Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 272 Domkreuzgang 1566

Beschreibung

Epitaph für den Domkapitular Michael Wagner. Im Südflügel im vierten Joch an der Nordwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Südflügel, seit 1716 am heutigen Standort. Solnhofer Kalkstein. Als Rahmung des Bildfeldes eine Ädikula, im Giebel ursprünglich ein Nomen Sacrum und das Entstehungsjahr des Denkmals (II), im linken oberen Zwickel eine heute verlorene zweizeilige Inschrift1) (I). In der Mitte des Bildfeldes Darstellung des Kruzifixes mit Titulus (III); links davon der Verstorbene als kniender Orant im Chorgewand mit Almucia, über ihm ein Schriftband (IV), vor ihm ein Buch am Boden; rechts sein Vollwappen. Unter dem Bildfeld auf einer Tafel die Grabinschrift (V). Großflächig schadhaft, besonders die Mitte und das linke obere Viertel der Platte betroffen; die Inschrift vor allem in den Randbereichen stark verwittert; auf der linken Seite der Schrifttafel ein diagonaler Riß.

Ergänzt nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Maße: H. 100 cm, B. 60 cm, Bu. 4 cm (II), 1,3 cm (III), 1,5 cm (IV, V).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    – – –] · / [– – –a)

  2. II.

    [· 15 IE(SV)S]b) 66 ·

  3. III.

    [IN]RI

  4. IV.

    [MISERERE] // MEI // DEVSc)

  5. V.

    D(EO) · O(PTIMO) · S(ACRVM)d) · / [MI]CHAEL WAGNERVS GERLFINGENSISe) · S(ACRO) S(ANCTAE) · THEOLOG[IAE DOC/TOR] PROFESSOR ET PASTOR OLIM INGOLSTADII OPT(IME) [MERIT(VS) / IND]E FRISINGAM SVMMAE ECCLESIAE CANONICVS, ET [REV(EREND)/IS]SIMI CONSILIARIVS EVOCATVS. CVM VTRIQVÈ OFFIC[IO / A(NN)]OS QVINQVE CVM LAVDE PRAEFVISSET, VITAM CVM M[ORTE / PLAC]IDE COMMVTAVIT · V · DIE MAII ANNO M · D · LXV · HAERED[ES / MOES]TI PIETATIS ERGÒ HOC MONVMENTVM F(IERI) ET P(ONI) CVR(AVERVNT)

Übersetzung:

Erbarme dich meiner, Gott. (IV) Dem besten Gott geweiht. Michael Wagner aus Gerolfingen, Doktor der allerheiligsten Theologie, einst Professor und Pfarrer in Ingolstadt, wurde nach ausgezeichneten Verdiensten von dort als Kanoniker der Domkirche und Rat des Hochwürdigsten nach Freising berufen. Nachdem er lobenswert fünf Jahre lang beiden Ämtern vorgestanden war, hat er am fünften Tag des Mai im Jahre 1565 friedlich das Leben mit dem Tod vertauscht. Die traurigen Erben ließen aus Frömmigkeit dieses Monument errichten und setzen. (V)

Wappen:
Wagner2).

Kommentar

Michael Wagner stammte laut Inschrift aus Gerolfingen3). Er begann 1532 in Ingolstadt ein Studium der Artes, daran anknüpfend absolvierte er das Studium der Theologie bei Johannes Eck, das er 1548 mit der Promotion abschloß4). 1553 erhielt er in Ingolstadt eine Professur, die er 1561 resignierte, daneben war er mehrfach Rektor und Vizerektor der dortigen Universität. 1556 wurde er von Herzog Albrecht V. zum Pfarrer von St. Moritz in Ingolstadt ernannt5). Dort blieb er bis 1562 im Amt. Nachdem er bereits 1559 ein Kanonikat am Freisinger Domstift erlangt hatte, wurde er 1564 Kapitular6).

Textkritischer Apparat

  1. Von der zweizeiligen Inschrift nur noch minimale Reste vorhanden, am Ende der ersten Zeile ein dreieckiges Worttrennzeichen.
  2. Gekürzt: IHS.
  3. Unterbrechungen durch Knicke des Schriftbandes.
  4. Die erste Zeile zentriert gesetzt.
  5. Sic, für Gerolfingensis.

Anmerkungen

  1. Diese Inschrift war offenbar schon zu Zeiten von Oefele nicht mehr lesbar, sie wird von ihm nicht angeführt, vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 106f.
  2. Schräggeteilt, vorne dreimal geteilt, hinten ein halbes Rad aus der Trennlinie hervorwachsend.
  3. Gerolfingen, Lkr. Ansbach, Mfr.
  4. Matrikel LMU I Sp. 511 Z. 33, 3. Juni 1532; AEM H 64 p. 674.
  5. Matrikel LMU I Sp. 713 Z. 14, Rektor im WS 1554/55; Sp. 725 Z. 2, Vizerektor im SS 1555; Sp. 759 Z. 10, Vizerektor im WS 1557/58; Sp. 777 Z. 20, Vizerektor im WS 1558/59.
  6. Biographisches Lexikon LMU 462; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 68v.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 106f.; AEM H 482a p. 626, 982f.; BSB Cgm 1718 493f., 2 nach p. 494; AEM H 76 p. 333; AEM H 64 p. 619; HVO Ms. 318 fol. 77r; AEM H 477 p. 757; AEM H 61 p. 212; AEM H 465 fol. 262r, 262v, 264r; HVF U XI 11 p. 15 Nr. 113; Schlecht, Inschriften III 87 Nr. 58; Glaser, Grabsteinbuch 362f., Nr. 175.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 272 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0027201.