Bart, in Halskrause, pelzgefütterte Schaube, einen mit Saumleiste versehenen Rock und Kuhmaulschuhe gekleidet, die Hände gefaltet, beiderseits der Unterschenkel Wappen; am Rand in zeilenhoch eingetiefter Inschriftenleiste einzeilig erhaben ausgeführt umlaufend der Sterbevermerk (A) und das Bibelzitat (B).

Maße: H. 181,2 cm, B. 100,5 cm, T. ca. 19,5 cm, Bu. 5 cm (A, B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    VINCENTZ RVNSTEDT GROSKEMMERER / 56 IAR ENTSC//HLIEF IN CHRISTO 1587 SEINES ALTERS / 86

  2. B

    TROSTEDT SICH MITD DIESEM / SPRVCH BIS AN SEIN ENDE ALSO HAT G[- - -] IOH(ANNES) 32)

Wappen:
Runstedt3)unbekannt4)

Kommentar

Eine schmal proportionierte Schrift mit ungewöhnlichem Nexus litterarum (HA) und Verbindungen von eingeschriebenen Buchstaben (TD). Die Schaftenden sind leicht verbreitert, an Balken- und Bogenenden sieht man stärkere Sporenbildung. A kommt nur in spitzer symmetrischer Form vor. Der untere Bogen des B ist größer, die Bögen weisen Bogenverstärkungen auf. Der Bogen des D ragt über die Schaftenden hinaus. E weist einen verkürzten Mittelbalken und kräftige Sporen auf. Die gerade Cauda des G ist an den unteren Bogenabschluß angesetzt. M gibt es in zwei Formen: mit schräggestellten Seitenhasten und verkürztem Mittelteil mit verstärkter Linksschräge bzw. mit geraden Seitenhasten, stärker verkürztem Mittelteil und Linksschrägenverstärkung. Das O ist fast oblong mit abgeflachten Bogenabschnitten. Die Cauda des R ist sehr stark geschwungen, vereinigt sich mit dem unteren Bogenabschnitt und trifft spitz auf den Schaft. S wirkt sehr gestreckt und zeigt ausgeprägte Sporen. Die Sporen an den Balkenenden des T werden nach unten gezogen. Der obere Bogen der 8 ist größer als der untere. Als Kürzungszeichen fungieren Quadrangel.

Vinzenz Runstedt ist vermutlich mit dem in dem Inschriftentäfelchen aus dem Jahr 1580 (vgl. Nr. 166), das im kleinen Kirchturm von St. Martini gefunden wurde, genannten Ratsherrn Fentz Runstet identisch, der wiederum derselbe ist, wie der 1547, 1552 und 1570 unter den Brauberechtigten der Stadt erwähnte Vens Rünstedde bzw. Byrenß Runstede oder mit diesem eng verwandt.5) Ein Vintzens Rundstide ist auch im Steuerverzeichnis von 1531 zu finden, als er für „hauß hoff uf barschaft, haußradt und eigenthome“ von 150 Gulden 3 Gulden Steuer entrichtet.6) Hier könnte es sich aber ebenso auch um den Vater oder einen Verwandten gehandelt haben.

Anmerkungen

  1. BKD, S. 408.
  2. Nach Jh 3,16; zu ergänzen: G[OTT DIE WELT GELIEBT].
  3. Vgl. Taf. 63 Nr. 30.
  4. Vgl. Taf. 63 Nr. 31.
  5. Bandau 1932, S. 44. Vgl. Nr. 152, 166.
  6. Goebke 1933, S. 39 Nr. 182.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 183 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0018302.