Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 195 Liebfrauen 1597?

Beschreibung

Grabplatte für Barbara von Dorstadt geb. von Leipzig; an der Westwand des Kreuzgangs im siebten Joch von Süden; Sandstein, hell; aus neun wieder zusammengesetzten Einzelteilen bestehend, einzelne Bruchstücke fehlen, Fugen mit Mörtel ausgefüllt, Schriftverlust; Relief, im durch Profile gerahmten Innern, unter einem mit Rankenornamenten und geflügelten Engelsköpfen geschmückten, in Schulterhöhe durch ein von Zahnschnittfries gerahmtes Gesims gegliederten Rundbogen, eine in einen weiten gefältelten Mantel und Rock sowie eine plissierte, an der Vorderseite zu beiden Seiten bis knapp über den Boden in breiten, gesteiften Bändern herabfallende Haube gekleidete Frau, in den oberen Ecken und unter den profilierten Sockeln des Rundbogens vier Medaillons mit Vollwappen, am Rand auf eingetiefter Schriftleiste einzeilig erhaben ausgeführt umlaufend, unterbrochen durch die Wappen, der Sterbevermerk.

Maße: H. 212 cm, B. 118,5 cm, T. 20 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. Anno 15[..]a) De(n)b) // 27c) // [J]ulij Starbd) die Wole[dle und tug]entsame // Frawe / Barbarae) Von Leiptzigf) Heinric[h] · V(on) / Dorstadtg) // seliger nachgelasseneh) witwe der sele(n) Godt gnadei)

Wappen:
Dorstadt1)Leipzig2)
unbekannt3)unbekannt4)

Kommentar

Bei der Schrift handelt es sich um eine stark von der gotischen Minuskel beeinflusste Fraktur mit vielen verspielt-verschlungenen Versalien. Es finden sich unterschiedliche Formen der Buchstaben a, c, e, g und o. Daran zeigen sich neben geschwungenen linken Bögen solche mit einem gleichmäßigen Bogenverlauf oder Brechungen. Einen ähnlichen Formenreichtum findet man auch am r. Schaft- s, g und p werden unter die Grundlinie verlängert. Im letzten Abschnitt der Inschrift kommen gehäuft Bogenverbindungen vor. Einige Buchstaben werden hochgestellt. Ein Worttrenner kommt nur einmal vor, es handelt sich um eine Raute. Als i-Punkte werden kleine Zierbögen verwendet, die auch sonst schon einmal Buchstaben überwölben.

Vgl. zu weiteren Mitgliedern der Familien Leipzig und Dorstadt in Nr. 58, 130, 135 153, 173 und 182.

Textkritischer Apparat

  1. 15[..] Vermutlich, wie aus den Resten zu schließen ist 1597.
  2. Den] Durch einen Riß beschädigt.
  3. 27] Hinter dem Wappenmedaillon hochgestellt.
  4. Starb] Der erste Buchstabe beschädigt.
  5. Barbara] Das erste r über das erste a hochgestellt.
  6. Leiptzig] Ein Riß hinter dem ersten Buchstaben.
  7. Dorstadt] Die letzten vier Buchstaben hochgestellt.
  8. nachgelassene] Die Buchstaben durch Risse beschädigt.
  9. gnade] Der letzte Buchstabe hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Drei sitzende Bracken mit Halsbändern, HZ: auf einem Kissen mit Quasten ein sitzender Hund, den Kopf mit Straußenfedern besteckt; vgl. Siebmacher SaA, S. 38 mit Taf. 23; ebd. AnhA, S. 15 mit Taf. 8. Siehe zum Geschlecht auch Ledebur Bd. 1, S. 178; Kneschke Bd. 2, S. 556 f.
  2. Ein springender Fuchs, an Stelle der Lunte mit Hahnenfedern besteckt, HZ: der Fuchs wachsend; vgl. Siebmacher Sa, S. 37 mit Taf. 41; siehe zum Geschlecht auch Ledebur Bd. 2, S. 22; ebd. Bd. 3, S. 300; Kneschke Bd. 5, S. 450 f.; Ledebur 1847, S. 341; Adelslexikon Bd. 7, S. 253.
  3. Geteilt, HZ: über Wulst zwei Büffelhörner.
  4. Ein Spiegel mit Rand? HZ: offener Adlerflug, dazwischen drei Straußenfedern.

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 195 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0019500.