Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 274(†) St. Moritz 1633, 1752

Beschreibung

Kelch; Silber, vergoldet; auf dem runden Fuß, über einer hohen, nach außen gewölbten Zarge mit doppelter Hohlkehle, durchfurcht von geschwungenen Linien, die sich auf dem Anlauf fortsetzen, aufgesplintet der gegossene Kruzifixus mit dem Kreuztitulus (A) am oberen Ende des Kreuzestammes, umgeben von den zweizeilig umlaufenden Namensinschriften (C) und der Jahreszahl (D) auf der Zarge, unter dem Fuß einzeilig umlaufend die Namensinschriften (B) mit Datum, darunter wiederum die Halberstädter Beschau und das Meisterzeichen im Dreipaß, zwischen dem eingekerbten und profilierten Schaft, der ebenfalls durchfurchte, kürbisförmige Nodus, die steile Kuppa am Übergang zum Schaft von gegossenen Blattranken umfangen. Am Standfuß beiderseits des Kruzifixus eine Halberstädter Beschau mit Meisterzeichen und den Initialen (E). Sämtliche Inschriften graviert. Die zugehörige Patene weist die gleiche Beschau auf.

Maße: H. 25,9 cm, D. 12,8 cm (Kuppa), 16,8 cm (Fuß), Bu. 0,3 cm (A, B, C).

Schriftart(en): Schreibminuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]

  1. A

    I(esus) N(azarenus) R(ex) I(udeorum)1)

  2. B

    M(agister) Hermannus Bonhosta) · Pastor Jonas . Grove Bartel . Khine . Beide Kirch Väter Anno 1633 · d(en) · 9 Junius

  3. C

    Johann Friderich · Weisbeck · P(astor) Pr(imarius) · Friderich Otto · Niemeyer diac(on) // Heinr(rich) Christi(an) Rostosky Matth.b) Heinr(ich) Kühne · Conr(ad) Pasche · Joh(ann) Heinr(ich) Schrader · Kirch Väter S(anctorum)c) Bonif(aty) et Maurity

  4. D

    1752

  5. E

    C · P / · M ·

Kommentar

Es handelt sich hier wohl um eine ungewöhnliche Form der kopialen Überlieferung, die den Text der ersten Stiftung des Kelches (B), vermutlich nach einem Umguß anhand desselben Materials, wiedergibt. Die am Standfuß beiderseits des Kruzifixus angebrachte Halberstädter Beschau mit dem Meisterzeichen in einem Dreipaß nicht bei Rosenberg.2) Hermann Bonhorst, der am 11. November 1571 in Halberstadt geboren worden war, hatte im Jahr 1592 die Universität Helmstedt bezogen und erhielt ebendort 1596 die Würde eines Magister Artium.3) Nach Stationen in Cattenstedt (Harzkreis) 1603 und an Heiliggeist in Halberstadt 1606 ist er seit 1623 bis 1638 als Pfarrer von St. Moritz belegt.

Der Feldprediger Johann Friedrich Weißbeck amtierte von 1735 bis zu seinem Tode 1768 als Oberprediger an St. Moritz,4) Niemeyer wurde 1752 zum zweiten Prediger (Diakon) an St. Moritz berufen und folgte Weisbeck nach dessen Tod als Oberprediger nach.5)

Textkritischer Apparat

  1. Bonhost] Sic! Für Bonhorst.
  2. Matth.] Hier sind sowohl Matthias als auch Matthäus möglich. Nach der Häufigkeit des Vorkommens ergibt sich eine leichte Präferenz für den ersteren Namen.
  3. Sanctorum] Befund: SS.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Nicht bei Rosenberg 1922–1928.
  3. Augustin 1822, S. 47; Arndt 1909 a, S. 194, 210.
  4. Ebd., S. 195 f.
  5. Ebd., S. 197.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 274(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0027408.