Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 97 St. Cosmas und Damian zum Markte 1573

Beschreibung

Taufbecken, Messing mit Kupfereinsatz. Das pokalförmige Taufbecken mit aufgehängtem Deckel ist im südlichen Querschiff aufgestellt. Sechs Putten, drei nackte mit Hunden zwischen den Knien sowie drei halbbekleidete mit Kugeln in der rechten Hand, tragen den runden Fuß. Auf der hohen Zarge ist Inschrift A, die mit dem Goslarer Adler beginnt, erhaben vor vertieftem Hintergrund umlaufend angebracht; die Jahreszahl in halber Größe ist in die Fußfläche eingraviert. Auf dem Schaft sind in zwei Reihen übereinander kleine Apostelfiguren angeordnet, dazwischen auf einer Art Nodus, ebenfalls erhaben vor vertieftem Hintergrund, die Inschrift B, an deren Anfang das Meisterzeichen des Gießers Magnus Karsten (M41) steht. Auf der Beckenwandung sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament mit den dazugehörigen eingravierten Beischriften (C) zu sehen. Die ersten drei befinden sich auf Kartuschen innerhalb der Darstellungen, die übrigen auf Schriftbändern unterhalb der Bildfelder. Auf dem Deckel sind sechs Szenen zum Tod und zur Auferstehung Christi dargestellt, bei einer handelt es sich um die Kreuzigungsszene mit dem eingravierten Titulus D. In den Inschriften A und B, teilweise auch in C sind rautenförmige Worttrenner verwendet worden.

Maße: H. (ohne Deckel) 111 cm, Du. 94 cm, Bu. 4 cm (A), 2,5 cm (B), 0,8–1,4 cm (C), 1 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Inschriftenkommission Göttingen [1/3]

  1. A

    · HANS · KEGEL · VALENTIN · WITZENHVSEN · JOHANNES · LANTMAN · SINDT · THO DER · TIDT · VORSTENDER GEWESEN / 1573

  2. B

    · MANGNVS · KARSTEN · HAT · MICH · GEGOSSEN · THO · GOSLER · 15·7·3

  3. C

    DIT IS DE HISTO/RIEN VANA a) DER ARKEN · NOE // DIT IS DE HISTORIE/N VAN · JOHANNES · / DEN DOPER // DIE HISTORIA · DA / MOSES · DAS VOLCK / ISERAEL 60000 MA(N)b) // DIE HISTORIA DES BVNDES DER LADEN // DIE HISTORIA VAN · NAEMAN · DEM HAVPTMAN IN SIRIEN // DIE HISTORIA DAR LATET DE KINDER THO MI KAME(N)b)

  4. D

    INRI

Übersetzung:

Hans Kegel, Valentin Witzenhusen, Johannes Lantmann sind zu der Zeit Vorsteher gewesen. (A)

Magnus Karsten hat mich 1573 in Goslar gegossen. (B)

Kommentar

Weitere Werke konnten dem „hervorragenden Erzgießer“ Magnus Karsten bislang nicht sicher zugewiesen werden1). Wahrscheinlich ist er jedoch auch als Meister eines 1581 entstandenen, aus St. Simon und Judas stammenden Leuchters (Nr. 104) zu identifizieren. Magnus Karsten erwarb 1565 das Bürgerrecht in Goslar. 1567 ist er als Dingmann nachzuweisen2), 1573 erbaute er ein Haus in der Bergstraße (Nr. 96).

Hans Kegel war Ratsherr sowie Altermann und Vorsteher3) der Marktkirche St. Cosmas und Damian; er besaß 1570 ein Haus in der Schreiberstraße4). Johannes Lantmann war Diakon und Vorsteher5) an dieser Kirche, Valentin Witzenhusen Diakon, Ratsherr und 1581–1597 Bürgermeister6). Johannes Lantmann und Valentin Witzenhusen besaßen Häuser in der Marktstraße7).

Textkritischer Apparat

  1. VANA] Richtig VAN.
  2. Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. Zu Magnus Karsten vgl. Klaus Pechstein, Über den Erzgießer Magnus Karsten in Goslar, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1981, S. 80–83, Zitat S. 82.
  2. StA Goslar, Tafelamtsrechnung 1565, B 71, S. 16. Vgl. auch Pechstein (wie Anm. 1), S. 82.
  3. StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1218c (1549 Dez. 12); ebd., Marktkirche: Kirchenregister 1555–1557, B 6378, 1566; ebd., Urkunde Marktkirche Nr. 69b (1563 Mai 21); Nachweise von Dr. Sabine Graf, Göttingen.
  4. StA Goslar, Schoß-Register 1570 (Abschrift), Nachlaß Bonhoff Nr. 6, S. 2.
  5. StA Goslar, Marktkirche: Kirchenrechnungen 1567, B 6379: Kirchenrechnung das iar 67 belangen, von sontag Palmarum desselbigen anzuheben und seyn diaken verordnet und gebeten Johann Dronewulf, Johann Lantman, und nye zugebeten Valentyn Witzenhusen, Andreas Meyer; auch ebd., Marktkirche: Kirchenregister 1555–1557, B 6378, 1566; Nachweise von Dr. Sabine Graf, Göttingen.
  6. Vgl. Anm. 5; StA Goslar, Urkunde Stadt Goslar Nr. 1247d (1567 Juni 30), Nr. 1247e (1567 Juli 7); Crusius, S. 270.
  7. StA Goslar, Schoß-Register 1570 (Abschrift), Nachlaß Bonhoff Nr. 6, S. 2.

Nachweise

  1. Büsching, S. 272f.
  2. Mithoff, Archiv, S. 24.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 55f.
  4. Kdm. Stadt Goslar, S. 137.
  5. Bruchmann, S. 24; Tf. 21.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 97 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0009702.