Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 148† St. Stephani 1617

Beschreibung

Grabdenkmal des Pastors Heinrich Temme. Genaueres über die Art der Gestaltung und die Ausführung der Inschrift ist nicht bekannt.

Inschrift nach Heineccius.

  1. יהוה צדקנוa)1)Est mors certa incerta dies incertior horaErgo mihi hunc cippum cura locare fuitOmnibus ut constet tua quod mihi vulnera ChristeIn verab) fuerint spesque salusque cruceTe colui vivus tua dogmata sumque professusQueis in agone mea est consolidanda fidesHinc mihi Majores Humili Tribuentur Honoresc)Amplior et merces fulgida in arce poliAh pie Christe veni quia non meliora sequenturTempora in hoc aevo Christe benigne veni

Übersetzung:

Jahwe, unsere Gerechtigkeit. Sicher ist der Tod, unsicher der Todestag, noch unsicherer die Todesstunde. So war meine Sorge, diesen Grabstein setzen zu lassen, damit allen gewiß ist, daß mir deine Wunden, Christus, am wahrhaftigen Kreuz Hoffnung und Heil waren. Ich habe dich verehrt, solange ich lebte, und mich zu deinen Lehren bekannt, die meinem Glauben in der Todesstunde Standfestigkeit geben sollen. Deshalb werden mir, der ich demütig bin, größere Ehren und bedeutenderer Lohn auf dem schimmernden Gipfel des Himmels zuteil werden. O gnädiger Christus, komm, weil auf dieser Welt keine besseren Zeiten folgen werden. Gütiger Christus, komm!

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Heinrich Temme, geboren am 6.12.1553 in Höxter und gestorben am 7.8.1617 in Goslar, hatte 1590 die erste Pfarrstelle an der Stephanikirche inne, 1598 wurde er Vize-Superintendent, danach Senior des geistlichen Ministeriums, d. h. Superintendent1). Während seiner Amtszeit war er an einer theologischen Kontroverse um calvinistische Tendenzen in Goslar beteiligt2). Im Jahr 1606 werden im Zusammenhang mit zwei Schuldverschreibungen des Rats bei Heinrich Temme dessen unver-heiratete Kinder aus seiner dritten Ehe mit seiner Frau Margarete genannt3). Zu seinem Nachfolger im Amt des Superintendenten wurde sein Schwiegersohn Johann Schönermark ernannt (vgl. Nr. 166). Nach Heineccius verfaßte Temme die Inschrift für sein Grabdenkmal selbst und ließ es in Stein ausführen.4)

Textkritischer Apparat

  1. יהוה צדקנו [יהוה צרקנו Heineccius.
  2. vera] varia Heineccius.
  3. Die Anfangsbuchstaben der letzten vier Wörter (majusculae literae nominis indices) stehen nach Heineccius, S. 556a, für Magister Henricus Temmius Huxariensis.

Anmerkungen

  1. Jer. 23,6.
  2. Hasselbring, Stephanikirche, S. 102; Meyer, Pastoren 1, S. 342; Crusius, S. 284. Zum Amt des senior ministerii vgl. Meyer, Pastoren 1, S. 335f.
  3. Dazu Hasselbring, Stephanikirche, S. 13f; Crusius, S. 275f, 284, 291; Heineccius, S. 553a–554a.
  4. StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1357a1 (1606 Juni 24), Nr. 1357A (gleiches Datum).
  5. Epitaphium quod sibi ipse vivus fecit lapidique incidendum curavit (Heineccius, S. 556a).

Nachweise

  1. Heineccius, S. 556b.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 148† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0014804.