Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 437 Diözesanmuseum (1633)

Beschreibung

Fragment der Wappengrabplatte für den Generalvikar Wilhelm Sixtus Kepser. Im Depot. Ursprünglich im Dom Mariä Geburt und St. Korbinian, vermutlich im inneren nördlichen Seitenschiff in der Kepser-Kapelle nahe dem Epitaph1) im Boden. Wohl im Zuge der Erneuerung des Bodens 1842 abgegangen, das Fragment zu unbestimmtem Zeitpunkt an den heutigen Standort gelangt (Inv.-Nr. F 43). Adneter Kalkstein. Im oberen Drittel der Platte die Grabinschrift (I); im unteren Drittel eine weitere erhaben gearbeitete Inschrift (II); im Mittelfeld das Wappen in einem hochovalen Medaillon, in den Restflächen Vanitassymbole: links ein Stundenglas auf einem Totenschädel stehend, rechts oben Schaufel und Sense überkreuzt, rechts unten zwei überkreuzte Knochen.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Beschreibung nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Maße des Fragments: H. 52 cm, B. 17 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

I. Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. SOLI DEO GLORIAa) / GUILELMUS SIXTUS KEPSER / S(ACRO) S(ANCTAE) THEOLOGIAE D(OCTOR) PROTONOTARIUS / AP(O)S(TO)LICUS COMES PALATINUS / HUIUS ECCL(ES)IAE CAN(ONI)C(US) ET CONSILIARI(US) / FRISING(ENSIS) MORTU(US) A(NN)O 〈– – –〉

Übersetzung:

Gott allein die Ehre. Wilhelm Sixtus Kepser, Doktor der heiligen Theologie, Apostolischer Protonotar, Pfalzgraf, Kanoniker dieser Kirche und Freisinger Rat, gestorben im Jahre ...

II. Ergänzung nach AEM H 477.

  1. [NE VIATO]R M[ISEREREb), EGO JAM TREDECI]M AN[(N)OSc) JACUI, PRIUSQUAM H]IC LO[CId) LACEREMe) : MORBORUM] EN[IMf) AGMEN ME VERO MORTIg) ETIAM BENEFICIUM DEBEO AETERNE QUIETI ME REDDITITh)]

Übersetzung:

Wundere dich nicht (?), Wanderer: Ich lag schon dreizehn Jahre krank, bevor ich an diesem Ort zu liegen kam, denn (da war) eine Schar von Krankheiten. Fürwahr, ich verdanke dem Tod eine Wohltat. Er gab mir die ewige Ruhe zurück.

 
Wappen:
Kepser2).

Kommentar

Ein im Diözesanmuseum erhaltenes Inschriftenfragment kann anhand der Buchstabenreste eindeutig der Grabplatte für Wilhelm Sixtus Kepser zugeordnet werden. Allerdings lassen sich aufgrund des nur wenige Buchstaben umfassenden Textausschnitts weder Rückschlüsse auf die genaue Zeilentrennung ziehen, noch ergeben sich Anhaltspunkte zur Klärung der strittigen Textpassage ab LACEREM.

Wilhelm Sixtus Kepser starb am 16. Mai 16333). Ob das Todesdatum zur Zeit der Aufnahme durch den Kopisten zerstört war, oder ursprünglich nicht eingetragen war, muß offen bleiben4). Am 20. Juni 1633 wurde auf Veranlassung der drei Schwestern des Verstorbenen – Catharina, verh. Aicher, Anna, verh. Auerbach, und Maria Maximiliana, ledig – vom Domprediger und Gründer des Freisinger Franziskanerklosters, Franciscus Aempherle, eine Leichenpredigt gehalten, die noch im selben Jahr im Druck erschien5).

Weitere biographische Angaben zu Wilhelm Sixtus Kepser vgl. Nr. 415.

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile zentriert gesetzt.
  2. Wohl irriger Wortlaut statt Me viator miserere … (Erbarme dich meiner, Wanderer …) oder Ne viator mirere … (Wundere dich nicht, Wanderer …) in HVO Ms. 318.
  3. Von N noch der linke Schaft vorhanden.
  4. Von O noch ein Teil der linken Bogenlinie vorhanden.
  5. AEM H 477 und HVO Ms. 318 irrig: lacerem, wohl korrekt bei HVF U XI 11: jacerem. In H 477 nachfolgend später durch Heckenstaller gestrichene irrige Textstelle morborum enim agerem, danach die korrekte Lesung morborum enim agmen; HVF U XI 11 ohne die gestrichene Erstfassung dieser Stelle.
  6. Von EN noch Teile des oberen Drittels vorhanden.
  7. Nachfolgender Text fehlt in HVF U XI 11.
  8. Sic, korrekt in HVO Ms. 318: reddidit.

Anmerkungen

  1. Dessen Standort nach Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 372.
  2. Geteilt von Blau und Gold, darüber aus einem grünen Dreiberg emporwachsend eine rote, grün beblätterte Blume, vgl. Nr. 241, 435†, 438, 443†, 455†.
  3. Aempherle, Klägliche Histori 18; Bugniet, Versuch 86f.; Weinhart, Renovation 14; Hoffmann, Altarausstattung 522.
  4. Prechtl nimmt an, der Nachtrag des Todesdatums sei in den Wirren des 30jährigen Krieges vergessen worden, s. Prechtl, Wohlthätigkeitsanstalten 105.
  5. Aempherle, Klägliche Histori; s. auch AK Freising 1989, 420 Nr. VI.28 (Benker: Franciscus Aempherle OFM, Weegweiser zum ewigen Leben). Zu Maria Maximiliana Kepser vgl. Nr. 455†.

Nachweise

  1. HVO Ms. 318 fol. 84r; AEM H 477 p. 764; HVF U XI 11 p. 20 Nr. 136; Glaser, Grabsteinbuch 373, Nr. 201.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 437 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0043705.