Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 149 Worthstr. 11 1617

Beschreibung

Haus, traufenständig, bestehend aus drei Geschossen und fünf Gefachen. Der drei Gefache breite rechte Hausteil ist erneuert. Die Inschriften sind auf den Schwellbalken des ersten (A) und des vorkragenden zweiten Obergeschosses (B) angebracht und mit Interpunktionszeichen versehen; auf einem Ständerfuß darüber eine Hausmarke (M53).

Maße: Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Inschriftenkommission Göttingen [1/3]

  1. A

    Wir bawen hir alle feste Vnd seind doch fremde geste. Da wir sollen Ewig sein,Da bawen wir gar weinig ein.An[no · ]a) 1617.

  2. B

    Zu diesem Hausz Herr Jesu Christ, Dein Segen gib Zu aller frist.Lasz alles daran gedein woll,So ist es deiner gnaden voll.Was dub) segenst bleibt bestehn,Ohn dein hulff thut alles vergehn.Hinrich Roseman.

Kommentar

Der Inschrift A zugrundeliegende Spruch über das diesseitige emsige Bauen von Häusern im Gegensatz zum vernachlässigten Streben nach dem ewigen Gut der Erlösung ist hier in seiner gängigen und in Inschriften des norddeutschen Bereichs nicht selten belegten Fassung rezipiert1). Am nächsten kommt er dem Text eines 1635 in Ingolstadt gedruckten katholischen Kirchenlieds2). Der Schneider Hinrich Rosemann aus Stendal erwarb 1607 das Bürgerrecht3) und stiftete 1611 eine Wappenscheibe für die St. Katharinenkapelle (vgl. Nr. 141). Eine Person dieses Namens war Mitglied der Kramergilde4).

Textkritischer Apparat

  1. An[no ·]] Die letzten beiden Buchstaben von An[no] verdeckt; Ergänzung nach Bonhoff.
  2. du] Bonhoff; da heutiger Befund.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 26 (Stadt Osnabrück), Nr. 154 (1586); siehe Wander 1, Sp. 254 Nr. 61. Zu diesem Spruch und einer ebenfalls in Goslar inschriftlich ausgeführten Sonderform vgl. Nr. 98.
  2. Wir Menschen bawen alle vest, vnd seind doch hie nur fremde gäst, [deß bessern theils vergessn wir sein,] dan wo wir sollen Ewig seyn, da bawen wir gar wenig ein. Text nach: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen, hg. von Karl Severin Meister, Bd. 2, bearb. von Wilhelm Bäumker, Freiburg 1883, ND Hildesheim 1962, Nr. 327.
  3. Goslarer Bürgerbuch 1, 1607/40.
  4. StA Goslar, Kopialbuch der Kramergilde 1281–1643, A 9581, S. 138 (1615), S. 140 (1616).

Nachweise

  1. Kdm. Stadt Goslar, S. 408.
  2. Andrae, S. 431.
  3. Bonhoff, Hausinschriften, S. 34.
  4. Griep, Bürgerhaus, S. 175.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 149 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0014908.