Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 264 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1563

Beschreibung

Glocke, sog. „Dreierin“ oder Alexanderglocke, mit Künstlerinschrift, Stifterinschrift und Glockenrede. Im Glockenhaus des Nordturms. Bronze. 1563 Guß durch Wolfgang Steger, München; 1943 Abnahme und Transport nach Hamburg zum Einschmelzen, 1947 Rückholung, ab 1955 Leihgabe für die Pallottinerkirche St. Johannes d. T., seit November 2007 wieder am ursprünglichen Standort1). Krone mit sechs Bügeln; an der Schulter zwischen einem Kordelsteg und einem normalen Steg umlaufende Schrift (I), darunter gotischer Kleeblattbogenfries; auf der Flanke das Wappen von Bischof Moritz von Sandizell im hochovalen Blattkranz, darunter Schrifttafel mit geschweiftem Rahmen (II); gegenüber Relief einer Mondsichelmadonna in Halbfigur; am Übergang zum Wolm drei Stege; auf dem Schlagring zwischen zwei Kordelstegen eine weitere umlaufende Schrift (III).

Maße: H. 75 cm, D. 91 cm, Bu. 2,4 cm (I), 0,9-1,1 cm (II), 2,3 cm (III), Gew. 468 kg2).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    QVOD SVMVS ID PENITVS SVMVS INGENVA ARTE STEGERI

  2. II.

    ANNOa) D(OMI)NIa) . M D LXIIIa) . INCENDIO CONSVMPTA FVIa), / MAVRITIVSa) EPISCOPVSa), EX FAMILIAa) SANDICELLANAa), / EODEM ANNO ME CVM SEPTEM ALIIS RESTITVI FECITb).

  3. III.

    + DVRA LICET SIMVS SILICE ERVTA MACHINA, NOBISARS TAMEN HANC FORMANc) CONDIDIT ARTIFICISd)· 1 · 5 · 63

Übersetzung:

Was wir sind, das sind wir ganz und gar durch die edle Kunst des Steger. (I)

Im Jahre des Herrn 1563 wurde ich durch einen Brand vernichtet, Bischof Moritz aus der Familie Sandizell ließ mich in eben jenem Jahr mit den sieben Anderen wiederherstellen. (II)

Wenn wir auch durch hartes Gerät aus rauhem Erzgestein hervorgeholt sein mögen, dennoch schuf die Kunstfertigkeit des Meisters für uns diese Form. (III)

Versmaß: Hexameter. (I)  Distichon. (III Z. 1-2)

Wappen:
Bischof Moritz von Sandizell3).

Kommentar

Die Glocke wurde gemeinsam mit sieben weiteren Glocken im Auftrag des Bischofs Moritz von Sandizell (1559–1566, Nr. 274) für den Nordturm des Freisinger Domes angefertigt, s. auch Nr. 259263, 265, 266.

Die in Haberstocks Konzept unter III (in seiner Abfolge die „Sechserin“) und VI (in seiner Abfolge die „Dreierin“) vorgesehenen Inschriften wurden in der Ausführung bei der jeweils anderen Glocke angebracht (jeweils als Text II), s. Nr. 2614).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Versal.
  2. Vergrößerter Versal; nachfolgendes Worttrennzeichen in Form eines kleinen Dreiecks.
  3. Sic, irrig für FORMAM. Von F nur der untere Teil des Schaftes ausgegossen.
  4. Nachfolgende Trennzeichen zwischen den Ziffern in Form kleiner Dreiecke.

Anmerkungen

  1. Koch, Domglocken-Projekt.
  2. Ermittlung der Maßangaben während der Restaurierung 2007 bei der Fa. Perner, Passau, vgl. den Abschnitt „Geläut“ zum Eintrag „Freisinger Dom“ in www.wikipedia.de.
  3. Quadriert, 1/4. Hochstift Freising (Bi 46, Tafel 76), 2/3. Sandizell (Bay 20, Tafel 14); Helmzierden: Hochstift Freising, Sandizell.
  4. BayHStA HL 3 Fasz. 155/13.

Nachweise

  1. BayHStA HL 3 Fasz. 155/13; AEM H 76 p. 128; Glockenkunde der Erzdiöcese 127 Nr. 3; Seeanner, Glocken 77; GNM Glockenatlas Oberbayern, Nr. 19/8/5; Brenninger, Glocken 159 Nr. 1.1.7 Nachtrag.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 264 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0026400.