Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)

Nr. 127(†) Liebfrauen 1553

Beschreibung

Torbalken bzw. Türsturz; an der Westwand des Kreuzgangs im fünften Joch von Süden, ehemals am Haus Schuhstraße 5, schon 1910 im Architekturmuseum der Stadt am Ort ausgestellt; Holz; farbig gefaßt, in der Mitte geborsten, einige Bohrlöcher und Abplatzungen; die Mitte der Unterseite zeigt die sich fortsetzende Profilierung des Torbogens, darüber verläuft ein Rundsteg, über dem ein zweizeiliges, durch erhabene gratige Ränder zeilenhoch eingetieftes Schriftband mit der erhabenen Bauinschrift samt Datumsangabe (A) gelb auf Rot angebracht ist; die erste Zeile verläuft durchgehend, während die zweite durch den Bogenscheitel unterbrochen wird. Zu beiden Seiten der von Blattornamenten eingefaßten Inschrift sind Wappen angebracht. Am oberen Rand des linken (heraldisch rechten) Wappens die Initialen (B). Noch im Jahr 1910 war an der „Hinterfront des Hauses“, die offensichtlich noch stand, die rudimentäre Inschrift samt Jahreszahl (C †) zu lesen.

Ergänzung nach Arndt.

Maße: H. 41,5 cm, B. 253 cm, T. 20 cm, Bu. 9,5–10 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A, B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    AN(N)Oa) · DOMINI · 1553 · SIMONb) · HILDENSEMc) / DEN 28 // MAIVS

  2. B

    SH

  3. C †

    We...n A(nn)o j...

Übersetzung:

A: Im Jahre des Herrn 1553, den 28. Mai, Simon Hildensem.

Wappen:
Simon Hildesheim1)Hausmarke Hildesheim (?)2)

Kommentar

Die Schrift wirkt sehr schlank und gestreckt, Hasten-, Balken- und Bogenenden sind verbreitert. Die Serifenbildung ist nur leicht ausgeprägt. Der kurze Deckbalken des spitzen A steht beidseitig über, der Mittelbalken ist nach unten gebrochen. D ist an der linken oberen Seite offen. E kommt ausschließlich in kapitaler Form vor, der Mittelbalken ist etwas verkürzt, die Balkenenden schräg geschnitten. Der Bügel des Balkens des H zeigt nach unten, derjenige in der Schaftmitte des I nach rechts. Das kaum verbreiterte Balkenende des L endet linksschräg. Die Seitenhasten des M sind schräggestellt und leicht nach innen durchgebogen, der Mittelteil ist stark verkürzt. Die Enden der Schräghasten sind verbreitert und eingekerbt. Die Ausbuchtung des Schrägschaftes des N zeigt nach links unten. Das O hat mandelförmigen Charakter. Die Bogenenden des S sind stark verbreitert. Als Worttrenner dienen paragraphenzeichenförmige Quadrangel.

Der Türsturz gehörte ehemals zum Haus Schuhstraße Nr. 1054 bzw. später Nr. 5. Die Familie Hildesheim ist in Halberstadt über das gesamte 15. und 16. Jahrhundert ansässig, ein Simon läßt sich in der Form Simmen Hildesem am Schuhhof (vgl. Nr. 164) nachweisen, kommt in den Urkundenbüchern der Stadt jedoch nicht vor.3)

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Kürzungszeichen fehlt.
  2. SIMON] Statt eines Quadrangels folgt bei Kunze ein S.
  3. HILDENSEM] HILDENSEN Arndt.

Anmerkungen

  1. In Blau drei aufgestellte silberne Schabeisen (Schlichtmonde) mit goldenem Stiel 2:1, darüber die Buchstaben SH.
  2. In Rot die Hausmarke; vgl. Taf. 62 Nr. 9.
  3. UB Stadt Halberstadt Bd. 2, Register S. 490 f.; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Register S. 604; UB St. Johann, S. 629.

Nachweise

  1. Scheffer 1864, S. 14 (A).
  2. Arndt 1910 a, S. 94 (A).

Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 127(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0012704.