Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 178 Gleimstraße 5, Salvatorhospital 1586

Beschreibung

Wappentafel; an der Westseite des Neubaus bei Tor 2 in ca. 450 cm Höhe; Sandstein, hell; stark verwittert, die rechte Seite ist schon vollkommen erloschen; Relief, hochrechteckig, unter dem Vollwappen in einer Rollwerkkartusche zeilenweise die erhaben ausgeführte Bauinschrift mit Jahresangabe.

Ergänzungen nach Arndt.

Maße: H. ca. 120 cm, B. ca. 50 cm, Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. HANC AEDEM [SACRAMa) VETV]ST[ATI] / PEN[I]TVS CO[LLAPSAMb) AMPLISSIME] / SEN[A]T[VS]c) H[VIVS INCLYTAE VRBIS] / SVISd) IMPE[NSISe) IN HANC FORMAM] / REDIGI AC [RESTITVI FECIT ANNO] / AB ORBEf) [REDEMPTO MDLXXXVI] / ANNO [1586] V[- - -]

Übersetzung:

Dieses durch Alter ganz verfallene Gotteshaus hat der Rat dieser berühmten Stadt auf seine Kosten äußerst prächtig in diese Gestalt versetzen und wiederherstellen lassen im Jahre nach der Welterlösung 1586. Im Jahre 1586 [- - -]

Wappen:
Stadt Halberstadt1)

Kommentar

Die Schrift wirkt etwas wackelig. Die Serifen sind kaum noch erkennbar. Der Deckbalken des spitzen A steht nach links über. Der Schaft des D ist in den Bogen eingestellt. Der Schaft des E ist leicht nach rechts durchgebogen, der Mittelbalken verkürzt. Die Cauda des G ist angesetzt, der obere Bogenabschnitt endet exakt über der Cauda. H ist schmal proportioniert, die Hasten sind oben leicht verbreitert. Die Seitenhasten des M sind schräggestellt, der Mittelteil verkürzt. Die Schräghaste des N wird verstärkt. O kommt ausschließlich spitzoval vor. Die Cauda des R ist im oberen Bereich stark geschwungen, der mittlere Bogenabschnitt des S verstärkt. Die Bogenenden sind mit Sporen versehen. Die Balken des T sind kurz, trotzdem wurde ein V unter einen rechten Balkenabschnitt eingestellt.

Von den beiden zusammengehörenden und später vereinigten Hospitälern wird zunächst nur die zugehörige Elisabethkapelle in den Jahren 1470, 1475 sowie 1476 und dann wieder 1519 allein das Hospital (domus) erwähnt.2) Im Jahr 1548 und 1553 bestiftete der Dekan von Liebfrauen und Offizial des Halberstädter Bischofs, Heinrich Horn, das Hospital testamentarisch, das nach der Vereinigung der beiden Einrichtungen „domus sancti Salvatoris et Elizabet prope Halberstadt“ genannt wird.3) Besonders die Wiederherstellung der Heizungsanlagen von St. Salvator wird dabei erwähnt.4) In den Visitationsakten wird Horn neben Hans Ernst als Stifter beider Einrichtungen genannt, es kann sich jedoch höchstens um eine großzügige Schenkung oder Neustiftung gehandelt haben.5) Offensichtlich scheint aber der Zustand nach Auskunft der Inschrift schon drei Jahrzehnte danach, vielleicht auch wegen der großen Außenstände, die vom Hospital bei der Kirchenvisitation von 1564 beklagt werden, schon so desolat gewesen zu sein, daß der Rat sich bemüßigt sah, erneut Instandsetzungsarbeiten vorzunehmen.6) Weitere Zuwendungen sind aus den Jahren 1579 und 1609 durch die Bürgermeister Ludolf Hane und Arndt Meyer sowie im Jahr 1615 von Moritz Blath in seinem Testament belegt.7)

Textkritischer Apparat

  1. SACRAM] sacrami Kunze.
  2. COLLAPSAM] Die erhaltenen Buchstaben sind beschädigt.
  3. SENATVS] Die erhaltenen Buchstaben sind beschädigt.
  4. SVIS] Die erhaltenen Buchstaben sind beschädigt.
  5. IMPENSIS] Die erhaltenen Buchstaben sind beschädigt.
  6. ORBE] Der letzte Buchstabe ist beschädigt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Blaschke 1979, S. 180–182.
  2. Mülverstedt 1871, S. 62; UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Nr. 1054 S. 310, Nr. 1061 S. 314 (nicht Nr. 1076 und A wie im Register S. 536 angegeben); UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 409 S. 531 f.; Zschiesche 1895, S. 194; BKD, S. 221, 439 f.; Arndt 1898, S. 4, 13.
  3. Am 19. August 1548 und am 26. Dezember 1553, zwei Tage vor seinem Tode; vgl. Arndt 1898, S. 6–14; Ebeling 1877, S. 9 f., weiter auch S. 14–16; Kallenbach 1850, IV Zusätze über Heinrich Horn, A Urkunden, S. 7 Nr. 8; Derling 1748, S. 53. Siehe zu Heinrich Horn Nr. 128.
  4. Ebeling 1877, S. 16.
  5. So auch Arndt 1910 a, S. 100; Nebe 1880, S. 45. Nach Niemann und Arndt geschah die Stiftung durch Horn im Jahr 1548; in der Kirche sollen sich noch Glasmalerien befunden haben; vgl. Niemann 1824, S. 79; Arndt 1898, S. 6.
  6. Ebd.
  7. Arndt 1898, S. 15; siehe auch Nr. 152 (†), 164 (†); 191 zu Moritz Blath Nr. 252.

Nachweise

  1. Arndt 1898, S. 17.
  2. Arndt 1910 a, S. 100.
  3. Kunze 2001, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 178 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0017801.