Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 433† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1632

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Domkustos Christoph Rehlinger. Im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Michaelskapelle im Boden. Wohl bei der Erneuerung des Bodens 1842 abgegangen. In den oberen zwei Dritteln der Platte die Grabinschrift; im Feld darunter das Vollwappen in einem Kranzmedaillon, die Restflächen mit ornamentalem Blattwerk und Blüten gefüllt.

Standort nach BSB Cgm 1716, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Christophorus Relinger Patrici(us) Augustan(us) / V(triusque) I(uris) D(octor)a) huius Eccl(esi)ae Canonicus Scholasticus / officialis etb) Custos ad Sanctum Vitumc) / Praepositus . Jll(ustrissi)morume) etb) Rev(erendissi)morumd) Ep(iscop)orum Stephani / ete) Viti Adami Consiliariusf). post / occupatam ab hoste sueco Urbem / frising(ensem) An(n)o Chr(ist)i . M . DCXXXII aetatis / suae LXIV.g) die [..]h) men(sis) Aug(usti) humanis / erept(us) in sequentes brevi maiores / ad huc belli calamitates effugit et / pacem invenit quam ei Deus det / Sempiternam.

Übersetzung:

Christoph Rehlinger, Augsburger Patrizier und Doktor beider Rechte, Kanoniker dieser Kirche, Scholaster, Offizial und Kustos bei St. Veit, Propst, Rat der erlauchtesten und hochwürdigsten Bischöfe Stephan und Veit Adam. Nachdem die Stadt Freising durch den schwedischen Feind besetzt worden war, wurde er im Jahre Christi 1632 im Alter von 64 Jahren am ... Tag des August dem Menschlichen entrissen und entging (so) den größeren Leiden des Krieges, die bald darauf folgten. Und er fand den ewigen Frieden, den ihm Gott gebe.

Wappen:
Rehlinger1).

Kommentar

Christoph Rehlinger kam am 19. Oktober 1568 als Sproß einer Augsburger Patrizierfamilie zur Welt2). Er entstammte der 1553 geschlossenen Ehe des Sebastian Christoph Rehlinger zu Horgau mit Anna, geb. Vogel von Seissenhausen3). 1590 wurde er Domherr in Freising und immatrikulierte sich 1597 an der Universität Dillingen4) sowie 1598 und 1601 an der Universität Ingolstadt5). Ab 1607 bekleidete er das Amt des Stiftspropstes zu St. Veit6), ab 1608 war er Domkapitular, Offizial und Domkustos, ab 1610 Domscholaster7). Christoph Rehlinger starb am 8. August 1632 in Augsburg während der schwedischen Besatzung8). Von ihm sind gestiftete Jahrtagsmessen an die Domkirche (1595)9), nach St. Veit (1614)10) sowie nach Weihenstephan11) überliefert.

In seinem Testament vom 26. März 1629, das sich erhalten hat, verfügte Rehlinger, man solle nach seinem Tod ainen Grabstain, wie bei meines gleichen gebräuchig, in die wand setzen, und ein klaines stainlen auf den boden legen lassen, mit hieunden verzaichneten schrüfften, und erhöchten buechstaben: HVMANAE . SORTIS . MEMOR . O . MORITVRE . VIATOR QVAS . PETIS . HAS . NOSTRIS . MANIBVS . ADDE . PRECES . Under diese Schrifft soll das schiltlen mit denen Röhlingerischen wappen allain, und zwischen den zween Sparren, oder spitzen der Buechstaben │C│ ausgehauen werden12). Da eine Bodenplatte mit diesem Text in keiner einzigen Kopiale aufgeführt wird, dürfte ihre Ausführung unterblieben sein.

Dagegen existierte im äußeren nördlichen Seitenschiff vor dem Michaels-und-Castulus-Altar eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Christophorus de Rechling D(octo)r Can(onicus) et Schol(asticus) O(biit) A(nn)o 1632. 8. Aug(usti)13). Die Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1842 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1717, AEM H 76: J(uris) U(triusque) D(octor).
  2. et-Ligatur in Form von &.
  3. BSB Cgm 1717, AEM H 482a, AEM H 76: Custos : S(ancti) Viti.
  4. Endung morum hochgestellt.
  5. BSB Cgm 1717: et fehlt.
  6. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 482a: Nach Consiliarius endet der Text mit obiit a(nn)o . 1632 . die mensis Augusti aetatis suae . 64.
  7. AEM H 477: 64.
  8. Tagesangabe beim Original zum Zeitpunkt der kopialen Erfassung wohl unleserlich, nach AEM H 76: die 8va mensis aug(usti).

Anmerkungen

  1. Bay 53 (Tafel 54).
  2. GHBy VII 296.
  3. GHBy VII 297.
  4. Matrikel Dillingen I 237, 1597 Nr. 53.
  5. Mederer, Annales II 153; Matrikel LMU I Sp. 1379 Z. 26, 19. August 1598; desgl. II,1 Sp. 14 Z. 19, 26. Juni 1601.
  6. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Viti Frisingae fol. 24v; AEM FS 118 p. 106; Prechtl, St. Veit 101.
  7. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 46r; Deutinger, Schulwesen 513.
  8. AEM H 76 p. p. 315 Nr. 334, p. 338; Deutinger, Schulwesen 513.
  9. BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 35r.
  10. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 183; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 63 fol. 33r.
  11. BSB Clm 1026 fol. 71v.
  12. AEM DK 177, Testament des Christoph Rehlinger p. 12.
  13. BSB Oefeleana 10 IV p. 34; AEM H 76 p. 316, 317; Schlecht, Inschriften II 6 Nr. 71.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 46r; BSB Cgm 1724 p. 204 Nr. 43; BSB Cgm 1717 p. 737; AEM H 482a p. 734; BSB Cgm 1718 p. 356f.; AEM H 76 p. 315 Nr. 34, p. 338; HVO Ms. 318 fol. 85r; AEM H 477 p. 764; AEM H 465 fol. 200v; AEM H 466; Deutinger, Schulwesen 513; HVF U XI 11 p. 20 Nr. 137; Glaser, Grabsteinbuch 374f. Nr. 204.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 433† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0043303.