Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 50† Göttingen, Paulinerkirche 1484 (?)

Beschreibung

Grabstein Bischof Bertholds. Vor dem Altar; die Schrift war bereits im 18 Jahrhundert fast unleserlich geworden.1)

Inschrift nach ZGB Göttingen.

  1. Anno Domini MCCCCXVIIII.a) feria quinta postJudica obiit reverendus Pater et Dominus, Do-minus Bartoldus, Episcopus Panadensisb), hicsepultus, cujus anima requiescat in pace. Amen.b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1419 am Donnerstag nach Judica starb der ehrwürdige Vater und Herr, Herr Berthold, Bischof Banados, der hier begraben ist. Seine Seele in Frieden möge ruhen in Frieden. Amen.

Datum: 6. April

Kommentar

Es handelt sich um Berthold von Oberg, Titularbischof von Banados,2) Suffragan von Konstantinopel.3) Er gehörte dem Dominikanerorden an, wurde 1468 von Papst Paul II. eingesetzt und hat sich in seinem Amt große Verdienste erworben. Im Alter resignierte er und zog sich in das Göttinger Paulinerkloster zurück, wo er verstorben ist.4) Der Ordenshistoriker P. v. Loë gibt als Todestag den 4. August 1484 an.5)

Das in der Inschrift falsch überlieferte Todesjahr 1419 ließe sich mit dem schlechten Zustand der Schrift erklären.6) Diese Lesung diente auch als Ausgangspunkt für einen Erklärungsversuch, demzufolge Berthold Prior des Paulinerklosters gewesen sein soll und in dieser Eigenschaft am Konstanzer Konzil teilgenommen habe. Nach der Rückkehr aus Konstanz sei er verstorben.7)

Loë war die Inschrift offensichtlich unbekannt. Daher können Johannes Wolfs Lesung und Jahreszahl (vgl. Anm. a) und die in der Inschrift verzeichnete Tagesangabe durchaus korrekt sein. Eine eindeutige Entscheidung ist nicht möglich.

Textkritischer Apparat

  1. MCCCCXCIIII Wolf.
  2. Fehlt Wolf.

Anmerkungen

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 90.
  2. Türkei, südlich von Tekirdag (Rodosto), vgl. Dumont, Mélanges d’archéologie et d’épigraphie 405 und Anm. 1.
  3. Eubel, Hierarchia Catholica Medii Aevi II, 211.
  4. Wolf, Eichsfeldia Docta 55ff.
  5. Loë, Statistisches über die Ordensprovinz Saxonia 26.
  6. Heumann, Poecile II, 46f. weist darauf hin, daß die Inschrift fast völlig zerstört sei.
  7. ZGB Göttingen II 3, S. 265.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 90 und II 3, S. 265.
  2. F. Lubecus, BL-Chronik II, S. 590.
  3. Dransfeld, Prodromus (handschriftlich auf der Rückseite des Titelblatts).
  4. Heumann, Poecile II, 46.
  5. J. Wolf, Eichsfeldia Docta 57.
  6. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 116.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 50† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0005008.